Mehr Spielraum für die Sportinfrastruktur

Allzu oft fallen Sportstätten dem Sparzwang zum Opfer: So lautet das aktuelle ADS-Fazit. Die Sportförderer aus den Kommunen plädieren dafür, dem Sport und der Sportinfrastruktur unbedingt mehr Spielraum zu geben und haben Tipps, wie es gehen kann.

Das Thema Inklusion ist zentral: Bei der Planung von Sportinfrastruktur ist es wichtig, dass Sportstätten und öffentliche Bewegungsräume allen offen stehen. Foto: Adobe Stock/Cultura Creative

Die Sportstätteninfrastruktur in unseren Kommunen und Gemeinden steht vor großen Herausforderungen. Als Arbeitsgemeinschaft Deutscher Sportämter e.V. (ADS), die über 400 Kommunen mit rund 50 Millionen Bürgerinnen und Bürgern vertritt, verstehen wir uns als Sportförderer vor Ort. Wir wollen für Schulen, Vereine und Individualsportler gute Rahmenbedingungen in und auf unseren Bestandsanlagen sowie Neubauten schaffen.

Viele der rund 231.000 Sportstätten in Deutschland sind in die Jahre gekommen und bedürfen dringend einer Sanierung oder Modernisierung. Der bundesweite Sanierungsstau wird gemäß einer Analyse des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) aus dem Jahr 2018 auf mindestens 30 Milliarden Euro geschätzt. Steigende Kosten für Bau und Erhalt von Sportinfrastruktur, komplexere Anforderungen in Bezug auf Nachhaltigkeit und Inklusion sowie sinkende Fördermittel auf Landes- und Bundesebene verschärfen die Situation.

Die jüngsten Krisen wie die Coronapandemie, Umweltkatastrophen, Energiekrise und der Ukraine-Krieg haben die finanziellen Spielräume der Kommunen und Gemeinden weiter eingeschränkt. Oftmals wird der Rotstift im Sport angesetzt als vermeintlich freiwilligem Leistungsbereich. Gleichzeitig steigen die Erwartungen der Bürgerinnen und Bürger an moderne und bedarfsgerechte Sportstätten sowie Bewegungsmöglichkeiten im öffentlichen Raum.

Welche Tore unbedingt geschossen werden sollten

Es besteht dringender Handlungsbedarf, um die Sportinfrastruktur an die aktuellen und zukünftigen Bedürfnisse anzupassen. Wir sehen dabei folgende Handlungsfelder als besonders wichtig:

  • Investitionen in Sportentwicklungsplanungen (SEP): Eine fundierte kommunale SEP ist der Schlüssel, um die zukünftigen Bedarfe zu ermitteln, verfügbare Ressourcen effizient einzusetzen und Fehlinvestitionen zu vermeiden. Sie sollte Bestandteil des integrierten Stadtentwicklungskonzepts (ISEK) sein, wenn es eine solche Planung gibt. Für kleinere Kommunen und Gemeinden ist ein Sportstättenatlas, also eine Übersicht über die Sportanlagen, möglicherweise ausreichend.
  • Nachhaltigkeit und Inklusion: Bei Neu- und Umbauten sollten ökologische, ökonomische und soziale Aspekte gleichermaßen berücksichtigt werden, damit Sportstätten und Bewegungsräume von allen Menschen genutzt werden können. Barrierefreiheit und Klimaschutz sind gesetzliche Vorgaben, die erfüllt werden müssen.
  • Digitalisierung und Künstliche Intelligenz (KI): Verwaltung muss verschlankt und digitalisiert werden, um Prozesse effizienter zu gestalten: zum Beispiel Sportförderanträge für Vereine, Belegungs- und Schließsysteme für Nutzungszeiten in Sportstätten. Der Einsatz von KI, beispielsweise in Bädern, sollte erprobt werden.
  • Personalentwicklung: Qualifiziertes Personal im Sport ist essenziell. Kommunen sollten ein attraktiver Arbeitgeber sein, um gezielt Fachkräfte für den Sport zu gewinnen und zu binden. Das wertvolle Wissen und die jahrelange Erfahrungen von Kolleginnen und Kollegen, die etwa in den Ruhestand gehen, sollten konserviert werden und zur Verfügung stehen. Regelmäßige Schulungen und Weiterbildungen sind ebenso wichtig wie der Austausch mit anderen Sportverwaltungen und Ämtern.

Beim Bau und der Konzeption von Sportstätten empfehlen wir Bedarfsorientierung: Planungen sollten auf fundierten Daten und Bürgerbefragungen basieren, um die tatsächlichen Bedürfnisse zu erkennen.

Was bei der Planung von Sportinfrastruktur wichtig ist

Multifunktionalität ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt. Wo es Sinn macht, sollten Sportstätten flexibel nutzbar sein, um verschiedenen Sportarten und Altersgruppen gerecht zu werden.

Nachhaltige Materialien und Energieeffizienz sollten grundlegend sein: der Einsatz umweltfreundlicher Baustoffe und Technologien zur Reduzierung des Energieverbrauchs. Ebenso sollte das Thema Inklusion bei der Planung berücksichtigt werden. Sportstätten und öffentliche Bewegungsräume sollten für alle zugänglich sein, unabhängig von Alter oder Beeinträchtigung.

Kommunen stehen mit diesen Herausforderungen nicht allein. Unterstützung bietet die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Sportämter: Als Netzwerk fördern wir den Austausch. Zum einen durch unsere Jahrestagungen, Online-Talks und Workshops, zum anderen durch unsere Länderarbeitsgemeinschaften und den ADS-Podcast „Sport kommunal“ teilen wir Best Practice-Beispiele und Erfahrungen.

Zudem gibt es Fördermittel. Auch wenn bürokratische Hürden bestehen, sollten Förderprogramme von Bund und Ländern in Anspruch genommen werden. Eine Vereinfachung und Entbürokratisierung dieser Programme ist jedoch wünschenswert. Daher begrüßen wir das neue Forschungsprojekt „SpoFoe“: Es befasst sich mit der Modell-Generierung für ein optimales Sportstättenförderprogramm. Es braucht eine verlässliche und kontinuierliche Förderung. Mit der sogenannten Sportpauschale geht Nordrhein-Westfalen bereits einen erfolgreichen Weg.

Sportinfrastruktur
Nutzerbedürfnisse und -interessen ändern sich: Bouldern gehört zu den Angeboten, die neben Fußball & Co. zunehmend nachgefragt werden. Foto: Adobe Stock/ARochau

Synergien schaffen und Ressourcen bündeln

Eine Kooperation mit Partnern ist sinnvoll. Die Zusammenarbeit mit Vereinen, Schulverwaltungen und anderen lokalen Akteuren kann Synergien schaffen und Ressourcen bündeln. Menschen in Bewegung bringen und sie dafür dauerhaft zu begeistern, ist eine Teamleistung vieler Stakeholder. Oftmals können auch in anderen Ämtern Sportbegeisterte gefunden werden, die ein Projekt unterstützen.

Es gibt Best Practice-Beispiele, von denen man sich anregen lassen kann. Zum Beispiel die kommunale Sportentwicklungsplanung: Städte wie Leipzig, Köln, Mülheim an der Ruhr, Lübeck oder Jena zeigen, wie eine erfolgreiche SEP umgesetzt werden kann. Ihre Erfahrungen teilen sie in unserem ADS-Podcast.

Kommunen nutzen auch bereits kreative Lösungen für innovative Projekte. Zum Beispiel Köln mit Schwimmbad und Eishalle im Lentpark: Mit der Wärme, die bei der Kühlung der Eisarena entsteht, wird das Hallenbad beheizt.

Es gibt weitere gute Beispiele: Sportparks wie Falkenwiese in Lübeck und Styrum in Mülheim an der Ruhr, die Vereinssport und informellen Sport verbinden; die Achtfach-Sporthalle in Monheim mit ihrer hybriden Bauweise; die Barakiel-Halle in Hamburg: „Eine Halle für alle“; oder die Sportanlage Am Tannenbusch in Voerde, die das BNB-Zertifikat für Nachhaltiges Bauen erhalten hat.

Die Zukunft für eine bessere Sportinfrastruktur beginnt jetzt

Die Zukunft der Sportstätteninfrastruktur liegt in einer gemeinsamen Anstrengung von Kommunen, Bund, Ländern, der ADS, dem DOSB und weiteren Akteuren. Es gilt, jetzt die Weichen zu stellen, um Sport und Bewegung für alle Menschen zugänglich zu machen und die Rahmenbedingungen nachhaltig zu verbessern.          


Die Autoren

Alexandra Szlagowski und Johannes Michels sind im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Sportämter e.V. (ADS). Susanne Riedel ist ADS-Geschäftsführerin.


Alexandra Szlagowski, Johannes Michels, Susanne Riedel

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