Grüner Loop – Moderne, nachhaltige Stadtentwicklung mit Bürgerbeteiligung

Moderne, nachhaltige Stadtentwicklung mit Innovationsgeist und Bürgerbeteiligung: Das wird im neuen Hamburger Stadtteil Oberbillwerder realisiert. Wie das gelingt, zeigt der zentrale Parkbereich Grüner Loop.

Grüner Loop
So soll es in Zukunft aussehen: Der Parkbereich Grüner Loop wird Spielplätze für Kinder umfassen. Illustration: IBA Hamburg/Atelier Loidl Landschaftsarchitekten Berlin GmbH

Oberbillwerder, Hamburgs aufstrebender 105. Stadtteil, steht nicht nur für städtebauliche Entwicklung, sondern auch für ein neues Verständnis von Lebensqualität und Nachhaltigkeit in der Großstadt.

Auf einer Fläche von 118 Hektar entstehen hier nicht nur 6000 bis 7000 Wohneinheiten und 4000 bis 5000 Arbeitsplätze, sondern auch ein umfassendes soziales und kulturelles Netzwerk, das durch den Grünen Loop als zentralen Parkbereich ergänzt wird. Der ringförmig angelegte Grüne Loop ist als Parkanlage mehr als nur ein grüner, wasserführender Korridor. Er wird auf rund 160.000 Quadratmetern verbindendes Element zwischen Quartieren und angrenzenden Stadtteilen. Alle öffentlichen Einrichtungen wie Kitas und Schulen werden über ihn sicher erreichbar und miteinander vernetzt.

Dieser innovative Ansatz integriert ebenso sichere Fuß- und Radwege wie auch eine klimaadaptive Infrastruktur. Sie fördert die Verdunstung und kann bei temporären Überflutungen Regenwasser zurückzuhalten.

Mit zu dieser Entwicklung zählt der angrenzende Aktivitätspark auf rund 40.000 Quadratmetern. Die darin liegenden Sportfelder sollen verschiedenen Nutzergruppen wie Schüler, Vereine und den Bewohner zur Verfügung stehen.

Grüner Loop
Der Ideenparcours war eine von mehreren Möglichkeiten, bei denen Bürgerinnen und Bürger ihre Meinung aktiv einbringen konnten. Foto: IBA Hamburg GmbH

Intensive Bürgerbeteiligung an der Entwicklung

Ein zentraler Aspekt der Entwicklung von Oberbillwerder ist die intensive Bürgerbeteiligung. Ziel der IBA Hamburg ist es, den Planungsprozess des neuen Stadtteils von Anfang an transparent zu gestalten und zur Mitwirkung einzuladen.

Dazu zählten im Rahmen der Masterplanung seit 2016 unter anderem Veranstaltungen, Gespräche mit Vereinen und Initiativen, zielgruppengerechte Workshops, Angebote der Onlinebeteiligung, eine Ideenwerkstatt mit Experten sowie Befragungen lokaler Akteure in Bergedorf.

Grüner Loop
Ein Blick auf den grafischen Masterplan für Oberbillwerder mit dem Grünen Loop. Die Parkanlage soll verbindendes Element zwischen den Quartieren und angrenzenden Stadtteilen werden. Grafik: IBA Hamburg GmbH

Ein Teil der Ausschreibungsunterlagen für den freiraumplanerischen Wettbewerb für den Grünen Loop sollten so genannte Bürgerseiten mit Ideen, Anregungen und Vorstellungen aus der Zivilgesellschaft werden. Hierfür fand Ende 2022 vor Ort in Neuallermöhe ein Ideenparcours statt: An verschiedenen Dialog- und Mitmachstationen konnten Ideen und Hinweise diskutiert und neue Impulse eingebracht werden.

Dabei zeigte sich, dass die teilnehmenden Bürgerinnen und Bürger großen Wert darauf legen, dass der Grüne Loop den Herausforderungen des Klimawandels gerecht wird und zusätzlich Raum für eine vielfältige Flora und Fauna bietet. Eine zentrale Rolle spielt dabei die Ausgewogenheit zwischen gestalteten Bereichen für Erholung und aktiven Zonen für Sport und Spiel.


Bürgerbeteiligung zum Grünen Loop

Die Ergebnisse der Bürgerbeteiligung Oberbillwerder zur Vorbereitung des Wettbewerbs Grüner Loop können online eingesehen werden.


Während einer darauffolgenden 14-tägigen Onlinebeteiligung wurden weitere Ideen gesammelt und die Vorschläge des vorangegangenen Ideenparcours kommentiert. Die Ergebnisse aus dem partizipativen Prozess flossen Anfang 2023 in die Auslobung des freiraumplanerischen Wettbewerbs mit ein. Sowohl die transparente Darstellung der Planungsschritte als auch die Einbindung der Öffentlichkeit schufen Verständnis für die technischen und rechtlichen Rahmenbedingungen. Zudem wurde deutlich, dass Wünsche und Bedürfnisse von Nutzerinnen und Nutzern beachtet werden.

Grüner Loop
Die Sportplätze im Aktivitätspark können von unterschiedlichen Gruppen genutzt werden. Dazu gehören Schülerinnen und Schüler ebenso wie Vereine und Anwohner. Illustration: IBA Hamburg/Atelier Loidl Landschaftsarchitekten Berlin GmbH

Grüner Loop bietet Vielfalt an Nutzungsmöglichkeiten

Besonders beeindruckend ist die Vielfalt der geplanten Nutzungsmöglichkeiten. Sie reicht von Spiel- und Bewegungsplätzen für Kinder und Senioren über Lernpfade bis hin zu Orten für Kunst und Kultur. Alle diese Angebote decken die unterschiedlichen Interessen ab, sollen die Gemeinschaft fördern und zur Identifikation mit dem neuen Stadtteil beitragen.

In dem nicht-offenen, einphasigen, freiraumplanerischen Realisierungswettbewerb waren ab April 2023 Planungsbüros aufgerufen, detaillierte Konzepte zur Gestaltung der Parkanlage Grüner Loop und des angrenzenden Aktivitätsparks zu erstellen. Ziel des Wettbewerbs für den Bereich Aktivitätspark war es, gestalterische Lösungen zu entwickeln, um mögliche Konflikte zwischen den Sporttreibenden und den Anwohnern des Aktivitätsparks, etwa aufgrund von Lärmentwicklung, zu vermeiden.

Bürger können sich zu Grüner Loop-Entwürfen äußern

Die eingereichten Entwürfe wurden bereits einen Tag vor der Entscheidung des Preisgerichts öffentlich ausgestellt. Damit erhielten Bürgerinnen und Bürger die Möglichkeit, sich in einem Fragebogen zu jedem Entwurf zu äußern, die Arbeiten kritisch zu beurteilen und Anregungen zu geben.

Die Erkenntnisse aus der öffentlichen Einsichtnahme wurden am Folgetag bei der Preisgerichtssitzung vorgestellt. Die Jury gelangte zu folgendem Ergebnis:

  • 1. Platz: Atelier Loidl Landschaftsarchitekten Berlin GmbH;
  • 2. Platz: RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten, Bonn;
  • 3. Platz: Treibhaus Landschaftsarchitektur, Hamburg.

Grüner Loop
Die Parkanlage mit dem hindurchfließenden Gewässer fördert die Verdunstung und kann bei temporären Überflutungen Regenwasser zurückzuhalten. Illustration: IBA Hamburg/Atelier Loidl Landschaftsarchitekten Berlin GmbH

Urbanität soll mit Natur harmonisch zusammengehen

Das Preisgericht begründete seine Entscheidung zugunsten des Entwurfs der Atelier Loidl Landschaftsarchitekten damit, dass er mit hoher Qualität und Innovationskraft nicht nur ein Ort der Erholung und Begegnung, sondern auch ein Modell dafür sei, wie moderne Freiraumkonzepte die Bedürfnisse ihrer Bewohner erfüllen können.

Mit dem Grünen Loop und dem Aktivitätspark in Oberbillwerder entsteht mehr als nur eine neue Parkanlage. Die IBA Hamburg entwickelt auch mit Hilfe von Beteiligungsformaten ein lebendiges Zuhause für Menschen jeden Alters. Dieses wird geprägt von Grünflächen, die ästhetisch ansprechend sind und einen bedeutenden Beitrag zur Lebensqualität leisten. Der Grüne Loop wird so zum Versprechen für eine nachhaltige Zukunft, in der Natur und Urbanität harmonisch zusammenkommen.                    

Arne von Maydell


Der Autor

Arne von Maydell ist Pressesprecher der IBA Hamburg GmbH.


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