Aus Holz gebaut: Modell für eine moderne Grundschule

Die Fuchshofschule Ludwigsburg gilt als Modell für modernen Schulbau und wurde für ihre vorbildliche Bauweise auch bereits mehrfach ausgezeichnet. Oberbürgermeister Matthias Knecht stellt sie vor.

Fuchshofschule Ludwigsburg
Modern und nachhaltig: Auf rund 4500 Quadratmetern Nutzfläche bietet die Fuchshofschule Ludwigsburg Platz für 616 Grundschulkinder. Foto: Zooey Braun

Seit Anfang 2023 besuchen Kinder die Fuchshofschule in Ludwigsburg — ein Muster für Nachhaltigkeit und Modernität. Geplant haben das Gebäude die Stadt und das Architekturbüro VON M aus Stuttgart in enger Abstimmung mit dem Staatlichen Schulamt und Fachleuten aus der Pädagogik. Das Ergebnis ist in vielfacher Hinsicht ein Modell für modernen Schulbau. Verwendet wurden wiederverwertbare Rohstoffe, und insbesondere der hohe Holzanteil des Tragwerks begünstigt die CO2-Bilanz positiv.

Fuchshofschule Ludwigsburg mehrfach ausgezeichnet

Die Fuchshofschule hat den Holzbaupreis 2024 des Landes Baden-Württemberg erhalten, mit dem herausragende Bauten, Gebäudekonzepte und zukunftsweisende Innovationen ausgezeichnet werden, die sich intensiv mit Holz als dem nachhaltigen Baustoff unserer Zeit auseinandersetzen. Außerdem wurde das Projekt mit der Hugo-Häring-Auszeichnung und in der zweiten Stufe mit dem Hugo-Häring-Landespreis ausgezeichnet, den der Bund Deutscher Architektinnen und Architekten für vorbildliche Bauten in Baden-Württemberg verleiht.

Nach zweieinhalb Jahren Bauzeit fertiggestellt und zunächst mit Kosten von 29,5 Millionen Euro geplant, gelang es der Stadt, den Schulbau mit 26 Millionen Euro abzurechnen. Das dreigeschossige Schulhaus bietet mit 4530 Quadratmetern Nutzfläche Platz für 616 Grundschulkinder.

Das Schulgebäude verfügt über eine zentrale, großzügige, von oben belichtete Treppenhalle. Die beiden Obergeschosse sind in vier Abschnitte aufgeteilt. In jedem befinden sich fünf beziehungsweise sechs Klassenzimmer, ein oder zwei Nebenräume und ein Freibereich im Flur. Hier kann in Kleingruppen gearbeitet und auf das unterschiedliche Lerntempo der Grundschulkinder eingegangen werden. Alle Räume sind mit moderner Medientechnik ausgestattet – zum Beispiel interaktiven Beamern und Dokumentenkameras. Außerdem verfügt die Schule über flächendeckendes Wlan.

Therapiebereich für Kinder mit Inklusionsbedarf

Damit die Flure für den Unterricht uneingeschränkt genutzt und möbliert werden können, haben die beiden Regelgeschosse umlaufende Fluchtbalkone, die den zweiten baulichen Rettungsweg sicherstellen. Insgesamt verfügt die Schule über 22 Unterrichts- und drei Mehrzweckräume, sechs Kleingruppen- beziehungsweise Kursräume, einen Therapiebereich sowie acht Betreuungs- und Nebenräume.

Für die optimale Betreuung von Kindern mit Inklusionsbedarf gibt es einen Therapiebereich mit Nebenräumen inklusive barrierefreiem WC, Waschbecken und Duschen. Einige Klassenzimmer sind zudem technisch speziell ausgerüstet. Ein Aufzug befindet sich ebenfalls im Gebäude. Der Verwaltungs- und Lehrerbereich sowie die multifunktionale Mensa sind im Erdgeschoss untergebracht.

In der großen Mensa mit angeschlossener Küche erhalten die Grundschulkinder ein warmes Mittagessen. Die Mensa kann aufgrund einer separat eingebauten Schul- und Vereinsküche für externe Veranstaltungen genutzt werden.

Auch bei den Materialien für die Außenanlagen wurde viel Wert auf Nachhaltigkeit gelegt. Für die Kinder gibt es einen großzügigen, teilweise überdachten Pausenhof. Der Freibereich gliedert sich in einen stillen, naturnahen Abschnitt und einen zum Bewegen, Toben und Spielen. Der Pausenhof bietet unter anderem eine große Kletterkombination, die in Anlehnung an die frühere Nutzung des Grundstücks, in Form eines alten Gewächshauses gestaltet ist. Hinzu kommen Hüpfspiele, Tischtennisplatten und eine Ballspielfläche.

Fuchshofschule Ludwigsburg
Blick in die zentrale, von oben beleuchtete Treppenhalle der Grundschule. Foto: Zooey Braun

Planung und Umsetzung mit „Cradle-to-Cradle“-Prinzipien

Bereits in der Auslobung des Wettbewerbs 2017 hatte die Stadt eine Konstruktion in Holzbauweise gefordert und eine schadstofffreie Innenraumluft. Neben den herkömmlichen Qualitätskriterien im Hochbau wie Wirtschaftlichkeit, Funktionalität und Gestaltung sind bei der Planung und Umsetzung erstmals „Cradle-to-Cradle“-Prinzipien berücksichtigt worden. Die wesentlichen Handlungsfelder hierbei sind Gesundheits- und Umweltverträglichkeit, Kreislauffähigkeit, CO2-Minderung und Biodiversität.

Das Schulgebäude verfügt über eine CO2-gesteuerte Lüftungsanlage, die zu einem gesunden Raumklima und zur Steigerung der Konzentrationsfähigkeit der Kinder beiträgt. Mit der Photovoltaikanlage wird der über das Jahr bilanzierte Strombedarf des Gebäudes gedeckt. Über die Anbindung an das Fernwärmenetz der Stadtwerke Ludwigsburg-Kornwestheim wird der geringe Wärmebedarf für die Gebäudebeheizung überwiegend regenerativ bereitgestellt. Der umfassende Einsatz des Baustoffes Holz reduziert den CO2-Fußabdruck gegenüber Neubauprojekten in Stahlbetonbauweise deutlich, und die CO2-Speicherwirkung des Holzes wird effektiv genutzt.

Das Schulgebäude nimmt für zukünftige Planungen der Stadt Ludwigsburg eine Vorbildfunktion ein. Die gesammelten Erfahrungen sollen für Folgeprojekte genutzt und die dafür notwendigen Fachkompetenzen weiter ausgebaut werden. Durch die Holzbauweise konnte der Einsatz ressourcenintensiver Baustoffe reduziert werden.


Der Autor

Dr. Matthias Knecht (parteilos) ist Oberbürgermeister der Stadt Ludwigsburg.


Matthias Knecht

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