Momentum der Smart Country Convention nutzen

Ein Blick in die Nachbarländer zeigt: Deutschland muss bei der Digitalisierung aufholen, insbesondere auch im öffentlichen Sektor. Im Fokus des diesjährigen, führenden Digitalisierungsevents – der Smart Country Convention 2024 (SCCON) – standen die Themen Smart City, Smart Region und E-Government.

Smart Country Convention
Die Eröffnungskeynote mit Bundesinnenministerin und Schirmherrin Nancy Faeser, dem lettischen Staatspräsidenten Edgars Rinkēvičs und Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst. Foto: Messe Berlin GmbH

Ein Signal, wie wichtig die Themen Digitalisierung, Künstliche Intelligenz und Smart City für Deutschland sind, zeigte sich an der Beteiligung von insgesamt sieben Bundesministerien auf der SCCON. Neben Bundesinnenministerin und Schirmherrin Nancy Faeser, gehörten Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, Bundesdigitalminister Dr. Volker Wissing, Bundesfamilienministerin Lisa Paus und der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner, zu den Top-Speakern der dreitägigen Veranstaltung.

Welche Möglichkeiten eine konsequente Digitalisierung im Bereich Verwaltung bietet, zeigte sich an den Vorträgen des lettischen Staatspräsidenten Edgars Rinkēvičs und Daniel Risch, Regierungschef und Minister für Präsidiales und Finanzen des Fürstentums Liechtenstein.

91 Prozent der öffentlichen Dienstleistungen digitalisiert

Die baltische Republik Lettland – in diesem Jahr Partnerland der Smart Country Convention – hat sich weltweit als führend in den Bereichen Digitalisierung und Datensicherheit etabliert. In Lettland nehmen 84 Prozent der Internetnutzer eGovernment-Dienste sowie digitale IDs in Anspruch. Mehr als 91 Prozent der öffentlichen Dienstleistungen werden online abgewickelt. Damit ist Lettland das einzige EU-Land, in dem zum Beispiel der gesamte administrative Prozess im Bauwesen vollständig digitalisiert ist. Einblicke in die Digitalisierungspraxis sowie innovative Lösungen für die Digitalisierung gaben neben dem lettischen Staatspräsidenten auch Wirtschaftsminister Viktors Valainis und die Vizebürgermeisterin von Riga, Linda Ozola.

„Die Digitalisierung von Verwaltungen, von Städten, Gemeinden und Behörden ist inzwischen auch in Deutschland ein absolutes Top-Thema“, erklärte Dr. Ralf Wintergerst, Bitkom-Präsident, zum Abschluss der SCCON. „Das Momentum der Smart Country Convention müssen wir nutzen, für das Digitale Deutschland.“ Mit mehr als 18.000 Teilnehmenden, 400 Partnern und 650 Speakern sowie mehr internationalen Programmbeteiligungen als je zuvor ist die Smart Country Convention mit einer Rekordbeteiligung zu Ende gegangen.

Deutlich wurde dabei auch, dass es an digitalen Ideen und Lösungen in Deutschland nicht mangelt. „Das haben unsere mehr als 350 Aussteller im ausgebuchten hub27 und der Halle 25 eindrucksvoll gezeigt“, erklärte Dr. Mario Tobias, CEO der Messe Berlin. Besonders wichtig aus seiner Sicht: der Austausch aller beteiligten Akteure. Und dazu gehöre auch der Blick über Deutschland hinaus, denn Digitalisierung höre nicht an der Landesgrenze auf.

Startschuss für elektronische Wohnsitzanmeldung in Berlin

Kai Wegner, Regierender Bürgermeister von Berlin nutzte die SCCON als Kulisse, um die elektronische Wohnsitzanmeldung für Berlin an den Start zu bringen. Genutzt werden kann der neue Onlinedienst von jeder volljährigen Person mit deutscher oder europäischer Staatsbürgerschaft, die innerhalb Deutschlands umgezogen ist. Neben den notwendigen Unterlagen, einem Endgerät wie PC oder Smartphone und der Ausweis-App braucht man die Online-Funktion des Ausweises mit PIN und ein BundID-Konto. In vier Schritten und rund einer Viertelstunde inklusive Prüfung durch die Behörde lasse sich die fälschungssichere digitale Meldebestätigung runterladen und der Chip auf dem Ausweis sei aktualisiert. Der neue Adressaufkleber werde kurze Zeit später von der Bundesdruckerei zugeschickt.

Seit 2021 wurde an dem zunächst in Hamburg entwickelten Projekt gearbeitet. Im September kam es in den silent Go-live und geht nun offiziell an den Start. Einen großen Vorteil sieht Kai Wegner dabei nicht nur für die Bürger, sondern auch für die Bürgerämter, für die das eine große Entlastung bedeutet. „Die Wohnungsanmeldung wird rund 500.000-mal im Jahr genutzt, entsprechend viele Termine in den Bürgerämtern waren das bisher“, so Wegner. Ein großer Teil davon werde nun frei, wenn diese zentrale Verwaltungsdienstleistung digital angeboten und entsprechend genutzt werde.

Kai Wegner, regierender Bürgermeister von Berlin, auf der Smart Country Convention
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner hatte Grund zur Freude: Im Rahmen der Smart Country Convention brachte er die elektronische Wohnsitzanmeldung für Berlin an den Start. Foto: Messe Berlin GmbH

Meilenstein für Berlin im Rahmen der Smart Country Convention

Man habe lange an dem Thema geschraubt, „umso schöner ist es, heute endlich etwas freischalten zu können“, erklärte Wegner auf der Smart Country Convention. „Das ist ein wichtiger Meilenstein. Damit sind Berlin und Hamburg Vorreiter – und besser als München“, sagte der Regierende Bürgermeister. „Man sieht, Berlin kann Digitalisierung.“

Dennoch behält die bayerische Landeshauptstadt in Sachen Digitalisierungs- und Innovationsgrad weiter die Nase vorn: So geht der vom Branchenverband Bitkom jährlich verliehene Smart City Index Award 2024 für die smartesten Großstädte Deutschlands an München, gefolgt von Hamburg und Köln. Die nächste Chance für Berlin gibt es auf der SCCON im kommenden Jahr vom 30. September bis 2. Oktober.

red.

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