Glasfaser: Doppelt hält nicht immer besser

Glasfaser; Kabel; Breitband
Schnelles Internet für alle möglichst bald: Beim Ziel sind sich alle einig. Bei der Umsetzung gibt es aber noch jede Menge Gesprächsbedarf. Foto: Adobe Stock/ThomBal

Wie die Glasfaser- und Breitbandverbände positioniert sich auch der Verband kommunaler Unternehmen sehr klar: Eine Hürde für den Glasfaserausbau sei der strategische Überbau. Der VKU belegt das durch eine Mitgliederumfrage.

Der Breitbandausbau geht voran – dennoch warten viele noch auf ihren Anschluss ans schnelle Internet. Als eine Ursache für Verzögerungen gilt der strategische Überbau von Glasfasernetzen durch die Telekom: Das führe dazu, dass manche Gebiete doppelt oder sogar noch häufiger, andere jedoch gar nicht ans Glasfasernetz angeschlossen werden. Diese Praxis des Überbaus hatten Branchenverbände bereits im vergangenen Jahr in einem Brief an Bundesverkehrs- und Digitalminister Volker Wissing kritisiert.

Entsprechen diese Einschätzungen zum flächendeckenden Ausbau der Glasfasernetze der Wirklichkeit? Das hat eine Branchenumfrage des Verbands kommunaler Unternehmen (VKU) unter seinen Mitgliedern untersucht. Die Ergebnisse: Mehr als 60 Prozent der kommunalen Telekommunikationsunternehmen droht aktuell ein Überbau ihrer Glasfasernetze durch Wettbewerber, oder ein solcher Überbau ist bereits erfolgt. Vor allem die Telekom überbaue häufig. Postleitzahlangaben zeigen dem VKU zufolge, dass es sich dabei um ein bundesweites Problem handelt.

Wie sieht es konkret vor Ort aus?

Befragt hat der VKU 244 CEOs seiner kommunalen Telekommunikationsunternehmen. 62 Prozent von ihnen gaben an, dass ein Überbau ihrer Glasfasernetze durch Wettbewerber drohe oder bereits erfolgt sei. 65 Prozent der Befragten gaben an, dass der Überbau sich in der Bauphase des eigenen Glasfasernetzes abzeichne oder der Überbau genau dann erfolge. Es lasse sich also feststellen, dass der Überbau vor allem in der frühen Phase des Netzausbaus stattfindet – je weiter der Netzausbau schon fortgeschritten ist, desto seltener wird überbaut.

Der VKU fordert die Bundesregierung dazu auf, stärker gegen den Überbau vorzugehen. „Wir setzen uns dafür ein, dass der Bund als Ankeraktionär der Deutschen Telekom AG Einfluss auf deren operatives Geschäft nimmt. So soll ein Verzicht der Telekom auf strategischen Überbau herbeigeführt werden“, sagte ein Sprecher des VKU Mitte März. Diese Einflussnahme des Bundes solle darin münden, dass die Telekom eine Selbstverpflichtung zum Verzicht auf strategischen Überbau unterzeichnet. Das Ziel: Das Unternehmen soll künftig kurzfristige, reaktive Ausbauankündigen wie auch den tatsächlichen strategischen Überbau von sich aus unterlassen.

Ergänzend dazu setzt sich der VKU für eine verpflichtende Ausbauliste für die Telekom ein. „Gemäß dieser Forderung müsste das Unternehmen seine Glasfaserausbauprojekte im Voraus in eine nicht-öffentliche Ausbauliste bei einem Treuhänder wie der Bundesnetzagentur eintragen“, erklärt der Sprecher. Erst nach Ablauf einer Frist dürfte das Unternehmen mit dem Glasfaserausbau in den aufgelisteten Gebieten beginnen. „So ließe sich erkennen, ob das marktbeherrschende Unternehmen von seinen ursprünglichen Ausbauplanungen abweicht und gegebenenfalls auf den Ausbau eines anderen Unternehmens gezielt reagiert. Wenn ein Ausbau in der Liste angekündigt wird, muss er zudem auch erfolgen.“

Der strategische Überbau von Glasfasernetzen erfolgt, obwohl 69 Prozent der befragten Telekommunikationsunternehmen angaben, Open Access auf ihrem überbauten oder von Überbau bedrohtem Netz bereits anzubieten (38 Prozent) oder das zumindest zu planen (31 Prozent). Dabei können Wettbewerber sich gegen ein Entgelt auf das vorhandene Glasfasernetz eines Betreibers schalten.

„Open Access hat längst den Siegeszug angetreten. Technisch gibt es also keinen Grund, ein eigenes Netz dorthin zu bauen, wo andere bereits ein Glasfasernetz zur Verfügung stellen“, sagt VKU-Chef Ingbert Liebing. „Sinnvoller wäre es, all die Kapazitäten und Ressourcen in die Gebiete zu lenken, die noch immer auf ihren Anschluss ans schnelle Internet warten müssen.“

Red.