Es gibt reichlich Spielraum bei den Sportstätten: Der Sanierungsbedarf ist nach wie vor hoch. Zudem sollten die Sport- und Bewegungsangebote dringend an die veränderten Bedürfnisse angepasst werden. Deshalb ist aus Sicht des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) eine Sanierungs- und Modernisierungsoffensive von Sportstätten dringend notwendig.
Sportstätten sind wahre Multifunktionstalente. Sie sind gebaute Einladungen für Menschen, Sport zu treiben, Lebensfreude zu erleben, sich zu begegnen und gesund zu erhalten. Wenige Orte innerhalb einer Kommune vermögen es heute noch, Menschen so unterschiedlicher Hintergründe unabhängig von Alter, Geschlecht oder Herkunft zusammenbringen und zu bewegen.
Sie sind Grundlage für fast 28 Millionen Menschen aus dem Breiten- und dem Leistungssport, ihrer Leidenschaft nachzugehen. Sie sind Orte für Bildung und Gesundheit, Orte für Integration und Inklusion. Sportstätten gehören zur unverzichtbaren Daseinsvorsorge der Menschen und sind eine der wertvollsten Ressourcen des Sports und unserer Gesellschaft.
In Deutschland gibt es rund 231.000 Sportstätten. Dazu zählen unter anderem Stadien, Sporthallen, Bäder, Schießsportstätten und Sportvereinszentren sowie rund 370.000 Kilometer Reitwege, Laufstrecken und Loipen. Kaum ein anderes Land der Welt weist eine solche Vielzahl an Sportstätten auf wie Deutschland.
Diese Zahl der Sportgelegenheiten ist zu großen Teilen auf die Sportstättenbauoffensive „Goldener Plan“ in den 1960er bis 1980er sowie „Goldener Plan Ost“ in den 1990er und 2000er Jahren zurückzuführen. Durch die gemeinsamen Anstrengungen von Sport und Politik konnte damals zahlreiche Sportstätten gebaut werden.
Schlechte Noten für Sporthallen
Allerdings ist die Qualität der Sportstätten vielerorts mittlerweile mangelhaft. Über 40 Jahre nach der Bauoffensive finden sich auf zahlreichen Sportplätzen und in Hallen in ganz Deutschland kaputte Duschen, wenig einladende Umkleideräume sowie schlecht gedämmte und energetisch rückständige Gebäude. Das liegt daran, dass seither keine große bundesweit angelegte Sportstättenbauinitiative mehr durchgeführt wurde.
Zudem haben sich die Bedürfnisse der Menschen in den letzten Jahrzehnten verändert. Viele Funktionen der bestehenden Sportstätten decken die Anforderungen der heutigen Zeit nicht mehr ab. Weniger sportartspezifische Einrichtungen werden gebraucht, dafür mehr Flexibilität in Form von barrierefreien Multifunktionshallen und -plätzen, die allen Menschen offen stehen.
Eine gemeinsame Analyse des DOSB und der kommunalen Spitzenverbände aus dem Jahr 2018 zeigt, dass der Sanierungsbedarf für Sportstätten in Deutschland mindestens 31 Milliarden Euro beträgt. Hinzu kommen Kosten für die Erreichung der verbindlichen Klimaschutzziele der Europäischen Union (Green Deal) und der Bundesrepublik Deutschland (Klimaschutzgesetz). Es besteht akuter Handlungsdruck.
Neue Sportangebote und moderne Sportstätten für alle
Moderne Sportstätten helfen den rund 86.000 Sportvereinen im Land dabei, Mitglieder zu gewinnen und sie zum Sporttreiben zu motivieren. Jeder treibt lieber Sport in einer sanierten, sauberen Sportstätte als in einer maroden Turnhalle von 1960. Sozial- und wirtschaftspolitisch hängt viel davon ab, dass eine alternde Bevölkerung regelmäßig Sport treibt und gesund bleibt. Dazu braucht es moderne Sportstätten.
Zukünftige Sport- und Bewegungsräume müssen soziale, ökologische und ökonomische Nachhaltigkeit gewährleisten. Priorität hat dabei die Berücksichtigung lokaler Bedürfnisse, die Erreichbarkeit und vielseitige Nutzbarkeit dieser Räume. Ressourcenschonender Bau, Dekarbonisierung und Klimaanpassung sind unabdingbare Voraussetzungen.
Ein geeignetes Instrument hierfür ist die Durchführung einer integrierten Sportentwicklungsplanung. Es bedarf auskömmlicher langfristiger Förder- und Investitionsprogramme, einschließlich eines spezifischen Sportstättenförderprogramms des Bundes.
Notwendige Modernisierungsoffensive für die Sportstätten
Diese Förderprojekte müssen auf klar definierten Nachhaltigkeitskriterien basieren und sportfachliche Expertise einbeziehen. Zudem ist die Aufnahme von Sport- und Bewegungsräumen als Fördergegenstand der erweiterten Städtebauförderung entscheidend, wobei auch Sportvereine antragsberechtigt sein müssen.
Die Entwicklung dieser Räume erfordert eine intensive, ressortübergreifende Zusammenarbeit zwischen Bund, Ländern und Kommunen. Hierfür müssen geeignete Strukturen etabliert und ein zentrales Gremium zur Koordination aller relevanten Institutionen geschaffen werden.
Die Handlungsempfehlungen der Arbeitsgruppen für den geplanten Entwicklungsplan Sport müssen konsequent ohne weitere Abschwächung Eingang in den Entwicklungsplan der Bundesregierung finden – wobei die einzelnen Maßnahmen mit klaren Verantwortlichkeiten, Zeitplänen und hinterlegten Ressourcen versehen sein müssen. Die Umsetzung dieser Maßnahmen muss noch in dieser Legislaturperiode beginnen und finanziell ausreichend abgesichert sein.
Eine mehrjährige Sanierungs- und Modernisierungsoffensive für die Sportstätten unseres Landes ist dringend notwendig, damit ein wichtiges Stück Lebensqualität erhalten bleibt. Denn ohne Sportstätten ist kein Sport, egal ob Breiten- oder Leistungssport, möglich. Für die Millionen von Sportvereinsmitgliedern in Deutschland ist das keine Option.
Die Autoren
Christian Siegel ist Ressortleiter „Sportstätten und Umwelt“ beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Maike Weitzmann ist dort Referentin.
Christian Siegel, Maike Weitzmann