Sobald Glasfasernetze allen Anbietern offen stehen, sollten sich kommunale Netzgesellschaften mit dem Thema Kosten auseinandersetzen: Die Netzentgeltkalkulation muss transparent und auskömmlich sein.

Noch sind Glasfasernetze in Deutschland weitgehend unreguliert möglicherweise aber nicht mehr lange. Schließlich denkt die Bundesnetzagentur immer lauter darüber nach, diesen Zustand zu ändern. Ein Grund für kommunale Netzgesellschaften, sich jetzt mit dem Thema Netznutzungsentgelte zu beschäftigen. Aber längst nicht der einzige Grund.
Denn wenn sich Open-Access-Netze durchsetzen sollen, müssen deren Betreiber zwangsläufig Netzentgelte festlegen, die transparent, nachvollziehbar, diskriminierungsfrei und vor allem angemessen und auskömmlich sind. Möglich ist das zum Beispiel mit einem Tool, das den Kalkulationsprozess von kommunalen Netzgesellschaften unterstützt, dabei aber anders konzipiert ist als ein Pachtmodell.
Beim Pachtmodell wird die Nutzung von Teilen der Netzinfrastruktur über langfristige Verträge vergeben. Ein alternatives Modell sieht vor, das Netznutzungsentgelt für die Errichtung, Instandhaltung, Entstörung und den aktiven Netzbetrieb der gesamten Netzinfrastruktur monatlich pro aktivem Endkunden des Netznutzers abzurechnen.
Damit entfällt die Exklusivität, die Pachtmodelle mit sich bringen, und es kann ein deutlich höheres Entgelt erzielt werden. Allerdings nur, wenn die Netznutzung entsprechend hoch ist, da nur die aktiven Nutzer als Basis zählen.
Kostendefinition für die Netzentgeltkalkulation
Die erste große Herausforderung bei der Netzentgeltkalkulation besteht darin, genau zu definieren, welche Kosten in die Berechnung einfließen sollen und dürfen. Anders als bei den Stromnetzen sind hier Vertrieb und Betrieb regulatorisch nicht getrennt (kein Unbundling). Daher müssen kommunale Netzgesellschaften bei der Abrechnung und dem Service sowie auch beim Vertrieb von Netzanschlüssen und Produkten genau unterscheiden, welche Kosten dem Netz und welche dem Vertrieb zuzuordnen sind.
Da die Entgelte diskriminierungsfrei zu gestalten sind, darf der interne Ansatz für die Netzkosten und die Netzmarge nicht höher sein als für externe Anbieter. Zudem muss das Netzentgelt so angesetzt werden, dass über den Produktvertrieb ausreichende Erlöse erzielt werden können.
Die Netzentgeltkalkulation ist somit ein erfolgskritischer und komplexer Prozess, da sich Fehlkalkulationen negativ auf ein erfolgreiches und wirtschaftliches Glasfasergeschäft von kommunalen Netzgesellschaften auswirken. Dabei müssen nicht nur die vielschichtigen Kostenkomponenten aus den Daten von Netz, Diensten und Vertrieb extrahiert werden. Auch dynamische Daten wie Kundenverhalten oder Wettbewerb müssen berücksichtigt werden.
Regelmäßige Überprüfung der Netzentgeltkalkulation
Das Ganze sollte nachvollziehbar und verursachungsgerecht sein, um dieses Netzentgelt im Ernstfall auch gegenüber Dritten also der Bundesnetzagentur verteidigen zu können. Da die Rahmenbedingungen volatil sind, sich Netznutzung, Wettbewerb oder Kundenzahlen jederzeit ändern können, muss die Betrachtung der Ergebnisse wiederholbar sein und regelmäßig überprüft werden.
Für die Berechnung spielen einerseits die Finanzdaten, andererseits aber auch die Marktdynamik eine zentrale Rolle.
Die Finanzdaten – Daten zur Rentabilität oder zum Kapitalkostensatz sind relativ einfach zu ermitteln. Bei der Betrachtung der Marktdynamik ist die Netzauslastung ein zentraler Bestandteil der Kalkulation. Denn je mehr von der verfügbaren Netzkapazität tatsächlich genutzt wird, desto besser ist die Kostenverteilung. Eine geringe Netzauslastung kann dazu führen, dass höhere Netzentgelte notwendig werden, um einen nachhaltigen Betrieb zu gewährleisten.
Potenziale sichtbar machen und nutzen
Hinzu kommen die vorhandenen Potenziale wie das Netz- und Marktgebiet mit seiner Zusammensetzung hinsichtlich der Bevölkerungsstruktur, der Verteilung von Ein- und Mehrfamilienhäusern oder der Potenziale in Industrie und Gewerbe. Diese Daten können für Analysen genutzt werden, um ungenutzte Möglichkeiten sichtbar zu machen, die durch Verdichtungen oder Produktanpassungen erschlossen werden können.
Am Ende steht die Endkunden- und Produktstruktur, also die Basis für die Kostentreiber. Hier wird bewertet, wie sich die Endkunden auf das unterstellte Produktportfolio verteilen, um ein verursachungsgerechtes Entgelt kalkulieren zu können. Insbesondere bei einer produktabhängigen Netzentgeltstaffelung ist dies ein entscheidender Faktor.
Um all diese Faktoren einheitlich, nachvollziehbar und vor allem wiederholbar betrachten zu können, bietet es sich an, mit einem Kalkulationstool zu arbeiten, mit dem die Netzpreiskalkulation ganzheitlich umgesetzt werden kann. Dies betrifft nicht nur die reine Kalkulation von Netzentgelten für externe Diensteanbieter. Es bietet kommunalen Netzgesellschaften auch die Möglichkeit, eigene Endkundenprodukte und Open-Access-Produkte preislich abzubilden und zu vergleichen, um eine optimale Preisgestaltung zu erreichen.
Der Autor
Frank von Allwörden ist Head of Consulting bei der Vivax Consulting GmbH.
Frank von Allwörden