Erneuerbare Energien sind auf dem Vormarsch und haben im ersten Quartal
2025 bereits gut die Hälfte des Stromverbrauchs in Deutschland gedeckt. Wie
steht es dabei um die Photovoltaik? Was ist bereits gelungen – und was sollte
jetzt anstehen? Antworten aus Branchensicht.

Die Energiewende macht Fortschritte. „Sauberer Solarstrom wird 2025 voraussichtlich die
Braunkohle bei der heimischen Stromerzeugung überholen und verdrängt zunehmend die klima- und gesundheitsschädlichste Elektrizitätsform“, sagt Carsten Körnig, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Solarwirtschaft e. V. (BSW-Solar).
Im vergangenen Jahr lag die Braunkohle mit 15,61 Prozent nur noch knapp vor dem Anteil des Solarstroms mit 15,57 Prozent an der gesamten Nettostromerzeugung Deutschlands. Das geht aus aktuellen Daten des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) hervor. Die Bedeutung der Photovoltaik für das Gesamtpaket der Klimaschutzmaßnahmen ist erheblich: Allein im letzten Jahr wurden durch den Betrieb der rund fünf Millionen Solarstromsysteme in Deutschland nach Angaben des Umweltbundesamtes über 50 Millionen Tonnen Treibhausgase vermieden.
Deutliche Zuwächse bei der Photovoltaik
Nach Angaben des BSW-Solar installierte die Solarstrombranche 2024 mit 17,5 Gigawatt 14 Prozent mehr Photovoltaik-Leistung als 2023. Für dieses Jahr rechnet der Verband mit Neuanschlüssen in etwa gleicher Größenordnung. „Während sich die PV-Nachfrage im Eigenheimsegment nach einem Solarboom während der Corona-Pandemie und Energiekrise zuletzt abgekühlt hat und im Jahresverlauf auf noch hohem Niveau stabilisieren könnte, wird sich die Nachfrage nach Steckersolargeräten – sogenannten Balkonkraftwerken – voraussichtlich 2025 erneut verdoppeln“, so Körnig. „Bei der Errichtung ebenerdiger Solarparks rechnen wir ebenso wie bei Solarstromanlagen auf Firmendächern mit einem zumindest kleinen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr.“
Nach aktuellen Auswertungen von Zahlen der Bundesnetzagentur sowie Verbandsschätzungen zu erwartbaren Nachmeldungen sind laut BSW-Solar aktuell Solarsysteme mit einer Gesamtleistung von rund 105 GW in Deutschland in Betrieb. Rund 38 Prozent sind dem Heimsegment zuzuordnen, rund 29 Prozent dem Gewerbedachsegment, 32 Prozent Freiflächenanlagen und knapp ein Prozent Steckersolargeräten. Im Jahr 2030 sollen nach den bisherigen Plänen der Bundesregierung 215 Gigawatt (GW) solare Erzeugungsleistung in Deutschland in Betrieb sein.
Nach Berechnungen des energiewirtschaftlichen Beratungsunternehmens Neon senken Solaranlagen die Strompreise bereits signifikant: Ohne Solarstrom würden demnach die Preise an der Strombörse rund 25 Prozent über dem heutigen Niveau liegen. Heimische Energieverbraucher sparen durch kostengünstigen Solarstrom jährlich rund neun Milliarden Euro. Für einen typischen Privathaushalt entsprechen die Einsparungen bei den Stromkosten etwa 80 Euro im Jahr. Für industrielle Verbraucher liegen die Einsparungen bei etwa zehn Prozent. Wer im Besitz einer eigenen Solaranlage sei, könne mit noch höheren jährlichen Einsparungen bei den Energiekosten rechnen.
Zwei Millionen Solarstromspeicher sind bereits in Betrieb
Anfang Mai wurde in Deutschland der zweimillionste Solarstromspeicher in Betrieb genommen, wie BSW-Solar mitteilt. Laut dem Solarverband sind im vergangenen Jahr rund 600.000 Solarbatterien neu hinzugekommen. Während Heimspeicher bei neuen Solarstromanlagen auf Eigenheimen inzwischen zum Standard zählen, sei zuletzt insbesondere die Nachfrage nach Großspeichern der Megawattklasse gewachsen, die neben Solar- und Windparks errichtet werden. Sie ermöglichen es, Strom aus erneuerbaren Energien auch dann zu nutzen, wenn keine Sonne scheint und kein Wind weht. Zudem vermeiden sie bei intelligenter Steuerung Kosten für den Ausbau der Stromnetze.
„Batteriespeicher leisten schon heute einen wichtigen Beitrag zur Stabilisierung des Stromsystems und tragen erheblich zur Sicherheit und Verlässlichkeit der Stromversorgung bei“, erklärt Körnig. Die Kapazität der stationären Batterien reiche inzwischen aus, um 20 Gigawattstunden zwischenzuspeichern. Das entspreche dem durchschnittlichen Tagesstromverbrauch von zwei bis vier Millionen Zwei-Personen-Haushalten, je nach Elektrifizierungsgrad der Haushalte.
Allein im ersten Quartal 2025 kamen nach Schätzungen des BSW-Solar mehr als 1,7 Gigawattstunden an Speicherkapazität hinzu – ein Zuwachs in Höhe von rund 16 Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum.
Um mit dem weiteren Ausbau erneuerbarer Energien Schritt halten zu können und sie effizient ins Stromsystem zu integrieren, müsse der Speicherausbau weiter beschleunigt werden. Nach Fraunhofer-Berechnungen zu Transformationsszenarien in der Studie „Wege zu einem klimaneutralen Energiesystem“ müsste die Kapazität von Batteriespeichern inklusive mobiler Batterien dafür bis zum Jahr 2030 auf etwa 100 bis 150 Gigawattstunden anwachsen.
Weiterer Speicherausbau muss beschleunigt werden
Das Erreichen dieser Ziele ist nach Ansicht des BSW-Solar kein Selbstläufer. Die Umsetzung der technischen Potenziale und wirtschaftlichen Geschäftsmodelle von Batteriespeichern scheitere aktuell noch viel zu oft an den überholten rechtlichen Rahmenbedingungen. Die besondere Rolle der Speicher im Stromsystem und ihre vielfältigen Funktionen in einem dynamischen Stromsystem würden bisher im deutschen Energierecht und den Anschlussbedingungen der Netzbetreiber, wie auch in der Regulatorik der Bundesnetzagentur, kaum berücksichtigt.
„Jetzt heißt es, das Speicher-Ausbautempo weiter zu erhöhen, unter anderem durch eine baurechtliche Privilegierung für Batteriespeicher und klare energiewirtschaftliche Anreize“, lautet die Forderung Körnigs an die Politik. Denn Batteriespeicher seien die beste Technologie, um Strom aus erneuerbaren Energien effizient zu nutzen sowie sicher und kostengünstig ins Stromnetz und das Energiesystem zu integrieren. Ihre Modularität, schnelle Realisierung und sinkende Kosten würden einen schnellen Hochlauf des Zubaus ermöglichen.
Erneuerbare Energien decken fast die Hälfte des Strombedarfs
Wie leistungsfähig die Stromerzeugung durch erneuerbare Energien heute schon ist, zeigen vorläufige Berechnungen des Zentrums für Sonnenenergie- und Wasserstoff-Forschung Baden-Württemberg (ZSW) und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW). Demnach konnten im ersten Quartal 2025 bereits 47 Prozent des Stromverbrauchs in Deutschland durch erneuerbare Energien – Sonne, Wind, Wasser und Biomasse – gedeckt werden.
Während bei Wind- und Wasserkraft witterungsbedingte Rückgänge zu verzeichnen waren, entwickelte sich die Stromerzeugung aus Photovoltaik positiv. Der weitere Zubau von Solaranlagen sowie ein überdurchschnittlich sonniger März sorgten demnach für einen spürbaren Anstieg der Solarstromerzeugung. Mit einem Plus von 3,2 Milliarden Gigawattstunden gegenüber dem Vorjahreszeitraum stieg die Photovoltaik-Erzeugung im ersten Quartal um rund 32 Prozent und deckte damit zehn Prozent des Stromverbrauchs in Deutschland.
Red.