Frischer Wind in der Abwassertechnik

Die Kläranlage „Vorderes Renchtal“ hat von Platten- auf Streifenbelüfter umgerüstet. Auch wenn die Abwasserzusammensetzung wegen der Schnapsbrennereien in der Region eine große Herausforderung bleibt: Den Betriebsleiter vor Ort überzeugt die neue, energieeffiziente Lösung.

Das Ziel: Die Kläranlage „Vorderes Renchtal“ soll nicht nur weniger Strom verbrauchen, sondern demnächst energieautark laufen. Foto: Abwasserverband Vorderes Renchtal

In der Kläranlage des Abwasserverbandes „Vorderes Renchtal“ (Baden-Württemberg) werden die Abwässer von neun Gemeinden eingeleitet – unter anderem sind die „Grimmelshausen-Stadt“ Renchen sowie Oberkirch und Achern dabei. Das Abwasser fließt über die Ortskanalisation und zwei Hauptsammler der mechanisch-biologischen Kläranlage zu. „Grundsätzlich eine normale kommunale Kläranlage, wie viele andere auch“, so ordnet Kläranlagenbetriebsleiter Christian Spinner das Werk ein. „Allerdings mit einer Besonderheit: Das Renchtal ist eine traditionelle Schnapsbrennergegend. 80 Prozent des deutschen Kirschwassers kommen aus dieser Region.“

Damit landen vor allem in den Wintermonaten – der Winter ist die Hauptproduktionszeit der Spirituosenherstellung – große Mengen abgebrannter Maische aus Schnapsbrennereien in der Kläranlage Renchen. Eine stetige Herausforderung für sämtliche Bereiche der Kläranlage, die mit einem Einwohnerwert von 32.000 arbeitet.

Aufgrund der besonderen Abwasserbeschaffenheit stehen in der Anlage zwei wuchtige Faultürme mit jeweils 1500 Kubikmetern Fassungsvermögen, die das Schnapsbrennerrestmaterial mitvergären. Mit den beiden Faulbehältern deckt die Kläranlage 90 Prozent ihres Energiebedarfs – rund 800.000 kWh Strom werden pro Jahr produziert.

Bald könnte die Anlage energieautark laufen. Denn 2024 wurde die gesamte Belüftung der drei Biologiestraßen der Kläranlage von Plattenbelüftern auf deutlich energieeffizientere Aerostrip-Belüftermodule von Aquaconsult Anlagenbau umgerüstet. Los ging es Mitte 2023 mit der Umrüstung der ersten Belebungslinie. Im Oktober war die dritte Linie fertig – Umrüstzeitraum jeweils drei bis vier Tage.

Während der Montage der 109 neuen Module fuhr die Anlage durchgehend im Normalbetrieb. Bestehende Bodenbefestigungen und Rohrleitungen haben die Monteure weiterverwendet.

Deutlich weniger Stromverbrauch

Die effiziente Performance der Streifenbelüfter machte sich schon ab dem ersten Tag bemerkbar. Betriebsleiter Spinner berichtet, dass die Gebläse auf den extrem effizienten Sauerstoffeintrag, mit dem die Streifenbelüfter arbeiten können, nicht ausgelegt waren – aber das konnte schnell behoben werden. „Seitdem läuft die Anlage in einem enorm sparsamen Modus, vor allem nachts. Wir erzielen jetzt schon eine Stromverbrauchsreduktion von etwa 30 Prozent.“

In Zukunft wird die Kläranlage Renchen zudem von der flexiblen Tauschmöglichkeit der Streifenbelüfter profitieren, so Spinner. „Man kann jeden Belüfterstreifen im Bedarfsfall einzeln austauschen. Im Vergleich zum Vorgängerprodukt bringt das erhebliche Erleichterungen im Handling unserer Anlage mit sich.“


Der Autor

Rüdiger Vrabac ist Niederlassungsleiter bei Aquaconsult Anlagenbau in Deutschland mit Sitz in Rinnthal (Rheinland-Pfalz).


Rüdiger Vrabac

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