Digitalisiertes Straßennetz: Mitarbeiter werden entlastet, Zeit und Kosten gespart und zugleich die Sicherheit der Straßen erhöht: Das alles gelingt einer KI-basierten Software, die in Goslar eingesetzt wird. Mehr noch: Von den Synergieeffekten des digitalisierten Straßennetzes profitieren inzwischen verschiedene Fachbereiche.

Eine KI-basierte Software zur Erfassung und Analyse von Schäden – mit dieser Einführung hat die niedersächsische Stadt Goslar (49.700 Einwohner) 2024 einen bedeutenden Schritt zur Modernisierung ihres Straßenmanagements unternommen. Die Stadt muss auf einem Straßennetz von 340 Kilometern Schäden wie Schlaglöcher und Risse effizient identifizieren und beheben. In der Vergangenheit stellte die regelmäßige Inspektion des Straßennetzes eine große Herausforderung dar: Die manuelle Erfassung von Schäden durch Mitarbeitende des Betriebshofs war zeitaufwendig und ineffizient.
Dabei wurden unbedeutende Schäden oft übersehen oder nicht erfasst, was später aber größere Reparaturen mit höheren Kosten zur Folge hatte. Die Stadt Goslar suchte daher nach modernen Lösungen zur Optimierung der Straßenüberwachung, Senkung der Instandhaltungskosten sowie der Minimierung potenzieller Sicherheitsrisiken.
Digitalisiertes Straßennetz – vielversprechende Lösung
Eine vielversprechende Lösung fand die Stadt in einer innovativen, KI-gestützten Software. Ein speziell ausgestattetes Fahrzeug fährt dafür das Straßennetz ab, während ein Smartphone in regelmäßigen Abständen von drei bis vier Metern Fotos von der Fahrbahn aufnimmt. Diese Bilddaten werden in einer Cloud gespeichert und durch eine Künstliche Intelligenz analysiert. Die verschiedenen Schadensarten vom Riss bis zum Schlagloch werden dabei automatisch erkannt und kategorisiert.
Früher mussten die Mitarbeitenden des Betriebshofs personalintensiv das gesamte Straßennetz manuell inspizieren, Schäden dokumentieren und priorisieren, wodurch einige Schäden erst spät erkannt wurden. Der Einsatz der neuen Technologie spart drastisch Zeit: Brauchte ein Mitarbeiter früher ein Jahr, dauert die digitale Erfassung nur noch 36 Stunden. Das ermöglicht eine effizientere Planung und Durchführung von Instandhaltungsmaßnahmen, die auch die zuvor höheren Reparaturkosten und potenzielle Sicherheitsrisiken verringern.
Die Ergebnisse der Analyse werden in Form einer digitalen Karte dargestellt, auf der die Straßenabschnitte ihrem Zustand entsprechend farblich markiert sind: Grün weist dabei einen guten Zustand aus, während gelb und rot Straßen mit mittlerem beziehungsweise hohem Sanierungsbedarf kennzeichnen. Diese visuelle Aufbereitung erleichtert die strategische Planung von Reparaturmaßnahmen.
Vielfältige Nutzung der Daten
Bei der Erfassung der Bilddaten wird großer Wert auf Datenschutz gelegt. Autokennzeichen und Gesichter werden zum Schutz der Privatsphäre automatisch unkenntlich gemacht. Trotz der hohen Präzision der Technologie erfolgt vor größeren Sanierungsmaßnahmen stets eine manuelle Überprüfung der betroffenen Straßenabschnitte, um mögliche Fehlinterpretationen auszuschließen.
Seit Einführung der Software wurde das Bildmaterial zusätzlich in das geografische Informationssystem der Stadt integriert. Durch regelmäßige Befahrungen – derzeit einmal pro Quartal – kann das Material von verschiedenen Fachdiensten ebenfalls genutzt werden. So nutzte der Kulturbereich die Daten, um einen Überblick über die Hinweisschilder von Goslars Partnerstädten zu erhalten.
Von ähnlichen Synergieeffekten profitiert insbesondere der Fachdienst Straßenverkehr, der mit Hilfe der Daten verkehrsrechtliche Anordnungen effizienter erstellen kann. Hinzu kommt, dass sich kurzfristige Fragen zu Außenfassaden oder baulichen Angelegenheiten mit dem Bildmaterial vom Schreibtisch aus vorprüfen lassen. Verschmutzte oder verblasste Schilder können automatisch erkannt, zeitnah gereinigt oder ausgetauscht werden – so wird die Verkehrssicherheit erhöht.
Digitalisiertes Straßennetz ist langfristig rentabel
Die Softwarekosten belaufen sich auf rund 40.000 Euro pro Jahr: aufgrund der vielseitigen Einsatzmöglichkeiten und Entlastung der Verwaltung eine gut angelegte Investition. So gewährleistet die Software sogar die Kontroll- und Dokumentationspflicht gegenüber dem Kommunalen Schadensausgleich (KSA).
Der Einsatz der KI-basierten Software in der Stadt Goslar zeigt, wie digitale Technologien kommunale Aufgaben effizienter gestalten und gleichzeitig die Qualität der Infrastruktur verbessern können. Die frühzeitige Erkennung von Straßenschäden ermöglicht eine schnellere Reparatur – das erhöht nicht nur die Sicherheit, sondern spart langfristig Kosten. Goslar setzt damit ein zukunftsweisendes Beispiel für den erfolgreichen Einsatz von Künstlicher Intelligenz im kommunalen Bereich.
Die Autorin
Daniela Siegl ist Pressesprecherin bei der Stadt Goslar.
Daniela Siegl