Was dort los ist, wo Fuchs und Hase sich gute Nacht sagen, das zeigt der Wettbewerb „Digitale Orte“. Am 6. November wurden die Sieger für das Jahr 2024 ausgezeichnet – und Mitinitiator Philipp Mehne streicht das Besondere und auch Beispielhafte heraus: Ideen, die Mut machen sowie anregen können.
Was ist die Idee hinter dem Wettbewerb „Digitale Orte“ – wie soll er die digitale Landschaft verändern?
Philipp Mehne: Der Wettbewerb wurde 2022 von Deutsche Glasfaser und der Initiative „Deutschland Land der Ideen“ ins Leben gerufen, um Vorreiterinnen und Vorreiter der Digitalisierung im ländlichen Raum ins Rampenlicht zu rücken. Klar ist: Digitale Technologien und Innovationen erleichtern unseren Alltag und helfen, strukturelle Herausforderungen zu lösen. Gerade für den ländlichen Raum sind die Chancen der digitalen Transformation enorm: Man kann mit digitalen Technologien ÖPNV-Angebote schaffen, wo die Wege lang sind. Digitale Anwendungen können das Einkaufen vereinfachen oder den Kontakt zur Ärztin oder zum Arzt ermöglichen, aber auch Kontakte in die Nachbarschaft erleichtern, Behördengänge ersparen oder Kommunen beim Unterhalt ihrer Infrastruktur helfen. Hier setzen wir mit dem Wettbewerb „Digitale Orte“ an. Mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland lebt in ländlichen Räumen, deshalb ist das enorm relevant.
Wer kann sich bewerben?
Mehne: Bewerben können sich Kommunen, Städte, Landkreise, Regionen, Start-ups, Vereine, ehrenamtliche Initiativen und Unternehmen, die digitale Lösungen erfolgreich umsetzen und dabei ihren Fokus auf den ländlichen Raum legen. In diesem Jahr wurde die Auszeichnung in den Kategorien Bildung, Gesundheit, Kultur und Soziales, Mobilität und Infrastruktur, Smarte Kommune und Verwaltung vergeben.
Was bringt der Wettbewerb für die Gemeinden, die sich bewerben?
Mehne: Die Auszeichnung ist ein bundesweit relevantes Gütesiegel und eine Würdigung für die Innovationskraft der Initiatorinnen und Initiatoren dieser Projekte. Gemeinsam mit unseren Partnern begleiten wir den Wettbewerbszeitraum mit Öffentlichkeitsarbeit und schaffen so eine erhöhte Aufmerksamkeit. Außerdem profitieren die Projekte vom Peer-to-Peer-Austausch mit anderen Preisträgerinnen und Preisträgern, mit Expertinnen und Experten aus unserem Netzwerk. In diesem Jahr konnten wir den Wettbewerb beim Digital-Gipfel der Bundesregierung vorstellen. Drei Gewinnerprojekte konnten sich präsentieren und mit den Teilnehmern vor Ort vernetzen.
Nach welchen Kriterien werden die Finalisten und Gewinner ausgesucht?
Mehne: Die Jury setzt sich aus Expertinnen und Experten aus den Bereichen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft zusammen. Zu den Auswahlkriterien zählen neben der Nutzung digitaler Technologien zum Beispiel Innovation und Umsetzung, Vorbildwirkung und Engagement sowie die Skalierbarkeit der Idee oder des Projekts. Wir suchen nach Ansätzen, die als Vorbilder gelten und in der Breite Wirkung entfalten können oder das schon geschafft haben.
Zum Beispiel?
Mehne: Zu den diesjährigen Gewinnerprojekten gehört die Wissenswerkstatt Schweinfurt. Die Initiative macht Kinder und Jugendliche fit für die digitale Welt. Sie lernen in Workshops, wie Programmiersprache, computerunterstütztes Zeichnen, KI oder App-Programmierung funktionieren. In der Kategorie Verwaltung hat „Kompass Kalletal“ gewonnen, eine Onboarding-App, die Neuzugewanderten und Geflüchteten Informationen zu Hilfsangeboten in mehreren Sprachen bietet und so die Verwaltung entlastet. Die Digitalstadt Ahaus ist unsere „Smarte Kommune 2024“. Sie bietet eine Plattform mit aktuell über 100 digitalen Angeboten aus unterschiedlichen Bereichen. Das Ziel: den Bürgerinnen und Bürgern eine lebenswerte Innenstadt bieten.
Der Wettbewerb „Digitale Orte“
Seit 2022 veranstaltet Deutsche Glasfaser (DG) gemeinsam mit „Deutschland – Land der Ideen“ den bundesweiten Wettbewerb „Digitale Orte”: Gesucht werden Orte, die digitale Lösungsansätze und Technologien erfolgreich eingeführt haben und somit den digitalen Wandel im ländlichen Raum gestalten und vorantreiben.
Im Blick sind Erfolgsgeschichten mit konkreten Anwendungen, die deutlich machen, welche gesellschaftlichen Entwicklungen durch die Digitalisierung im ländlichen Raum möglich sind.
Am 6. November 2024 fand die diesjährige Preisverleihung in Berlin statt. Mehr zur Veranstaltung gibt es auf https://land-der-ideen.de/wettbewerbe/digitale-orte
Welche Ideen werden hoffentlich Schule machen?
Mehne: Am besten alle. Einer der wesentlichen Aspekte bei der Jurybewertung ist, dass die Projekte skalierbar sein sollen. Wir wünschen uns, dass alle Gewinnerinnen und Gewinner ihre Entwicklungen weiter voranbringen und in die Breite tragen. Sie sollen andere dazu inspirieren, einen ähnlichen Weg einzuschlagen, sich für Digitalisierung im ländlichen Raum zu engagieren und diese weiter voranzubringen. Um das zu unterstützen, versuchen wir, die erfolgreichen Projekte untereinander zu vernetzen und ihnen gemeinsam mit unseren Partnern weitere Kontakte zu verschaffen.
Welches Zwischenfazit ziehen Sie nach drei Wettbewerbsrunden?
Mehne: Wir sind auch in diesem Jahr wieder begeistert von dem Engagement, Enthusiasmus und Tatendrang der Teilnehmenden, etwas zu bewegen. Wir neigen in Deutschland manchmal dazu, uns auf das zu konzentrieren, was nicht optimal läuft. Der Wettbewerb zeigt, dass wir durchaus Grund zum Optimismus haben, dass es viele „Mutmacher-Ideen“ gibt. Mich beeindruckt die Bereitschaft, Dinge anzupacken und loszulegen, und das auch unter schwierigen Bedingungen und mit wenig Mitteln. Besonders beeindruckend finde ich ehrenamtliche Projekte. Wir haben zum Beispiel im vergangenen Jahr eine Anwendung für freiwillige Feuerwehren ausgezeichnet, die jemand in seiner Freizeit programmiert hatte.
Zur Person
Dr. Philipp Mehne ist Geschäftsführer der Initiative „Deutschland Land der Ideen“.
Interview: Sabine Schmidt