Hin zur klimaresilienten Kommune: Weshalb Regenwasserspeicher für die Schwammstadt entscheidend sind

In der klimaresilienten Stadtentwicklung wird das Schwammstadtkonzept immer relevanter, damit sind auch Regenwassernutzungsanlagen im Fokus. Sie bieten technische, ökologische und sozioökonomische Vorteile: Das streicht Hydrogeologe Carsten Dierkes heraus.

Regenwasserspeicher
Die Sommer werden heißer und trockener, zugleich treten zunehmend Starkregenereignisse auf – daran muss der urbane Raum angepasst werden. Adobe Stock/nd700

Angesichts zunehmender Urbanisierung und klimawandelbedingter Extremwetterereignisse wird das Schwammstadtkonzept als Lösung zur klimaresilienten Stadtentwicklung immer relevanter. Ein zentrales Element dieses Konzepts ist die dezentrale Regenwasserrückhaltung und -nutzung, insbesondere durch Regenwasserspeicher: ein Konzept, das auf naturnahe Wasserbewirtschaftung setzt. Ziel ist es, Regenwasser dort zu speichern, wo es anfällt, und für verschiedene Zwecke zu nutzen.

Zur Kühlung der Städte wird mehr Grün benötigt, allerdings brauchen Bäume und andere Bepflanzungen große Mengen an Wasser. Ausgetrocknete Böden können nach Trockenperioden aber kaum Regenwasser aufnehmen, daher ist eine temporäre Speicherung notwendig. Regenwasserspeicher sind hierbei ein zentrales Instrument.

Die Vorteile der Regenwassernutzung

Die verfügbaren Wasserressourcen nehmen vielerorts ab oder verschlechtern sich in ihrer Qualität. Besonders kritisch ist die Übernutzung von Grundwasser. Auch hier kann die Nutzung von Regenwasser eine Entlastung darstellen. Überschüssiges Wasser kann durch die gezielte Versickerung zur Grundwasseranreicherung im urbanen Raum beitragen.

Eine zu schaffende Regenwasserbewirtschaftungssatzung vermeidet die Überlastung der Kanalisation bei Starkregen, fördert die Grundwasserneubildung, schützt die Gewässerqualität und unterstützt die Anpassung an den Klimawandel. Zudem können ergänzende Förderprogramme Anreize für die Umsetzung schaffen.

Regen als Teil des Wasserkonzepts

Die Kommunen stützen sich dabei meist auf das Kommunalabgabengesetz (KAG) und das Wasserhaushaltsgesetz (WHG) sowie die Landeswassergesetze. Die Satzung ist mit anderen Regelwerken wie Bebauungsplänen oder Entwässerungssatzungen abzustimmen. Wichtig ist eine ganzheitliche Betrachtung, die Regenwasserspeicher als Teil eines integrativen Wasserkonzepts versteht. Die strategische Kombination mit anderen blau-grünen Infrastrukturen, wie Gründächern, begrünten Fassaden oder Retentionsräumen, ermöglicht synergetische Effekte.

Regenwasserzisternen tragen wesentlich zur nachhaltigen Wassernutzung sowie zur Anpassung an den Klimawandel bei. Städte und Gemeinden haben die Möglichkeit, den Einbau von Regenwasserspeichern über Bebauungspläne vorzuschreiben oder entsprechende Maßnahmen finanziell zu fördern. Eine Kombination mit der Dachbegrünung ist sinnvoll, um die Wasserspeicherung zu optimieren und gleichzeitig die Kanalisation zu entlasten.

Auch im Bestand bieten sich vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Durch gezielte Förderprogramme können Gebäudeeigentümer motiviert werden, Gebäude mit Regenwassernutzungssystemen nachzurüsten. In Verbindung mit Entsiegelungsmaßnahmen unterstützen sie die Regenwasserversickerung und reduzieren die Abflussmenge in die Kanalisation.

Regenwasserspeicher als nachhaltige Bewässerungslösung

Besonders wirkungsvoll ist der Einsatz von Regenwasserzisternen auf öffentlichen Flächen und bei öffentlichen Gebäuden wie Schulen, Verwaltungsgebäuden oder Sportanlagen. Hier kann das gesammelte Wasser etwa für die Bewässerung von Grünanlagen und für die Toilettenspülung verwendet werden.

Ebenso bieten sich in Parks und Grünflächen Regenwasserspeicher als nachhaltige Bewässerungslösung an, wodurch der Verbrauch von Trinkwasser deutlich gesenkt wird. Regenwasser ist in der Regel besser zur Bewässerung geeignet als das regional oftmals härtere Trinkwasser.

Im Rahmen der Verkehrs- und Platzgestaltung lassen sich Regenwasserzisternen integrieren. So können sie unter Verkehrsflächen installiert werden, um Regenwasser aufzunehmen und zwischenzuspeichern. Multifunktionale öffentliche Plätze bieten zudem die Möglichkeit, in Extremwettersituationen als temporäre oberirdische Wasserspeicher zu fungieren und so in Kombination mit unterirdischen Zisternen einen großen Speicherraum zur Verfügung zu stellen.

Mehr Potenzial durch Sensoren

Die Digitalisierung bietet weitere Potenziale: Moderne, mit Sensorik ausgestattete Regenwasserspeicher lassen sich intelligent steuern, sodass beispielsweise mehrere Speicher gemeinsam betrieben und effizient bewirtschaftet werden. Um diese Potenziale zu erschließen, sind Regenwassernutzungsanlagen frühzeitig in die Planung einzubinden. Kommunen können dies über Verträge als Bestandteil integrierter Entwicklungskonzepte oder in Kooperation mit Wasserverbänden umsetzen.

Carsten Dierkes


Infokasten

Prof. Dr. Carsten Dierkes ist Lehrbeauftragter im Fachgebiet Wasserwirtschaft an der Frankfurt University of Applied Sciences und Geschäftsführer der H20 Research GmbH.


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