Die Wärmewende stellt Deutschlands Stadtwerke vor eine große Herausforderung. Eine aktuelle Umfrage des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) zeigt, wie groß die Unsicherheit unter den Energieversorgern ist.

Deutschland hat sich das Ziel gesetzt, bis 2045 klimaneutral zu sein. Ein Kernelement dieser Strategie ist die Umstellung der Wärmeversorgung: Statt auf Öl und Erdgas sollen zukünftig Fernwärme, Wärmepumpen oder grüne Gase die Haushalte heizen. Diese Mammutaufgabe stellt insbesondere Stadtwerke und kommunale Energieversorger vor große Herausforderungen. Sie müssen detailliert prüfen, welche Stränge ihres Gasnetzes sie auf grüne Gase wie Wasserstoff umrüsten und welche sie stilllegen wollen.
Eine aktuelle Branchen-Umfrage des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) unter Stadtwerken und kommunalen Energieversorgern zeigt: Für fast die Hälfte (46 Prozent) der befragten Unternehmen ist die Zukunft ihrer Gasnetze noch ungewiss.
Während mehr als jedes fünfte Stadtwerk (23 Prozent) eine gemischte Strategie aus Außerbetriebnahme und Umrüstung auf grüne Gase wie Wasserstoff und Biomethan plant, ringen viele noch mit den konkreten Entscheidungen für ihre Versorgungsgebiete. Dies berichtet der Verband in einer Mitteilung. 19 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, dass sie ihr Gasnetz stilllegen und auf Fernwärme und Wärmepumpen setzen werden.
Transformation der deutschen Energieversorgung
„Der Trend bei den Gasnetzen geht klar zu einem Technologiemix, je nach Strang: Einige Leitungen eines Gasnetzes werden umgerüstet, viele Stränge des Gasnetzes stillgelegt. Zugleich hängt die Mehrheit Stadtwerke aktuell in der Luft – und mit ihnen viele Bürger und 1,4 Millionen Industrie- und Gewerbekunden, die meist zum Mittelstand gehören“, so Ingbert Liebing, VKU-Hauptgeschäftsführer. „Wir appellieren an die Bundesregierung, schnell für Rechts- und Planungssicherheit bei den Gasnetzen zu sorgen.“
Der angestrebte Ausstieg aus dem Gasnetzbetrieb konfrontiert kommunale Versorger mit rechtlichen und finanziellen Fragestellungen. Die Infrastruktur der Gasnetze wurde ursprünglich für einen langfristigen Dauerbetrieb konzipiert.
Entsprechend mangelt es bislang an klaren gesetzlichen Rahmenbedingungen für deren Stilllegung und den Rückbau. Gleichzeitig bleiben die Versorger in der Pflicht, neue Gasanschlüsse bereitzustellen. Eine zentrale offene Frage ist zudem, wer die Kosten trägt.
Rechtsgrundlagen und Planungssicherheit benötigt
„Nach den Festlegungen für das Wasserstoffkernnetz im vergangenen Jahr muss das Bundeswirtschaftsministerium (BMWE) nun rasch die Rechtsgrundlagen und Finanzierung auch für Wasserstoffverteilnetze konkretisieren. Je früher Stadtwerke mit Planung, Genehmigung und Bau beginnen können, desto besser für mittelständische Unternehmen am Gasverteilnetz. Sie brauchen Klarheit, ob und wenn ja, wie ihr Betrieb nach 2045 noch gasförmige Energieträger beziehen kann.“, fordert Liebing.
Auch für die eigenen Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen (KWK), die für die Fernwärme- und Quartiersversorgung gebraucht werden, benötigen Stadtwerke dringend Klarheit. Die derzeitige Rechts- und Finanzierungsunsicherheit spiegelt sich deutlich in den Investitionsentscheidungen wider: Aktuell planen die Stadtwerke weder substanzielle Investitionen in die Umrüstung noch die Stilllegung ihrer Gasnetze (jeweils 0 Prozent).
„Je näher das Jahr 2045 mit dem Ende der Erdgasversorgung rückt, desto größer ist die Gefahr eines Flickenteppichs und erheblichen Verunsicherungen bei den Verbrauchern. Die Bundesregierung kann das verhindern, indem sie klare Regeln für einen geordneten Ausstieg aus dem Erdgas aufstellt“, so Liebing.
Red.
Über die VKU-Umfrage
Am der Umfrage zum Stand der Wärmeplanung des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) nahmen in der Zeit vom 26. August bis zum 15. September 2025 insgesamt 164 Stadtwerke und kommunale Energieversorger teil.



