Bestandsbauten waren allzu lange nicht im Fokus – das muss sich dringend ändern, wenn die Energiewende gelingen soll: Dafür setzt sich der Bundesverband energieeffiziente Gebäudehülle ein. Wo hakt es, und welche Weichen sollten Kommunen stellen, wenn es um die energetische Sanierung im Bestand geht? Antworten von Geschäftsführer Jan Peter Hinrichs.

Die aktuelle Zwischenbilanz zur energieeffizienten Gebäudehülle im Gebäudebestand fällt alles andere als positiv aus: Der Gebäudebestand in Deutschland ist überaltert und leider nicht klimafit. Die Klimaschutzziele im Gebäudesektor wurden 2024 wieder nicht erreicht.
Das ist auch kein Wunder, denn ein Drittel der Wohngebäude befindet sich in den schlechtesten Energieeffizienzklassen G und H. Statistiken zeigen, dass knapp 50 Prozent der Altbauten keine energieeffiziente Gebäudehülle aufweisen – dies bezieht sich auf veraltete Fenster und zu geringen Wärmeschutz.
Einen positiven Aspekt gibt es aber: Die gute Nachricht in diesem Kontext ist, dass bei der Hälfte der Wohnhäuser mit einer energieeffizienten Gebäudehülle viel Potenzial zur Einsparung von Heizenergie besteht. Allerdings packen zu wenige Hausbesitzer eine energetische Sanierung an, die Sanierungsquote stagniert derzeit auf einem geringen Niveau von knapp 0,7 Prozent.
Nachholbedarf bei energetischer Sanierung im Bestand
Wir erheben als Verband die Sanierungsquote seit 2022, da es bis dahin nur Schätzungen gab und die Förderstatistiken der KfW sowie die Auftragszahlen der gesamten Branche auf einen alarmierenden Rückgang hingedeutet haben. Die Zahlen von B+L Marktdaten haben dies bestätigt. Es steht um die energetische Sanierung im Bestand sogar noch schlechter, als die bisher angenommenen ein Prozent. Die Sanierungsquote ist von 0,88 Prozent in Jahr 2022 auf 0,69 Prozent im Jahr 2024 gesunken.
Die Ergebnisse unserer jährlichen Energieberaterumfrage und auch Details bei der Sanierungsquote nach Renovierungsflächen zeigen klar, dass die Gebäudehülle den größten Nachholbedarf hat. Eine der zentralen Herausforderungen besteht darin, die Immobilienbesitzer von den Vorteilen einer energetischen Sanierung zu überzeugen. Viele Faktoren wie zum Beispiel Zinsen wirken sich momentan dämpfend auf Investitionen aus. Grundsätzlich ist die gesamtwirtschaftliche Lage nach wie vor verunsichernd. Hinzu kommt, dass von staatlicher Seite keine Signale zur Förderung kommen, sondern sogar Fördermittel gekürzt wurden, wie beispielsweise für die Energieberatung.
Die Ergebnisse unserer jährlichen Energieberaterumfrage und auch Details bei der Sanierungsquote nach Renovierungsflächen zeigen klar, dass die Gebäudehülle den größten Nachholbedarf hat. Eine der zentralen Herausforderungen besteht darin, die Immobilienbesitzer von den Vorteilen einer energetischen Sanierung zu überzeugen. Viele Faktoren wie zum Beispiel Zinsen wirken sich momentan dämpfend auf Investitionen aus. Grundsätzlich ist die gesamtwirtschaftliche Lage nach wie vor verunsichernd. Hinzu kommt, dass von staatlicher Seite keine Signale zur Förderung kommen, sondern sogar Fördermittel gekürzt wurden, wie beispielsweise für die Energieberatung.

Dabei reduziert die energieeffiziente Gebäudehülle als einzige Maßnahme sofort den Energieverbrauch, sorgt für komfortableres und gesünderes Wohnen und steigert auch den Wert der Immobilie: um bis zu 33 Prozent, wie eine Auswertung von ImmoScout24 zeigt.
Energieberater spielen eine entscheidende Rolle
Es gibt verschiedene wirksame Stellschrauben, mit deren Hilfe es weiter vorangehen kann. So spielen die Energieberater bei der Informationsarbeit rund um die energetische Sanierung eine entscheidende Rolle. Sie beraten Hausbesitzer unabhängig und können mit dem individuellen Sanierungsfahrplan anschaulich die nächsten Schritte einer Renovierung aufzeigen.
Für Immobilienbesitzer sind finanzielle Anreize – wie die steuerliche Abschreibung und eine verlässliche Förderkulisse – wichtig. Die Förderung ist auch für die Baubranche mit ihren Handwerksbetrieben ein entscheidender wirtschaftlicher Faktor. Unternehmen müssen planen können, da sie wirtschaftliche Investitionen langfristig angehen.
Wie sollte es weitergehen?
Mit der nächsten Bundesregierung steht auch die Novellierung des Gebäudeenergiegesetzes an. Wir als Verband schlagen vor, dieses Gesetz in die drei Teilbereiche Neubau, Bestand und Nichtwohngebäude zu ordnen, um eine zielgerichtete Fokussierung und Entbürokratisierung zu ermöglichen.
Zudem muss die EU-Gebäuderichtline in Deutschland anhand einer nationalen Renovierungsstrategie umgesetzt werden. Ein besonderes Augenmerk sollte dabei auf einer sozial gerechten Ausgestaltung der darin vorgeschriebenen Maßnahmen gelegt werden.
Die Kostenbelastungen, die zukünftig auf Mieter und Hauseigentümer aufgrund des EU ETS2-Handels zukommen könnten, dürfen nicht unterschätzt werden. In unsanierten und fossil beheizten Häusern kann die Beheizung zu einem unkalkulierbaren Kostenrisiko werden. Hier müssen Bund und Kommunen gemeinsam gegensteuern und Hausbesitzer unterstützen oder auch vorbeugende Maßnahmen ergreifen.
Die Möglichkeiten der Kommunen
Die Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung ist eine große Herausforderung – sie beinhaltet aber auch Chancen. Ein guter Ansatz der Kommunen wäre die Einführung von Sanierungsgebieten, in denen energetische Sanierungsmaßnahmen mit einer erhöhten Abschreibung oder anderen Unterstützung besonders attraktiv würden.
Denn klar ist für uns als Verband: In vielen Gebieten in Deutschland werden sich Wärmenetze nicht umsetzen lassen, oder sie sind einfach zu teuer. Hier müssen Immobilienbesitzer frühzeitig darüber informiert werden, dass in ihrem Gebiet die Gebäudemodernisierung vorangetrieben wird.
Dort, wo ein Wärmenetz geplant wird, sollte auch empfohlen werden, die energetischen Sanierungen voranzutreiben, um die Investitionskosten für das Wärmenetz zu verringern. Damit könnte die Kommune in diesen Gebieten die Wärmenetze effektiver nutzen und mehr Gebäude an ein Netz anschließen. Energie einsparen kann wirtschaftlicher sein, als neue Kapazitäten für die Wärmeversorgung aufzubauen.

Impulse aus Heidenheim
Baden-Württemberg hat in der kommunalen Wärmeplanung mehr Erfahrung als viele andere Bundesländer, da das Land bereits vor Jahren mit der Planung angefangen hat. Ein gutes Beispiel ist die Stadt Heidenheim an der Brenz. Sie setzt in ihrem Maßnahmenkatalog die Effizienzmaßnahmen an die erste Stelle. Dazu gehören eine energetische Sanierungskampagne im gesamten Stadtgebiet mit einer Erweiterung des bestehenden Beratungsangebotes sowie ein kommunales Förderprogramm für die Gebäudesanierung.
Jan Peter Hinrichs
Der Autor
Jan Peter Hinrichs ist Geschäftsführer des Bundesverbands energieeffiziente Gebäudehülle e.V. (BuVEG).