Wie sich die Beleuchtung von Verwaltungsgebäuden effizient und umweltfreundlich gestalten lässt

Von LED-Retrofitting bis Leuchtentausch: Welche Umrüststrategien für veraltete Infrastrukturen gibt es? In welchen Fällen macht welche Methode Sinn? Wie lassen sich Kosten sparen? Beleuchtungsexperte Tobias Decker ordnet ein.

Wie sich die Beleuchtung von Verwaltungsgebäuden effizient und umweltfreundlich gestalten lässt
Dreifach wichtig: Die Beleuchtung von Verwaltungsgebäuden spielt eine Rolle für Gesundheit und Wohlbefinden – zudem ist sie ein Umwelt- und Kostenfaktor. Foto: Adobe Stock/Melinda Nagy.

In Verwaltungsgebäuden entfallen rund 20 Prozent des Energieverbrauchs auf die Beleuchtung – ein oft
unterschätzter Faktor. Dabei zählt die Beleuchtungssanierung zu den rentabelsten Einsparmaßnahmen in öffentlichen Gebäuden: Moderne Beleuchtungssysteme amortisieren sich schnell und entlasten mittelfristig den kommunalen Haushalt.

Neben geringeren Betriebskosten trägt eine Sanierung zu einer nachhaltigeren Gebäudebewirtschaftung und zur Einhaltung gesetzlicher Vorgaben bei. Das Spektrum der Maßnahmen umfasst einfache Retrofit-Lösungen ebenso wie den vollständigen Austausch der Leuchten.

Die Wahl der richtigen Umrüststrategie hängt von verschiedenen Faktoren ab. Dazu gehören der Aufbau und der Zustand der bestehenden Beleuchtung, das verfügbare Budget und die angestrebten Einsparpotenziale. Grundsätzlich stehen verschiedene Methoden zur Verfügung.

Da ist zum einen LED-Retrofit: Bei dieser Methode werden Leuchtstoffröhren durch LED-Retrofitröhren ersetzt. Dies ist die einfachste und kostengünstigste Lösung, da keine baulichen Änderungen erforderlich sind. Die Herausforderungen: Diese Methode bietet zwar geringe Investitionskosten, doch die Effizienzgewinne sind geringer als bei den anderen Methoden. Zudem sind zahlreiche elektrische Vorschaltgeräte (EVG) mit Retrofit-LEDs inkompatibel. Auch die Lichtverteilung kann sich ändern, was zu einer veränderten Ausleuchtung führen kann. Die Qualität der LED-Röhren ist entscheidend für die Langlebigkeit und die Lichtausbeute. Bei älteren Leuchten können brüchige Bauteile eine Nachrüstung zusätzlich erschweren.

Die zweite Methode ist LED-Konversion. Hier werden alte Vorschaltgeräte entfernt und die Netzspannung direkt an die vorhandenen Fassungen angeschlossen. Diese Methode erhöht die Energieeffizienz erheblich, erfordert jedoch einen Umbau der vorhandenen Leuchte.

Die Herausforderungen in diesem Fall: Da eine direkte elektrische Anpassung erfolgt, ist der Installationsaufwand höher als bei Retrofit-Lösungen. Eine Risikobewertung durch einen Elektroinstallateur ist erforderlich, was möglicherweise zu einer neuen CE-Kennzeichnung führt. Trotz eines im vergangenen Jahr veröffentlichten Whitepapers des Verbands der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI) bestehen weiterhin Unsicherheiten hinsichtlich der genauen Bewertungskriterien.

Eine weitere Möglichkeit sind LED-Nachrüstplatinen. Bei dieser Methode werden LED-Platinen mit LED-Treibern in bestehende Leuchtengehäuse integriert. Die Integration erfolgt durch magnetische Halterungen oder durch Klebestreifen. Der Vorteil dieser Methode besteht darin, dass das Leuchtengehäuse erhalten bleibt, während die Elektronik vollständig modernisiert wird. Diese Methode eignet sich besonders für architektonisch anspruchsvolle Leuchten, sofern passende Nachrüstsätze verfügbar sind.
Die Herausforderungen bei den Nachrüstplatinen: Sie erfordern noch mal höheren Aufwand, da in der bestehenden Leuchte neben der Platine meist ein neuer LED-Treiber installiert werden muss. Bisher sind zudem nicht für alle Leuchtentypen passende Module verfügbar das macht die Nachrüstung in manchen Fällen unwirtschaftlich. Die Lichtverteilung bleibt durch die ursprüngliche Bauweise der Leuchte begrenzt vorhersagbar.

Hocheffizient durch Leuchtentausch

Die vierte Möglichkeit ist der Leuchtentausch. Bei dieser Methode werden alte Leuchten vollständig durch moderne LED-Leuchten ersetzt. Dies ermöglicht maximale Effizienzgewinne und eine optimale Lichtqualität. Die Herausforderungen: Der Planungsaufwand ist höher als bei anderen Methoden, da in einigen Anwendungsszenarien eine neue Lichtplanung erforderlich ist, um die gesetzlich geforderte Beleuchtungsstärke sicherzustellen. Die anfängliche Investition ist größer, insbesondere wenn zusätzliche bauliche Maßnahmen wie Deckenanpassungen notwendig sind. Inzwischen gibt es jedoch zahlreiche LED-Leuchten auf dem Markt, sodass im Idealfall ein Austausch ohne großen baulichen Aufwand möglich ist.

Optimal mit smarter Lichtsteuerung

Moderne Lichtsteuerungen ermöglichen eine bedarfsorientierte Steuerung und tragen somit zur Reduktion des Energieverbrauchs bei. Bewegungssensoren, Dämmerungsschalter und smarte Systeme stellen sicher, dass das Licht nur dann genutzt wird, wenn es tatsächlich benötigt wird. Präsenzmeldesysteme lassen sich vor allem bei Kernsanierungen nachrüsten. Für eine minimalinvasive Modernisierung sind vernetzte, zentral installierte Steuerungen, die im laufenden Betrieb nachgerüstet werden können, oft die effizientere Lösung besonders in älteren Bestandsgebäuden.

Welche Maßnahme die kosteneffizienteste ist, hängt stark von den örtlichen Gegebenheiten ab. Oft ist eine Kombination verschiedener Methoden ideal. Intelligente Steuerungen verstärken die Einsparpotenziale zusätzlich. Eine professionelle Lichtplanung stellt sicher, dass nach der Umrüstung maximale Effizienz erreicht wird. Eine individuelle Beratung durch einen spezialisierten Dienstleister hilft Kommunen, die optimale Strategie zu finden und langfristig Geld einzusparen.


Der Autor

Tobias Decker ist Geschäftsführer der Effinigo GmbH in Saarbrücken.


Tobias Decker

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