„Großstadt ohne Verschwendung“: Wien setzt auf Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschonung

Die österreichische Hauptstadt Wien will sich hin zu einer „Großstadt ohne Verschwendung“ entwickeln. Mit der neuen Strategie „Zirkuläres Wien – eine runde Sache“ legt die Stadtregierung einen umfassenden Plan vor, um Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschonung in allen Bereichen zu verankern.

Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschonung
Die Wiener Strategie zur Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschonung basiert auf fünf zentralen Prinzipien. Foto: Adobe Stock/Tryfonov

Die österreichische Hauptstadt Wien will in Sachen Nachhaltigkeit ein Zeichen setzen – und zu einer „Großstadt ohne Verschwendung“ werden. In den vergangenen Monaten haben zahlreiche Abteilungen der Stadt intensiv der einer zukunftsweisenden Strategie gefeilt.

Im Auftrag der Stadtregierung wurde eine gemeinsame Vision für den Umgang mit Ressourcen entwickelt: die Strategie „Zirkuläres Wien – eine runde Sache. Der Wiener Weg der Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft“. Das Ziel dahinter: den Ressourcenverbrauch und die Verschwendung innerhalb der Stadt maßgeblich zu reduzieren. Dies berichtet die Stadt Wien in einer Mitteilung.

Kreislaufwirtschaft und Ressourcenschonung in Wien

„Mit dieser Strategie legen wir erstmals eine umfassende Gesamtstrategie vor, die uns dabei helfen soll, unser Leben und Wirtschaften auch langfristig umweltschonender und resilienter zu gestalten“, betont Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky. „Dabei haben wir 33 Hebel für ein zirkuläres Wien identifiziert, die zur Ressourcenschonung und gegen jede Form von Verschwendung beitragen sollen.“

Den Umgang mit Lebensmitteln und eine vorbildliche Abfallwirtschaft betreffe dies ebenso wie den nachhaltigen Konsum und den schonenden Umgang mit Bodenressourcen. Aber auch die Wiederverwendung gebrauchter Materialien und Güter sei dem Klimastadtrat zufolge ein Thema.

„Mit dieser neuen Strategie setzen wir den dritten Pfeiler der 3Ks unserer Klimastrategie um. Neben Klimaschutz und Klimaanpassung ist die Kreislaufwirtschaft ein entscheidender Hebel, um Ressourcen zu schonen, Abfälle zu vermeiden und Wien auf Kurs Richtung Klimaneutralität zu halten“, so NEOS Wien Energie- und Klimasprecher Stefan Gara. „Zugleich ist sie ein wichtiger Innovations- und Standortfaktor: Kreislaufwirtschaft stärkt Unternehmen, schafft neue Jobs und macht Wien fit für die Wirtschaft der Zukunft.“

Ressourcenschonung im Fokus: Fünf Prinzipien für die Wiener Kreislaufwirtschaft

Die Kreislaufwirtschaft nimmt im aktuellen Regierungsprogramm einen zentralen Stellenwert ein und wird als wichtiger Schwerpunkt in die Fortschreibung des Wiener Klimafahrplans integriert. Das übergeordnete Ziel ist es, die Prinzipien der Kreislaufwirtschaft als Querschnittsthema fest in allen städtischen Bereichen zu verankern und eng mit Klimaschutz- und Klimaanpassungsmaßnahmen zu verzahnen.

Die nun vorgestellte Kreislaufwirtschaftsstrategie rückt die Ressourcenschonung in den Mittelpunkt. Fünf zentrale Prinzipien der Wiener Kreislaufwirtschaft sollen dazu einen Beitrag leisten:

1. Wien ist gerecht

Wien engagiert sich für globale Klimagerechtigkeit, indem es seinen Beitrag zur gerechten Verteilung begrenzter Ressourcen leistet. Die Stadt reduziert ihren konsumbasierten Material- und Treibhausgasfußabdruck und agiert innerhalb planetarer sowie sozial verträglicher Grenzen.

2. Wien wirtschaftet nachhaltig

Wien setzt auf die Stärkung regionaler und lokaler Strukturen, um die Abhängigkeit von globalen Lieferketten zu verringern. Die Förderung der Wiederverwendung schafft dabei neue Formen der Arbeit und belebt das Handwerk neu. Innovative Technologien unterstützen ein effizientes Recycling. Durch ihre starke Marktposition nutzt die Stadt Wien zudem die Möglichkeit, mit zirkulären Kriterien wichtige Impulse für eine nachhaltige Entwicklung zu setzen.

3. Wien gibt Struktur und Sicherheit

Ein erfolgreicher Übergang zur Kreislaufwirtschaft erfordert klare Vorgaben sowie Planungs- und Rechtssicherheit. Die Stadt Wien etabliert daher in ihrem Zuständigkeitsbereich praxistaugliche Richtlinien für Planung, Beschaffung und Umsetzung. Bestehende Instrumente werden weiterentwickelt, neue Anwendungen geschaffen und diese den Akteuren niederschwellig zugänglich gemacht.

4. Wien kooperiert

Ressourcenschonung ist eine Gemeinschaftsaufgabe, die den Einsatz vieler Akteure erfordert. Die Kreislaufwirtschaft ist keine isolierte Fachdisziplin, sondern bedarf einer umfassenden, sektorenübergreifenden Zusammenarbeit. Ihre Entwicklung, Erprobung und Umsetzung müssen entlang der gesamten Wertschöpfungskette und in der gesamten Metropolregion Wien erfolgen, um erfolgreich zu sein.

5. Wien stellt die Menschen in den Mittelpunkt

Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft sind entscheidende Faktoren, um gesellschaftliche Teilhabe zu fördern. Sie erleichtern den Zugang zu nachhaltigen Produkten und Dienstleistungen, machen diese alltagstauglich, leistbar und barrierefrei. Gleichzeitig eröffnen sich durch sie neue Möglichkeiten des Zusammenlebens und Teilens.

Red.


Über die Strategie

Die Strategie „Zirkuläres Wien – eine runde Sache. Der Wiener Weg der Ressourcenschonung und Kreislaufwirtschaft“ soll am 22. Oktober 2025 im Wiener Gemeinderat beschlossen werden.


Mehr zum Thema

Digitale Daten für die Kreislaufwirtschaft

Digitale Daten für die Kreislaufwirtschaft: Berlin auf dem Weg zur Klimaneutralität

Eine funktionierende Kreislaufwirtschaft ist auf dem Weg zur Klimaneutralität von entscheidender Bedeutung. Welche Rolle digitale Daten dabei spielen, zeigt eine …
Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie

Nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie: Plädoyer für die Umsetzung

Ex-und-hopp war gestern, heute soll Abfall möglichst vermieden und Verbleibendes als Ressource gesehen werden. Ziel der Bundesregierung ist es, den …
Kreislaufwirtschaft

Kreislaufwirtschaft für die Gegenwart und für die Zukunft

Recycling und Urban Mining sind wichtige Antworten auf den hohen CO2-Ausstoß und den Ressourcenverbrauch der Bauwirtschaft. Verbandsexpertin Katrin Mees plädiert …