Auf dem Weg zur Smart City: Das steckt hinter der Initiative „Stadtlabor2go“

Die Stadt Mönchengladbach hat ihr „Stadtlabor2go“ gestartet, in enger Kooperation mit Wiesbaden und Berlin. Das Ziel: sich gemeinsam und im direkten Austausch mit den Bürgern auf dem Weg zur Smart City weiterzuentwickeln. Die Vision: andere Kommunen auf diesem Weg mitnehmen.

Stadtlabor2Go
Die Idee des Stadtlabors: direkter Austausch mit den Bürgerinnen und Bürgern. Wesentlich ist dabei, dass die Städte das digitale Rad nicht neu erfinden, sondern mit- und voneinander lernen wollen. Foto: Theodor Bußmann/Stadt Mönchengladbach

Die Digitalisierung verändert Gesellschaft, Verwaltung und Stadtentwicklung in umfassender Weise. Neben technischer Infrastruktur und datengetriebenen Lösungen geht es zunehmend um die Frage, wie Bürgerinnen und Bürger beteiligt werden können. Hier setzt die Initiative „Stadtlabor2Go“ an, die von den Städten Wiesbaden und Mönchengladbach gemeinsam mit dem CityLAB Berlin entwickelt wurde.

Mit den beiden Einrichtungen – dem Zukunftswerk in Wiesbaden und dem stadtlabor.mg in Mönchengladbach – werden Umgebungen geschaffen, in denen Verwaltung, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Bürgerschaft zusammenarbeiten, um digitale Stadtentwicklung praktisch und niedrigschwellig zu gestalten. Langfristig sollen die Projekte dazu beitragen, die digitale Resilienz der Stadtgesellschaft zu stärken und die Städte auf dem Weg zur zukunftsfähigen, inklusiven Smart City zu begleiten.

„Stadtlabor2go“ macht Digitalisierungsstrategien greifbar

Das stadtlabor.mg wird vom Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen gefördert. Das Zukunftswerk in Wiesbaden wird im Jahr 2025 durch Fördermittel aus dem Bundesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren – Fünfeck (ZIZ)“ finanziell unterstützt. Diese Mittel decken wesentliche projektbezogene Kosten wie die Durchführung der Workshops, Honorare für Fachkräfte, Materialkosten sowie die Nutzung der technischen Infrastruktur.

Ab 2026 übernimmt das Dezernat für Smart City, Europa und Ordnung die vollständige Finanzierung des Projekts. Dies umfasst die Bereitstellung der innovativen Fläche im Zukunftswerk und die technische Ausstattung sowie alle laufenden Kosten für die Umsetzung und Weiterentwicklung.

Während Digitalisierungsstrategien, die von Kommunen durch die Verwaltung entwickelt werden, für Bürger oft wenig greifbar wirken, greifen die Stadtlabore Teilaspekte davon heraus und übersetzen sie in konkrete, bürgernahe Formate. Kennenlernen, ausprobieren und mitgestalten lautet die Devise. Möglich wird das durch Workshops und Projektwochen mit Schulen und Bildungsträgern, aber auch durch verschiedene niedrigschwellige Angebote für Bürger aller Altersgruppen, etwa zum Thema Künstliche Intelligenz im Alltag.

Verwaltung als Partnerin im Dialog

So bieten Stadtlabore die Gelegenheit, den Dialog zu eröffnen und gemeinsam Formate zu erproben. Den Bürgern begegnet Verwaltung hier nicht als ferne Institution, sondern als Partnerin im Dialog. Gleichzeitig können Verwaltungsmitarbeiter die Vorzüge einer bürgernahen Arbeit kennenlernen. Auch Citizen-Science-Projekte, bei denen Bürger gemeinsam mit der Verwaltung Daten erheben, sind denkbar.

Geplant sind beispielsweise Workshops und Projektwochen mit Schulen und Bildungsträgern. Auch das Ausprobieren von KI soll niedrigschwellig möglich sein und so einen Dialog öffnen. Diese Angebote bieten Gelegenheit, den Dialog zu öffnen, eigene Impulse einzubringen. Teilnehmer sollen – unabhängig von Alter oder Vorwissen – in die Lage versetzt werden, sich sicher, souverän und selbstbestimmt in der digitalen Welt zu bewegen und gemeinsam Formate zu erproben.

Neue Möglichkeiten der Teilhabe

In Mönchengladbach nutzt das stadtlabor.mg mit seinem Pop-up-Charakter die Räumlichkeiten und den Standort der Stadtbibliothek. Das „Zukunftswerk“ in Wiesbaden ist derzeit im Luisenforum verortet, einem Einkaufszentrum in der Wiesbadener Innenstadt. Beide Orte sind für viele Bürgerinnen und Bürger gut erreichbar.

Zudem wollen beide Städte auf eine mobile Variante setzen. Mit einem Lastenrad können bereits jetzt Stadtteile, Märkte oder Plätze in Mönchengladbach aufgesucht werden. Die Orte sind bewusst gewählt: Angebote in Bibliotheken, in Innenstädten oder auf zentralen Plätze in kleineren Stadtteilen holen die Menschen dort ab, wo sie sind. Auch für diejenigen, die keinen engen Bezug zu digitalen Themen haben, wird Digitalisierung so sichtbar, erfahrbar und inklusiver.

Für Bürger entstehen neue Möglichkeiten der Teilhabe. Die Verwaltung öffnet vielzählige Digitalprojekte für Ko-Kreation. So können Ideen praktisch getestet werden, Feedback ist möglich. Erste Workshop-Formate wie zu KI-gestützten Chatbots zeigen in Wiesbaden, dass Lösungen passgenauer und nutzerfreundlicher werden, wenn sie von Beginn an gemeinsam entwickelt werden. Doch egal ob Bildungsangebot, Workshop-Format oder Beteiligungsrunde – wenn Kommunen ausloten wollen, wie ein Stadtlabor bestmöglich helfen kann, damit Bürger und Verwaltung den Weg zur Digitalisierung gemeinsam beschreiten, dann heißt es: smart sein, voneinander lernen und miteinander wachsen.

Interkommunal vernetzt

Die Initiative Stadtlabor2go setzt hier an: In dem interkommunalen Gemeinschaftsprojekt arbeiten die Städte Mönchengladbach und Wiesbaden zusammen daran, das erfolgreiche Stadtlabor-Modell aus der Hauptstadt für sich zu adaptieren. Dabei werden sie vom Team des CityLAB Berlin aktiv unterstützt, das von der Technologiestiftung Berlin betrieben und durch die Berliner Senatskanzlei gefördert wird.

Für diese effiziente, adaptive und kooperative Vorgehensweise wurde das Projekt Stadtlabor2Go von der Initiative Re:Form mit dem Ko-Pionier-Preis für gesellschaftlichen Zusammenhalt ausgezeichnet. Durch die gemeinsame Entwicklung und Nachnutzung von Formaten sinkt der Aufwand für die einzelne Kommune, während die Qualität der Formate steigt. Auch bezüglich der Akzeptanz unterschiedlicher Zielgruppen und Rückmeldungen aus der Bürgerschaft kann sich ausgetauscht werden.

Starke Resonanz auf das Stadtlabor

Dass dieser Ansatz auf große Resonanz stößt, zeigte sich nicht nur während der Eröffnungsveranstaltungen der Stadtlabore in Wiesbaden und Mönchengladbach. Im Anschluss an den jeweiligen Startschuss nahmen zahlreiche Bürger und Mitarbeiter aus der Verwaltung sowie von Initiativen den direkten Kontakt zum Zukunftswerk und dem stadtlabor.mg auf: Sie verdeutlichten durch vielfältige Ideen, wie groß das Interesse an der Zusammenarbeit in digitalen Verwaltungsprojekten ist und welches Potenzial für neue Synergien zwischen Verwaltung, Stadtgesellschaft und Partnerinstitutionen besteht.

Natürlich ist ein solches Vorhaben nicht frei von Hürden. Knapp bemessene Ressourcen, komplexe Abstimmungsprozesse zwischen Kommunen und Skepsis innerhalb der Verwaltung sind Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt. Erste Formate mit klar erlebbarem Nutzen schaffen Akzeptanz und zeigen auf, wo es Verbesserungen geben kann, um spezifische Zielgruppen zu erreichen.

Der hohe Bedarf an Workshops zur digitalen Teilhabe verdeutlicht zudem das große Interesse der Stadtgesellschaft an praxisnahen Angeboten und der aktiven Mitgestaltung einer digitalen Zukunft. Mut zeigt sich darin, dass die Verwaltung bewusst ihre Komfortzone verlässt: Sie geht in die Mitte der Stadtgesellschaft, öffnet sich für Kritik und Co-Kreation.

Offen für weitere Kommunen

Das Stadtlabor2Go versteht sich nicht als isoliertes Leuchtturmprojekt, sondern als skalierbares Modell. Offene Standards, modulare Tools und kontinuierlicher Wissenstransfer über funktionierende Formate und deren Konzepte aus Berlin, Mönchengladbach und Wiesbaden sollen sicherstellen, dass auch andere Kommunen profitieren können. Die enge Kooperation mit Partnern aus Wissenschaft und Bürgerschaft stärkt zudem die Tragfähigkeit des Ansatzes.

Verwaltung neu denken

Langfristig geht es darum, eine Kultur der Nutzerzentrierung für Digitalprojekte in der Verwaltung zu etablieren. Partizipation darf kein Einzelprojekt bleiben, sondern muss Teil des alltäglichen Verwaltungshandelns werden. Nur so kann Digitalisierung tatsächlich für die Menschen wirksam werden.

Das Beispiel des Stadtlabor2Go zeigt, wie sich Verwaltung neu denken lässt. Statt auf isolierte Insellösungen zu setzen, werden Synergien aus unterschiedlichen Städten genutzt und bestehende Formate gemeinsam weiterentwickelt. Die Labore in Wiesbaden und Mönchengladbach machen deutlich, dass viele Städte mit den gleichen Herausforderungen kämpfen und ein gemeinsamer Lernpfad – auch mit Metropolen wie Berlin – absolut zielführend ist.

Paula Manthey


Die Autorin

Paula Manthey ist Mitarbeiterin im Smart City Team der Stadt Mönchenglabdach.


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