Mit dem „Kompetenzzentrum Klima“ werden in Sachsen Ideen lebendig


Die Kommunen müssen sehr viel stemmen: Der Veränderungsdruck durch den Klimawandel ist hoch, in einigen Regionen kommt der Kohleausstieg dazu. Sachsen hilft auf dem Zukunftsweg mit dem Projekt „Kompetenzzentrum Klima“.

Kompetenzzentrum Klima
Eine Möglichkeit der Anpassung an den Klimawandel: Fassadenbegrünung als Hitze- und Sonnenschutz in Halle (Saale). Foto: Marlene Pollok

Der Beschluss des Kohleausstiegsgesetzes sorgt für einen Wandel der sozialen und wirtschaftlichen Strukturen in den Braunkohleregionen. Parallel zum Kohleausstieg hat auch der Klimawandel teils massive Auswirkungen auf die natürlichen Lebensgrundlagen. Das vom Bund geförderte STARK-Projekt „Kompetenzzentrum Klima“ unterstützt Kommunen in den sächsischen Kohleausstiegsregionen dabei, Ideen zur Klimaanpassung und zum Klimaschutz in konkrete Projekte umzusetzen.

In den vergangenen 30 Jahren gab es in den Strukturwandelregionen Sachsens einen spürbaren Anstieg an Hitzetagen, Dürreperioden und Starkregenereignissen. Der Umschwung geht mit einer Verschiebung von Sommer- zu Winterniederschlägen einher, wodurch sich die Gefahr frühzeitiger Dürren erhöht. Die Zahl der Hitzetage nimmt zu, die Dürren halten länger an. Zudem gibt es weniger Frosttage im Winter und einen immer früherer Vegetationsbeginn mit der Gefahr von Spätfrösten im Frühjahr. Dieser Trend wird sich in den kommenden Jahrzehnten fortsetzen.

Klimaentwicklung konkret vor Ort

Für eine genauere Abschätzung von Risiken steht Gemeinden in Sachsen die Onlineplattform Regionales Klimainformationssystem (ReKIS, www.rekis.org) zur Verfügung. Hier können sie sich anhand von „Klimasteckbriefen“ über erwartbare Hitze-, Frost- oder Starkregentage informieren, und sie erhalten erste Handlungsempfehlungen für ihre Gebiete.

Bei weiteren, konkreten Fragen zu Klimaveränderungen und zur Anpassung an die Folgen von Hitze, Trockenheit, Starkregen oder Hochwasser assistiert den Kommunen das „Kompetenzzentrum Klima“ im Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG). Es berät und unterstützt bei der Analyse von Gefahren und Potenzialen sowie der Suche nach geeigneten Finanzierungsmöglichkeiten, um Ideen und Pläne umzusetzen.

Zudem hilft das Team, Leistungsausschreibungen zu gestalten, Fördermittel zu beantragen und die Maßnahmen final umzusetzen. Je nach Schwerpunkt des kommunalen Anliegens wird auch der Kontakt zu Experten vermittelt.

Ziel des gesamten Teams ist es, mit der Verwaltung sowie den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort maßgeschneiderte Projekte und Aktionen zu entwickeln, die dem Klimaschutz dienen und den Kommunen helfen, sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen. Unerlässlich ist dafür der direkte Kontakt. Deshalb ist das Team in den Strukturwandelregionen unterwegs und berät vor Ort.

Da viele Kommunen mit zahlreichen anderen aktuellen und kommenden Pflichtaufgaben ausgelastet sind, gewinnt das Thema Klimaanpassung − trotz des Bedarfs − erst langsam an Priorität. So haben bisher nur wenige sächsische Kommunen Klima- oder Energiemanager, oder sie haben Probleme, diese befristeten Stellen schnell zu besetzen. Hinzu kommen Schwierigkeiten bei der Finanzierung, da trotz Förderung oft die kommunalen Eigenmittel nicht ausreichen.


Stark vernetzt

Das „Kompetenzzentrum Klima“ ist innerhalb des Landesamts für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie mit dem Fachzentrum Klima und weiteren Partnerprojekten wie „RegioNet Wasser Boden“ und dem Kompetenzzentrum Nachhaltige Landwirtschaft vernetzt. Extern arbeitet es unter anderem mit der Sächsischen Energieagentur (SAENA), dem Zentrum für Klimaanpassung (ZKA) und lokalen Akteuren zusammen. Dazu zählen die Entwicklungsgesellschaft Niederschlesische Oberlausitz & Flächenentwicklungsgesellschaft Landkreis Görlitz mbH (ENO) oder das Wurzener Land-Werk. Mehr Infos auf https://www.klima.sachsen.de/kompetenzzentrum-klima-26679.html


Austausch mit Nachbargemeinden

Hier setzt der Ideenwettbewerb des Kompetenzzentrums Klima an, an dem bereits verschiedene Kommunen Interesse zeigen. Bis 30. September 2024 können auch noch Ideen eingereicht werden. Vorgestellt wurde der Ideenwettbewerb unter anderem auf zwei Auftaktveranstaltungen im Juni 2024 in Görlitz und Leipzig, bei denen auch erste Kontakte zu kommunalen Vertretern geknüpft wurden.

Das „Kompetenzzentrum Klima“ unterstützt bereits erste Kommunen bei den Themen Starkregen, Finanzierung, Bürgerpark und Begrünung. Es empfiehlt ihnen den Blick über den Tellerrand zu Nachbar- und Partnergemeinden, die dabei helfen können, selbst Ideen zur Klimaanpassung zu entwickeln.

Zudem sollten sie Aktivitäten und Erfolge sichtbar machen und beim Aufbringen des Eigenanteils kreativ werden, etwa durch Bürgerbeteiligung, Vereinsmitarbeit und Spenden oder Crowdfundingaktionen. Nachhaltige Finanzierungsgrundlagen für Klimawandelprojekte können durch Kommunalabgaben aus Wind- und Solarparks gelegt werden.


Die Autorin

Frances Pusch ist Referentin im Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie.


Frances Pusch

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