Straßenbahn sammelt Klimadaten

Straßenbahn erfasst Klimadaten
Setzen gemeinsam innovative Methoden der Klimadatenerfassung um (v.l.): Johannes Müller (Prokurist Smart City Mannheim GmbH), Carsten Südmersen (Geschäftsführer MKB Mannheimer Kommunalbeteiligungen GmbH), Dr. Robert Thomann (Geschäftsführer Smart City Mannheim GmbH), Christian Specht (Erster Bürgermeister der Stadt Mannheim), Marcus Geithe (Geschäftsführer der MV Mannheimer Verkehr GmbH), Christian Volz (Kaufmännischer Geschäftsführer Rhein-Neckar-Verkehr GmbH). Foto: RNV GmbH/Haubner

Klimadaten werden in Mannheim auf ausgewählten Strecken testweise von der Straßenbahn erfasst. Das Projekt dient dem Aufbau eines engmaschigen Klimamessnetzes.

Mannheim will ein engmaschiges Klimamessnetz aufbauen. Nach Angaben der Stadt soll es dabei helfen, klimatische Bedingungen aufzuzeichnen, zu analysieren und zu bewerten. Basierend auf diesen Daten sollen passende Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung erarbeitet und umgesetzt werden.

Wie die Stadt mitteilt, wurden durch die Smart City Mannheim GmbH im Stadtteil Neckarstadt bereits an etwa 40 Standorten Sensoren zur Erhebung von Wetter-/Klimadaten installiert. Bis Ende 2023 seien insgesamt 400 Standorte in der ganzen Stadt geplant, die verschiedene Daten zu Luft, Wind und Niederschlag sammeln. Zusätzlich sollen auch mobil Klimadaten erhoben werden.

Mobile Datenerhebung per Straßenbahn

In Ergänzung zu den stationären, punktuellen Klimastationen im Stadtgebiet Mannheim sollen künftig weitere Klimadaten mit mobilen, linienhaften Erhebungsmöglichkeiten gewonnen werden. Dies werde in einem ersten Schritt mittels Sensorik auf einer Test-Straßenbahn der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH, kurz RNV, erfolgen. Die Straßenbahn werde vorrangig die Linien 1 und 3 befahren.

Straßenbahnen seien laut den Projektverantwortlichen besonders gut geeignet, um Daten zu sammeln. Das liege daran, dass sie in regelmäßigen Abständen die gleichen Strecken befahren. Durch das Zusammenführen stationärer und mobiler Daten entstehe so künftig ein detailliertes Gesamtbild des Klimaprofils in Mannheim. Um eine Vergleichbarkeit sowie Kalibrierungsmöglichkeit der mobil gewonnenen Messdaten gewährleisten zu können, werde parallel der Linie 1 entsprechende stationäre Messtechnik installiert. Die an der Straßenbahn angebrachten Sensoren, zwei Luftparametersensoren sowie ein Wind-/Niederschlagssensor, seien jeweils über dem Dachaufbau der Fahrerkabine verbaut. Zusätzlich sei die Straßenbahn stirnseitig über dem Dachaufbau mit Infrarotsensoren zur Erfassung der Boden-Oberflächentemperaturen im Gleisbett sowie der parallel verlaufenden Bereiche ausgerüstet worden.

„Da die Stadtbahnen in regelmäßigen Abständen dieselbe Strecke befahren, lassen sich die Daten sehr gut erfassen und im Zeitverlauf analysieren. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse werden uns helfen, künftig weitere Maßnahmen zu entwickeln, um die klimatischen Bedingungen in unserer Stadt zu verbessern“, sagt Mannheims Erster Bürgermeister und IT-Dezernent Christian Specht, der auch Aufsichtsratsvorsitzender der RNV ist. Er führt weiter aus: „Wir haben bewusst die Stadtbahnlinien 1 und 3 gewählt, denn auf diesen Strecken haben wir einen relativ hohen Anteil an Grüngleis. Mit der ‚Klima-Bahn‘ sollen unter anderem die Boden-Oberflächentemperaturen erfasst werden, so dass wir ermitteln können, wie sich der thermische Effekt von begrünten Stadtbahngleisen auswirkt.“

Marcus Geithe, Geschäftsführer der MV Mannheimer Verkehr, ergänzt: „Mit den neuen Sensoren können auch die Wirkungen der unterschiedlichen Begrünungsformen, wie klassisches Rasengleis und das in Mannheim neu eingesetzte Sedum, einer Bewertung zugeführt werden. Dies kann auch ein weiteres Entscheidungselement für die Gestaltung unseres Oberbaus sein.“ Das Pilotprojekt sei zunächst auf ein Jahr angelegt. Bei erfolgreicher Testphase sei sowohl eine Ausweitung des Streckennetzes vorstellbar als auch die Hinzunahme weiterer Klimaparameter.

Input für eine Smart City Datenplattform

Die mobil und stationär erhobenen Klimadaten fließen nach Angaben der Stadt in die Datenplattform der Smart City Mannheim GmbH ein und werden mit weiteren, bereits vorhandenen Klimadaten zusammengeführt und analysiert. Nach einer Erprobungsphase sollen die erfassten Klimadaten dann auch Bürgerinnen Bürgern auf der Datenplattform zugänglich gemacht werden. „Der Aufbau eines engmaschigen Klimamessnetzes ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg zur resilienten Stadt – die Kooperation mit der RNV ermöglicht uns, ein wesentlich detailliertes Abbild der klimatischen Bedingungen in Mannheim zu erfassen. Auf Basis der gesammelten Daten können so künftig wissenschaftlich fundierte, zielgerichtete Maßnahmen zur Klimafolgenanpassung getroffen werden“, sagt Dr. Robert Thomann, Geschäftsführer der Smart City Mannheim.

red.