Bei Solaranlagen auf öffentlichen Dächern ist noch Luft nach oben, das streicht PV-Experte Ralph Stemper heraus: Dort könnten deutlich mehr Solaranlagen installiert werden. Nicht nur für kleinere Gemeinden, aber gerade für sie ist es oft nicht leicht, die Herausforderungen dafür zu stemmen – doch es gibt Wege.
Der Solarausbau in Deutschland schreitet voran. Während der Zubau privater Dachanlagen im Vergleich zum Vorjahr leicht zurückgegangen ist, nimmt der Ausbau auf Gewerbedächern und Freiflächen weiter zu. Schon im Mai diesen Jahres hat Deutschland seine Ziele für 2024 erreicht. Einige Gebäude bleiben dennoch „oben ohne“: öffentliche Einrichtungen wie Schulen, Rathäuser oder Kliniken.
Mit Solaranlagen auf öffentlichen Dächern Kosten sparen
Eine Studie von Viessmann Climate Solutions besagt, dass sich nur rund ein Prozent aller installierten Solaranlagen auf öffentlichen Einrichtungen befinden. Dabei könnten Sie rund acht Prozent zum geplanten PV-Ausbau auf Dächern beitragen – und erhebliche Kosten einsparen.
Die hohen und volatilen Stromkosten setzen die öffentliche Verwaltung unter Druck. Dennoch beziehen viele Kommunen ihren Strom oft zum Festpreis vom örtlichen Versorger. Mit Solarstrom vom eigenen Dach fiele deren Stromrechnung deutlich geringer aus. Zumal viele öffentliche Gebäude mit ihren Flachdächern ideale Voraussetzungen für die Installation von PV bieten.
Außerdem wird gerade in Schulen und Verwaltungsgebäuden der Strom überwiegend tagsüber verbraucht, was ideal zur Stromerzeugung von PV-Anlagen passt. Woran also hakt es beim PV-Ausbau auf öffentlichen Gebäuden?
Anfangsinvestitionen für kleinere Kommunen ein Hindernis
Für viele Kommunen stellt die Anfangsinvestition ein Hindernis dar, sie kann erheblich sein. Bei einer üblichen Anlagengröße von 300 Kilowattpeak liegt sie schnell bei 225.000 bis 360.000 Euro. Gerade für kleinere Gemeinden ist das eine Menge Geld. Zwar spart man mit einer PV-Anlage schon ab der ersten produzierten Kilowattstunde bares Geld, aber die Amortisation kann sich hinziehen.
Der Fachkräftemangel ist ein weiterer Grund. Die Bertelsmann Stiftung hat der Solarbranche einen besonders großen Unterschied zwischen benötigten und verfügbaren Fachkräften bescheinigt. Gleichzeitig fehlt es in vielen Kommunen an qualifizierten Mitarbeitenden, um ein Solarprojekt umzusetzen, und somit an Erfahrungswerten.
Eine Solaranlage muss ans Netz angeschlossen werden, wozu man bei leistungsstärkeren Anlagen einen Netzverknüpfungspunkt in unmittelbarer Nähe braucht. Alternativ muss ein teures Kabel verlegt werden. Zudem schließt man leistungsstarke Dachanlagen in der Mittelspannung an. Dafür bedarf es einer Trafostation, die Spannung netzverträglich umwandelt. Es gibt also mit den Verteilnetzbetreibern einiges abzuklären, und das erfordert ein hohes Maß an Expertise. Ohne das notwendige Know-how kann es dauern, bis die Anlage am Netz ist und tatsächlich Strom produziert.
Unterstützung von spezialisierten Unternehmen
Hier können spezialisierte Unternehmen helfen. Die Anfangsinvestition kann etwa durch die Miete einer Solaranlage umgangen werden. Dabei übernimmt der Projektentwickler Finanzierung, Installation und Betrieb der PV-Anlage. Die Kommune zahlt anschließend Miete für Nutzung und bereitgestellten Ökostrom. So kann schnell und ohne finanzielle Belastungen erheblich gespart werden.
Eine weitere Möglichkeit ist die Vermietung der Dachfläche. Sollte die Kommune den Solarstrom nicht nutzen, kann sie die Dachfläche an ein Solarunternehmen vermieten. Dieses installiert und betreibt dann in Eigenverantwortung die Solaranlage und speist den Solarstrom ins öffentliche Netz ein. Dadurch kann die Dachfläche auch ohne Eigenbeteiligung aktiv zur Energiewende beitragen, und durch die Vermietung profitiert die Kommune von zusätzlichen Einnahmen.
Einige Anbieter sind auf die Errichtung von Solaranlagen auf Nichtwohngebäuden spezialisiert. Was vielen Kommunen an Erfahrung fehlt, können sie einbringen. Damit überbrücken sie den Fachkräftemangel durch einen qualifizierten Austausch mit den Verantwortlichen auf Gemeindeseite. Der 360-Grad-Ansatz deckt meist auch den komplizierten Netzanschluss ab. Ein Umstieg auf Solarstrom wird so zum Kinderspiel.
Neue Modelle helfen bei Solaranlagen auf öffentlichen Dächern
Die Herausforderungen für Kommunen sind in Sachen Energiewende hoch. Die Anschaffung einer Solaranlage geht ins Geld, erfordert Fachexpertise und umfangreiche Abstimmungen beim Netzanschluss. Dennoch: Neue Modelle adressieren genau diese Herausforderungen und bieten praktikable Lösungsansätze.
Durch die Miete einer Solaranlage können die hohen Anfangsinvestitionen umgangen werden. Mittels Vermietung der Dachfläche können öffentliche Gebäude unkompliziert zur Energiewende beitragen und gleichzeitig die Kasse der Kommune aufbessern. Spezialisierte Solarunternehmen arbeiten eng mit der Verwaltung zusammen und unterstützen diese während des Prozesses. Kurz: Mit einem starken Partner schaffen Kommunen den Umstieg auf Solarstrom.
Der Autor
Ralph Stemper ist Deputy Head of Sales bei Enviria, Solarunternehmen für Gewerbe und Industrie.
Ralph Stemper