Die Lösung liegt im Austausch: Was Augsburgs Büro für Kommunale Prävention besonders macht

Graffiti, sexualisierte Gewalt, Radikalisierungsprävention und vieles mehr – die Themenfelder sind weit gefächert. Mit seinem Ansatz und seinem Büro für Kommunale Prävention macht Augsburg sehr gute Erfahrungen. Annika Escher schlüsselt auf, was die Stadt dabei so erfolgreich macht. 

Büro für Kommunale Prävention
Gekennzeichnete Sprayflächen als Alternative gegen illegales Sprühen sind in Augsburg ein Teil der kommunalen Prävention. Hier wird eine der „Schwabenwände“ eingeweiht. Foto: Stadt Augsburg

Schon seit 2016 ist das Büro für Kommunale Prävention (BKP) als Stabsstelle im Referat für Bürgerinnen- und Bürgerangelegenheiten, Ordnung, Personal, Digitalisierung und Organisation der Stadt Augsburg verankert. Damit wurde Prävention organisatorisch aufgewertet und als fester Bestandteil der städtischen Ordnungs- und Sicherheitspolitik etabliert.

Ziel ist es, gesellschaftlichen Risiken frühzeitig zu begegnen, Konflikte im öffentlichen Raum konstruktiv zu bearbeiten und zugleich das subjektive Sicherheitsempfinden der Bürgerinnen und Bürger zu stärken. Die Themenfelder, mit denen sich das Büro befasst, sind breit gefächert. Sie reichen von Jugendkriminalität und Jugendschutz über häusliche und sexualisierte Gewalt, Demokratieförderung und Radikalisierungsprävention bis hin zu Graffiti und Urban Art, Prostitution sowie Suchtprävention.

Augsburgs Umgang mit Graffiti

Gemeinsam ist all diesen Feldern, dass sie das Miteinander im öffentlichen Raum betreffen und daher einen kontinuierlichen Austausch unterschiedlicher Akteure erfordern. Prävention bedeutet in diesem Zusammenhang nicht das Abarbeiten festgelegter Programme, sondern passgenaue Maßnahmen, die an den lokalen Gegebenheiten ansetzen und frühzeitig Konflikten vorbeugen sollen.

Deutlich wird dieses Konzept am Thema Graffiti. Die Stadt Augsburg verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz im Umgang damit – eine Balance zwischen Prävention, Repression, Entschädigung und der gezielten Förderung urbaner Kunst. Mit den sogenannten Schwabenwänden gibt es in allen Stadtteilen legale Flächen, die Alternativen zum illegalen Sprayen bieten. Ergänzend werden legale Urban-Art-Projekte im öffentlichen Raum gefördert. Gleichzeitig unterstützt die Stadt bei der Beseitigung illegaler Graffiti, um das Stadtbild zu schützen.

Mit dem Förderprogramm „Schmierflink“ können Eigentümerinnen und Eigentümer sowie Religionsgemeinschaften Zuschüsse für die Entfernung unerwünschter Graffiti und präventiver Maßnahmen beantragen. Ferner bietet das Projekt der Brücke e.V.„EinWandFrei“ für jugendliche Straftäter die Möglichkeit, selbst Verantwortung zu übernehmen, betroffene Flächen zu reinigen und so einer hohen Geld- oder Freiheitsstrafe zu entgehen. Damit wird nicht nur eine weitere Belastung der Jugendlichen durch Schulden verhindert, sondern auch ein Perspektivwechsel angeregt.

Vernetzung für Sicherheit

Auch im Bereich der Konfliktbearbeitung im öffentlichen Raum verfolgt das BKP einen vernetzten Ansatz. In lokalen Präventionsgruppen arbeiten Vertreterinnen und Vertreter des Büros mit Polizei, Ordnungsamt, Fachstellen, Streetwork sowie Anwohnerinnen und Anwohnern zusammen.

Gemeinsam werden Situationen vor Ort analysiert und Maßnahmen abgestimmt, die sowohl kurzfristig Abhilfe schaffen als auch längerfristige Entwicklungen im Blick behalten. Dabei spielen neben sozialen Aspekten auch städtebauliche Maßnahmen eine Rolle, etwa Umgestaltungen von Plätzen, punktuelle Veränderungen im Raum oder gemeinsame Spaziergänge zur Raumwahrnehmung. Ein Beispiel hierfür ist das Gesamtkonzept für den Helmut-Haller-Platz, das in Kooperation mit verschiedenen Beteiligten entwickelt wurde.

Netzwerkarbeit ist insgesamt eine zentrale Grundlage für die Arbeit des Büros. Regelmäßig kommen Akteure aus Verwaltung, Polizei, Justiz, Vereinen, Betroffenenvertretungen und Anwohnerinnen und Anwohnern zusammen, um gemeinsame Strategien zu entwickeln.

Das Büro für Kommunale Prävention ist überregional präsent

Zudem bestehen stadtintern enge Kooperationen mit dem Ordnungsamt, dem Gesundheitsamt und dem Amt für Kinder, Jugend und Familie. Diese breite Vernetzung ermöglicht es, flexibel auf gesellschaftliche Dynamiken zu reagieren und Verantwortung für den öffentlichen Raum auf viele Schultern zu verteilen.

In den vergangenen Jahren hat sich das Büro für Kommunale Prävention nicht nur in Augsburg selbst bewährt, sondern ist auch überregional in der Fachwelt präsent. Das Team bringt seine Erfahrungen in wissenschaftliche Diskussionen ein und beteiligt sich an bundesweiten Entwicklungen der Präventionsarbeit. Ein besonderer Höhepunkt war die Ausrichtung des 30. Deutschen Präventionstags im Jahr 2025, der in Augsburg stattfand und durch das Büro für Kommunale Prävention koordiniert wurde.

Was Augsburg stark macht

Die Erfahrungen zeigen, dass Prävention vor allem dann erfolgreich ist, wenn sie als Gemeinschaftsaufgabe verstanden wird. Starke Netzwerke, kontinuierlicher Austausch und die Bereitschaft, verschiedene Perspektiven einzubeziehen, sind entscheidend, um das Sicherheitsempfinden im öffentlichen Raum zu stärken und langfristig tragfähige Lösungen entwickeln zu können.

Annika Escher


Die Autorin

Annika Escher ist Sachbearbeiterin für die Themen Kommunikation, Veranstaltungen und Sonderprojekte im Ordnungsreferat der Stadt Augsburg.


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