Mehr Tempo beim Glasfaserausbau in Deutschland

Wo steht Deutschland aktuell, und wie wird der Glasfaserausbau voraussichtlich weitergehen? Antworten gibt die BREKO-Marktanalyse 2024. Für den Verband ordnet Stephan Albers ein und schlüsselt auf, welche Maßnahmen und politischen Rahmenbedingungen er für zielführend hält.

Der Glasfaserausbau läuft – dennoch ist laut BREKO die angestrebte flächendeckende Homes-Passed-Versorgung bis 2030 „ohne klare politische Kurskorrektur nicht mehr erreichbar“. Foto: Adobe Stock/Thomas Söllner

Mit 2,6 Millionen neu gebauten Anschlüssen (Homes Passed) steigt die Glasfaserausbauquote zwischen Mitte 2023 und Mitte 2024 um 7,6 Prozentpunkte auf 43,2 Prozent. Sie wächst aber um 1,6 Prozentpunkte weniger als im Vorjahreszeitraum. Bei einer stabilen Entwicklung wird die Quote bis 2025 auf 50 Prozent, bis 2030 aber nur noch auf 76 bis 86 Prozent steigen – deutlich unter den in der Gigabitstrategie des Bundes anvisierten 100 Prozent. Das sind Ergebnisse der Marktanalyse 2024 des Bundesverbands Breitbandkommunikation e.V. (BREKO), die auf Daten aller relevanten, am Glasfaserausbau beteiligten Unternehmen basiert. Sie ist damit repräsentativ für den deutschen Telekommunikationsmarkt.

Die Glasfaserausbauquote steigt von Mitte 2023 bis Mitte 2024, jedoch nicht so stark wie im Vorjahr. Quelle: BREKO Marktanalyse 2024

Vom Glasfaserausbau zum Anschluss

Aktuell sind 10,5 Millionen Gebäude und Wohnungen ans Glasfasernetz angeschlossen (Homes Connected): rund ein Viertel Deutschlands. Damit steigt der Anteil der angeschlossenen Haushalte – die Glasfaseranschlussquote – um 4,5 Prozentpunkte auf 22,8 Prozent und um 3,6 Prozentpunkte stärker als im Vorjahreszeitraum. Zeitgleich steigt auch der Anteil der Haushalte, die einen Glasfaseranschluss gebucht haben (Homes Activated), leicht an: Die Take-up-Rate liegt jetzt bei 26 Prozent.

Während der Fokus in den letzten Jahren auf dem Ausbau in der Fläche lag, gehen insbesondere die Wettbewerber der Telekom jetzt dazu über, verstärkt Haushalte anzuschließen.

Die Ansicht des BREKO: Kommunen können und sollten für die passenden Bedingungen sorgen. Foto: Adobe Stock/ Achim Banck

Eines der größten Probleme für den Glasfaserausbau bleibt der strategische Doppelausbau der Telekom. Aktuell sind mindestens 78 Unternehmen von Doppelausbau-Aktivitäten der Telekom oder ihrer Tochter Glasfaser Plus betroffen. Fast ein Drittel hat sich deshalb sogar aus Ausbauprojekten zurückgezogen. Dieses volkswirtschaftlich widersinnige Verhalten der Telekom verhindert den Ausbau ganzer Kommunen, schreckt Investoren ab und ist eine Belastung für die Bürgerinnen und Bürger.


Zahlen und Trends

  • Die Glasfaserausbauquote liegt bei 43,2 Prozent (Mitte 2023: 35,6 Prozent).
  • Die Glasfaseranschlussquote liegt bei 22,8 Prozent (Mitte 2023: 18,3 Prozent).
  • Der Ausbau in der Fläche verlangsamt sich, die Zahl der angeschlos-senen Haushalte nimmt deutlich zu.
  • Im Ländervergleich bleibt Schleswig-Holstein Spitzenreiter. Brandenburg verzeichnet den größten Zuwachs an Glasfaseranschlüssen.
  • Prognose: Das Ausbauziel 2025 kann erreicht werden. Das Ausbauziel 2030 wird unter den aktuellen politischen Rahmenbedingungen verfehlt.

Quelle: BREKO Marktanalyse 2024


Eine wirksame Gegenmaßnahme ist längst überfällig. Vorschlag des BREKO: Die Telekom wird verpflichtet, ihre Glasfaser-Ausbauplanung mit neun Monaten Vorlauf vertraulich bei der Bundesnetzagentur zu hinterlegen, um rein taktisches Reagieren auf Ausbauankündigungen von Wettbewerbern zu verhindern. Außerdem halten 89 Prozent der Unternehmen die Schaffung einer wettbewerbskonformen Regelung für den anstehenden Übergang von DSL- auf Glasfasernetze – die sogenannte Kupfer-Glasfaser-Migration – für wichtig oder sehr wichtig. Denn bislang gibt es keine solche Regelung für Gebiete, in denen die Wettbewerber der Telekom Glasfaser verlegt haben.

Der BREKO hat hierfür bereits im April ein fertiges Konzept vorgelegt und fordert, die DSL-Abschaltung in Ausbaugebieten der Telekom nur dann zu genehmigen, wenn das Kupfernetz auch in Gebieten abgeschaltet wird, die Wettbewerber vergleichbar gut mit Glasfaser versorgt haben.

Wo wie ausgebaut wird: Auch das ist Thema der aktuellen Marktanalyse demnach verzeichnet Schleswig-Holstein nach wie vor die höchste Glasfaserausbauquote. Quelle: BREKO Marktanalyse 2024.

Hohe Ausbauquote des Glasfasernetzes im Norden

Zwischen den Bundesländern gibt es große Unterschiede in Fortschritt und Geschwindigkeit des Glasfaserausbaus: Mit 89,3 Prozent verzeichnet Schleswig-Holstein nach wie vor die höchste Glasfaserausbauquote, gefolgt von Hamburg (82,7 Prozent) und Brandenburg (59,3 Prozent). Den größten Zuwachs gibt es in Bremen mit einem Plus von 26,3 Prozentpunkten. Die rote Laterne halten Thüringen (33,8 Prozent), Baden-Württemberg (29 Prozent) und Berlin (28,5 Prozent).

Kommunen haben großen Einfluss auf die örtlichen Bedingungen für den Glasfaserausbau. Durch vollständig digitale, zügige Genehmigungsverfahren und eine hohe Akzeptanz moderner, minimalinvasiver Verlegemethoden kann der Ausbau schnell, kosteneffizient sowie ressourcen- und umweltschonend umgesetzt werden.

Auch eine unterstützende kommunikative Begleitung des Glasfaserausbaus durch Kommunalverantwortliche kann Telekommunikationsunternehmen die Arbeit erleichtern und so einen wichtigen Beitrag für eine nachhaltige digitale Infrastruktur leisten.        


Der Autor

Dr. Stephan Albers ist Geschäftsführer beim Bundesverband Breitbandkommunikation e.V. (BREKO).


Stephan Albers

Mehr zum Thema

Auszeichnung der ersten „Glasfaser-Kommunen“

Der Glasfaserausbau geht voran, auch im ländlichen Raum. Kommunale Beispiele aus Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Brandenburg zeigen, wie viel Bedeutung …
Haustür; Glasfaser; Vertrieb

Haustürkodex: Regeln für den Glasfaser-Dialog

Der Vermarktung an der Haustür kommt eine wichtige Rolle zu: Warum der Telekommunikationsverband VATM dabei großen Wert auf einen Kodex …
Glasfaser; Kabel; Breitband

Glasfaser: Doppelt hält nicht immer besser

Wie die Glasfaser- und Breitbandverbände positioniert sich auch der Verband kommunaler Unternehmen sehr klar: Eine Hürde für den Glasfaserausbau sei …