Solarausbau in Großstädten kommt weiter voran

Wie wichtig der Ausbau der erneuerbaren Energien inzwischen ist und welches Potenzial in der Stromgewinnung aus Photovoltaikanlagen auf Dächern liegt, zeigt der SolarCheck 2024 von LichtBlick. Seit 2019 gibt der Kurzreport Aufschluss darüber, wie stark die 14 größten Städte Deutschlands auf den Solarausbau auf Dachanlagen setzen. Das Ergebnis 2024 erstaunt, denn erstmals liegt der Solar-Faktor in vier Städten bei über 100 Prozent.

Sonnige Aussichten: Beim Solarausbau auf Dächern ist Essen beim SolarCheck 2024 Spitzenreiter unter den deutschen Großstädten. Foto: AdobeStock/Lukassek

Im bundesweiten Durchschnitt liegt der von LichtBlick für den SolarCheck ermittelte Solar-Faktor bei 70 Prozent. Berechnet wird dieser aus dem Verhältnis der Fläche neu errichteter Solaranlagen zu den neu gebauten Dachflächen bei Wohnhäusern und Gewerbegebäuden. Der daraus ermittelte Solar-Faktor zeigt, wie ambitioniert der Solarausbau in den einzelnen Metropolen vorangetrieben wird.

Im Vergleich zum letzten Solar-Check konnten sich 12 der 14 untersuchten Städte verbessern. Ein rückläufiger Trend zeigte sich lediglich in Bremen mit minus 22,2 Prozentpunkten und Nürnberg mit minus 6,2 Prozentpunkten.

Sieben Metropolen erreichen ein überdurchschnittliches Ergebnis, von denen vier sogar die 100-Prozent-Marke knacken. Dieser Fall tritt in Städten auf, in denen die gesamte neugebaute Modulfläche höher liegt als die neugebaute Dachfläche. Ermittelt wird dies auf der Grundlage des Marktstammdatenregisters der Bundesnetzagentur, aus dem die Daten zur neu installierten PV-Leistung einer Stadt hervorgehen. Dabei werden alle PV-Anlagen – darunter auch solche, die auf Bestandsbauten neu installiert wurden – berücksichtigt. Dadurch kann die neugebaute Modulfläche die neugebaute Dachfläche einer Stadt übersteigen.

Solarausbau
Deutschlands Großstädte schöpfen das PV-Potenzial auf neugebauten Dachflächen immer besser aus. Das Ranking zeigt das Verhältnis der neu installierten PV-Flächen zur Dachfläche auf Wohn- und Gewerbeneubauten in Prozent. Grafik: LichtBlick

Vier Spitzenreiter beim Solarausbau

Spitzenreiter mit Blick auf den Ausbau von Solaranlagen auf Dächern ist Essen mit einem Solar-Faktor von 137,9 Prozent. Ebenfalls die 100-Prozent-Marke geknackt haben die Städte Köln (110 Prozent), Hannover (105,8 Prozent) und Leipzig (101,5 Prozent). Ihnen folgen Stuttgart (mit 88 Prozent) und Dortmund (mit 85,9 Prozent).

Neben Köln können auch die drei weiteren Millionenstädte Berlin, Hamburg und München ihren Solar-Faktor im Vergleich zum Vorjahr verbessern. Den größten Sprung macht dabei Berlin. Die Hauptstadt legt um 13,5 Prozentpunkte zu und kommt auf Platz neun (49,5 Prozent). München (plus neun Prozentpunkte) und Hamburg (plus 3,8 Prozentpunkte) schaffen es trotz verbessertem Ergebnis nicht, den dritt- beziehungsweise vorletzten Platz zu verlassen. Frankfurt ist zwar erneut Schlusslicht (25,9 Prozent), legt aber um 3,1 Prozentpunkte zu. „Die Ergebnisse des diesjährigen SolarChecks zeigen: Der Solarzubau in den deutschen Metropolen nimmt stark an Fahrt auf“, so Ata Mohajer, Communication Manager bei LichtBlick.

Hauptgrund für die positive Entwicklung ist die weiter ansteigende Leistung neu installierter PV-Anlagen, die mit insgesamt 146,8 Megawatt einen neuen Höchststand erreicht. Pro 1000 Einwohner bedeutet das eine PV-Leistung von durchschnittlich 12,08 kWp – das ist im Vergleich zu 2023 (8,97 kWp/1000 Einwohner) ein Plus von 34,7 Prozent. Dabei fallen Hannover und Leipzig besonders auf: Mit mehr beziehungsweise fast 20 kWp/1000 Einwohner erzielen beide Städte neue Spitzenleistungen. Dabei spielen Großanlagen mit mindestens 100 kWp eine zentrale Rolle: Ihr Anteil an der neu installierten Leistung liegt in Hannover bei 92 Prozent, in Leipzig bei 90,2 Prozent.

Über alle untersuchten Großstädte hinweg liegt der Anteil solcher Großanlagen an der neu installierten Leistung laut LichtBlick allerdings nur bei 29,6 Prozent. In neun von 14 Städten ist dieser Anteil im Vergleich zum Vorjahr sogar rückläufig. Besonders stark ist dieser Rückgang in Bremen (minus 69 Prozentpunkte), Dortmund und Köln (jeweils minus 31 Prozentpunkte). Verglichen mit den Ergebnissen des letzten SolarChecks geht die installierte Leistung von Großanlagen insgesamt um rund einen Prozentpunkt zurück.

Solarausbau
Der SolarCheck 2024 macht das mögliche Potenzial für den Solarausbau auf neugebauten Dachflächen in Deutschlands Großstädten deutlich. Grafik: LichtBlick

Forderung nach einheitlichen Standards bei Solarpflicht

Beschleunigen ließe sich aus der Sicht von LichtBlick der Solarausbau auf neugebauten Dachflächen durch die Einführung einer bundesweiten Solarpflicht. Zwar gibt es eine meist partielle Solarpflicht bereits in elf Bundesländern, allerdings gelten in diesen teils verschiedene Regelungen und Geltungsbereiche. Die Einführung von generellen Mindeststandards könnte dabei helfen, den jährlichen PV-Zubau flächendeckend einheitlich zu gewährleisten. Darüber hinaus schlägt LichtBlick vor, den Wechsel kleinerer Solaranlagen aus der EEG-Vergütung in die Direktvermarktung zu vereinfachen sowie Hemmnisse für Solarbatterien und andere Speicher abzubauen, um weitere Anreize beim Solarausbau zu schaffen. Dazu gehört auch ein beschleunigter Smart-Meter-Rollout, sodass Solaranlagen und -batterien systemdienlich gesteuert werden können.


SolarCheck

Für den SolarCheck 2024 hat LichtBlick für die 14 deutschen Städte mit mehr als 500.000 Einwohnern auf Basis der Daten der Landesämter für Statistik die Anzahl der im Jahr 2022 neu errichteten Wohngebäude und gewerblich genutzten Gebäude ermittelt. Anhand wissenschaftlich basierter Umrechnungsfaktoren wurden weiterhin von der dpa Custom Content die jeweiligen Dachflächen ermittelt und mit der im gleichen Zeitraum neu gebauten PV-Modulfläche verglichen (Solar-Faktor).


red.

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