Hauptklärwerk der Stadtwerke Trier: Vom Energieverbraucher zum effizienten Kraftwerk

Vom größten kommunalen Energieverbraucher zum effizienten Kraftwerk: So wurde das Hauptklärwerk der Stadtwerke Trier umgebaut. Wie das gelungen und die Anlage zum Musterstandort für die kommunale Energiewende geworden ist, erklärt Yannik Schneider für die Stadtwerke.

Hauptklärwerk der Stadtwerke Trier
Hauptklärwerk der Stadtwerke Trier: Die Anlage punktet mit kontinuierlichen Optimierungsprozessen. Foto: Wolf & Sofsky

Das Hauptklärwerk der Stadtwerke Trier (SWT) in Rheinland-Pfalz ist ein Musterstandort für die kommunale Energiewende. Neben der originären Funktion der Abwasserreinigung wurde die Anlage vom größten kommunalen Energieverbraucher zum effizienten Kraftwerk umgebaut. Die Unternehmensstrategie der SWT setzt konsequent auf Nachhaltigkeit. Bis 2030 möchte der Energie- und Infrastrukturdienstleister die eigenen Betriebe und seine Kunden ausschließlich mit grünem Strom aus der Region versorgen. Bei der Wärmeversorgung ist dieses Ziel für 2038 geplant. Keimzelle und Modellstandort dieser sektorübergreifenden Strategie ist das Hauptklärwerk.

Seit 2012 haben die SWT hier zahlreiche Effizienzmaßnahmen, den Ausbau nachhaltiger Energiegewinnung und die intelligente Flexibilisierung mittels Künstlicher Intelligenz (KI) vorangetrieben. Dadurch werden inzwischen pro Jahr 2800 Megawattstunden (MWh) Strom, 600 MWh Wärme sowie 1320 Tonnen CO2 eingespart.

Kontinuierliche Modernisierung und Optimierung

Zwischen 2012 und 2016 wurden zwei Klärgas-Blockheizkraftwerke (BHKW), mehrere PV-Anlagen, eine Wasserkraftanlage, Warmwasserpuffer und ein Klärgasspeicher gebaut. Im selben Zeitraum wurden verschiedene technische Komponenten und Prozesse zur Abwasserreinigung optimiert und modernisiert.

Mit der erzeugten Wärme werden die Betriebsgebäude der Hauptkläranlage versorgt und die Faulbehälter der Kläranlage erwärmt. Zusätzlich versorgen die SWT seit 2019 den benachbarten Energie- und Technikpark – einen neu entwickelten Betriebsstandort für rund 400 Mitarbeiter – zu 100 Prozent mit Klärwerkwärme.

Seit 2017 regelt eine KI die biologischen Reinigungsprozesse, erstellt Energieverbrauchsprognosen auf Basis von aktuellen Wetterdaten und gleicht sie mit der Eigenerzeugung ab. Zusätzlich sorgt sie für einen optimalen, energiesparenden Betrieb des Kanalnetzes. So kann zusätzlich Energie gespart werden, da das Klärwerk mehr Abwasser reinigt, wenn mehr Energie zur Verfügung steht. Durch die Speicherung des Abwassers kann zudem potenzielle Energie, die in den BHKWs erzeugt werden kann, für „schlechte Zeiten“ zurückgehalten werden.

Hauptklärwerk der Stadtwerke Trier gibt Impulse

Das Projekt „Klär-KRAFT-Werk“ bietet Kläranlagenbetreibern, Versorgungsunternehmen und Netzbetreibern vielfältige, übertragbare Potenziale – die Ansätze lassen sich auf andere Klärwerke übertragen. Die SWT wenden künstliche neuronale Netze auch in der Steuerung von Energieflüssen weiterer Sparten an, um den Anteil grüner Energie zu maximieren.

Die positiven Erfahrungen dienen als Vorbild für ein neues Verbundsystem in der Westeifel. In diesem werden Trinkwasser und ein Gasnetz mit Biogas über das mitverlegte Glasfasernetz intelligent vernetzt – die Basis zum Aufbau der KI.

Zur Umsetzung der Maßnahmen haben die SWT Fördertöpfe des Klimaschutzministeriums Rheinland-Pfalz genutzt. Als Grundlage diente die Förderrichtlinie der „Wasserwirtschaftsverwaltung RLP“. Im nächsten Schritt soll 2026 ein zweites Klärwerk im Stadtgebiet außer Betrieb gehen, um die Reinigungsleistung und energetischen Vorteile am zentralen Standort zusammenzuführen. Perspektivisch soll das Areal mit einer dezentralen Klärschlammthermik weiterentwickelt werden. Sie bildet die regionale Lösung für eine optimale Klärschlammverwertung und schafft es durch die Auskopplung von Energie, einen wichtigen Beitrag zum regionalen Energieabgleich zu leisten.           

Yannik Schneider


Der Autor

Yannik Schneider arbeitet bei der SWT Stadtwerke Trier Anstalt des öffentlichen Rechts (AöR) in der Unternehmenskommunikation.


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