Zweckverband Breitbandversorgung Schwarzwald-Baar: Schnelles Internet für alle

Abgelegen und weit weg vom Rest der Welt? Nicht mit dem Zweckverband Breitbandversorgung Schwarzwald-Baar: 20 Kommunen und der Landkreis nehmen den Glasfaserausbau gemeinsam in die Hand. Das ist aufwendiger, als anfangs gedacht – lohnt sich das dennoch? Eine Zwischenbilanz.

Zweckverband Breitbandversorgung Schwarzwald-Baar
Glasfaser bis 2030 auch bis zum letzten Haus und Hof: Das ist das Ziel des Zweckverbands Breitbandversorgung Schwarzwald-Baar. Foto: Adobe Stock/SensSai/peopleimages.com

Längst ist es die wichtigste Verbindung zu entfernt lebenden Familienangehörigen, Freunden, Arbeitgebern und Geschäftspartnern: Der Zugang zu schnellem und stabilem Internet ist entscheidender denn je. Vor 2014 gab es im Schwarzwald-Baar-Kreis die modernste und zukunftsweisende Übertragung per Glasfaser bis ins Haus nur für wenige Unternehmen. Mit der Gründung des Zweckverbands Breitbandversorgung Schwarzwald-Baar haben sich die 20 Kommunen und der Landkreis dazu entschlossen, den Glasfaserausbau hier im ländlichen Raum selbst in die Hand zu nehmen und nicht auf den Ausbau durch private Telekommunikationsunternehmen zu warten.

Ein erheblicher Vorteil eines Zweckverbands ist die Bündelung der Aufgaben in einem zentralen Organ. Hier laufen alle Aufgaben für Planung, Bau, Kundenberatung, Finanzwesen, Fördermittelanträge und Öffentlichkeitsarbeit zusammen. Die Kommunen nehmen dies als große Erleichterung wahr. Der stetige Austausch unter den Mitgliedern sorgt dafür, dass alle von den Erfahrungen und Ideen einzelner profitieren.  

Positive Zwischenbilanz des kommunalen Glasfaserausbaus

Zweckverbandsgeschäftsführer Jochen Cabanis bezeichnet das Projekt als herausfordernder als gedacht: Am Anfang ging man davon aus, dass anderthalb Stellen ausreichen könnten – mittlerweile sind 26 Personen beim Zweckverband beschäftigt. Dennoch: Nach über zehn Jahren kommunaler Glasfaserausbaus fällt die Zwischenbilanz positiv aus.   

Insgesamt gibt es im Schwarzwald-Baar-Kreis 55.000 Gebäude mit 100.000 Haushalten. Bis jetzt (Stand Dezember 2024) wurden bereits etwa 11.200 Glasfaserhausanschlüsse hergestellt. Das entspricht rund 36.500 Wohneinheiten von Privatpersonen und Gewerbetreibenden. Knapp 20.000 Hausanschlussverträge sind bis jetzt abgeschlossen worden.

Zweckverband Breitbandversorgung Schwarzwald-Baar setzt auf Betreibermodell

Das Netz des Zweckverbands wurde im sogenannten Betreibermodell errichtet. Somit bleibt es auch nach Fertigstellung im Besitz der öffentlichen Hand. Das Betreibermodell garantiert, dass alle Schritte des Ausbaus selbst bestimmt werden können. Man ist nicht von Investitionen privater Telekommunikationsunternehmen abhängig. Außerdem zahlen sich die Investitionen langfristig aus, da die Glasfaserinfrastruktur auch für ein eigenes Behördennetz, die Digitalisierung und den Katastrophenschutz genutzt werden kann. 

Für den Netzbetrieb hat 2015 die Firma Stiegeler aus Schönau nach einer EU-weiten Ausschreibung den Zuschlag für den Betrieb erhalten. Das kommunale Glasfasernetz bietet Open Access. Das bedeutet, dass jedem Telekommunikationsunternehmen die Nutzung des Netzes möglich ist, ohne eigene Infrastruktur herstellen zu müssen. 

Zweckverband Breitbandversorgung Schwarzwald-Baar
Einen Teil des Ausbaus finanzieren die Kommunen selbst, und das kostet Zeit. Dennoch: Es geht voran – und die Zwischenbilanz fällt positiv aus. Foto: Zweckverband Breitbandversorgung Schwarzwald-Baar

Einige Kommunen sind fast fertig

Im Bereich des landkreisweiten Backbones – das Basis-Netz, das alle Kommunen miteinander verbindet –, sind so gut wie alle Strecken errichtet. In jeder der 20 Mitgliedskommunen sind mehrere Ausbauprojekte in den Kernstädten und Ortsteilen bereits fertiggestellt worden. Einige Kommunen wie zum Beispiel Blumberg haben schon rund 95 Prozent ihres Stadtgebiets mit Glasfaser versorgt. 

Ein Alleinstellungsmerkmal für das kommunale Glasfasernetz des Zweckverbands ist die doppelte Anbindung an die Hauptknotenpunkte Frankfurt und Zürich. Diese Anbindung bedeutet für alle Nutzerinnen und Nutzer eine doppelte Absicherung gegen Ausfälle. 

Finanzierung durch Fördermittel plus Eigenanteil

Seit 2014 wurden bereits 150 Millionen Euro in den Glasfaserausbau investiert. Um alle Gebäude an das kommunale Glasfasernetz anzuschließen, müssen die 20 Kommunen und der Landkreis insgesamt bis zu 300 Millionen Euro einplanen. Diese gewaltigen Summen können die Akteure vor Ort nicht ohne staatliche Förderung stemmen. Die öffentliche Hand baut dort aus, wo es für private Betreiber nicht lukrativ ist, weil es durch geografische Besonderheiten oder weite Entfernungen komplizierter und teurer wird.


Zweckverband Breitbandversorgung Schwarzwald-Baar

Der Zweckverband Breitbandversorgung Schwarzwald-Baar hat die 20 Städte und Gemeinden des Kreises und den Landkreis Schwarzwald-Baar als Mitglieder. Ziel des Zweckverbands ist es, „die beste Internetanbindung für alle Bürgerinnen und Bürger und Unternehmen des Schwarzwald-Baar-Kreises“ sicherzustellen – nach diesem Zeitplan:

  • 2014: Gründung des Zweckverbands.
  • 2015: Baubeginn.
  • 2030: Anschluss aller Gebäude des Landkreises.

Zuletzt lag die Förderquote für die Ausbauprojekte durch Bundes- und Landesmittel zwischen 50 und 75 Prozent der Kosten, den Rest finanzieren die Kommunen selbst. Da es sich aber immer noch um erhebliche Summen handelt, wird der Ausbau nach aktuellen Schätzungen bis mindestens 2030 dauern.

Um diese gewaltige Aufgabe zu stemmen, wird teilweise an rund 20 Baustellen gleichzeitig gearbeitet. Ein Hauptaugenmerk lag in den letzten Jahren auf dem Anschluss extrem unterversorgter Bereiche, den Schulen und den Gewerbegebieten. 

Erhöhte Förderquote für unterversorgte Bereiche

Vor große Herausforderungen wurden die Mitglieder und die Beschäftigten des Zweckverbands gestellt, als 2019 die Umstellung von der Landes- auf eine Bundesförderung erfolgte. Da für viele Ausbaugebiete die Förderung neu beantragt werden musste, kam es teilweise zu erheblichen Verzögerungen beim Ausbau. Im Gegenzug erhöhte sich aber die Förderquote für die unterversorgten Bereiche deutlich.

Das Projekt ist auf dem Weg – und für Zweckverbandsgeschäftsführer Jochen Cabanis bleibt es weiterhin jeden Tag spannend. Mehr noch: Er beschreibt es als ein erfüllendes Gefühl, den Menschen und Unternehmen in der Region helfen zu können.     

Katrin Merklinger


Die Autorin

Katrin Merklinger leitet die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim Zweckverband Breitbandversorgung Schwarzwald-Baar.


Mehr zum Thema

Smart City Etteln

Smart City Etteln macht international Furore

Ende Oktober 2024 hat eine deutsche Dorfgemeinschaft die digitale Welt erobert: Noch vor Hongkong wurde Etteln als beste „Smart City“ …
Glasfaserausbau

Zahlen zur Entwicklung des Glasfaserausbaus

Wie entwickelt sich der Glasfaserausbau? Zahlen für das erste Halbjahr 2024 nennt die „Sechste Gigabitstudie für Deutschland“. Auftraggeber ist der …
Gigabitförderung

Gezielte Gigabitförderung von Kleinstlücken

Glasfaser ersetzt mehr und mehr die Telefonleitung aus Kupfer- und den DSL-Anschluss – noch aber bleibt viel zu tun. Welche …