Löschwasservorräte als vorbeugender Brandschutz im Wohnungsbau

Vorbeugender Brandschutz im Wohnungsbau kann bedeuten, dass unterirdische Löschwasserbehälter verbaut werden müssen. In welchen Fällen das gilt und wie man damit umgehen kann, erklärt Wasserexperte Klaus W. König.

Löschwasserbehälter
Heinersdorf in Berlin-Pankow: Die vorgefertigten Löschwasserbehälter in Fertigteilbauweise wurden an einem Tag montiert. Foto: Mall

Dass Industriebetriebe Löschwasser vorhalten müssen, ist üblich. Aktuell sieht sich auch der Wohnungsbau damit konfrontiert: In Einzelfällen sind unterirdische Löschwasserbehälter erforderlich.

Im Zuge der Baugenehmigung prüft die Kommune oder die zuständige Behörde des Landkreises (in Berlin des Bezirksamtes) als „Träger öffentlicher Belange“ den Löschwasserbedarf. Die Grundwasserversorgung durch einen unterirdisch eingebauten Behälter wird sichergestellt, wenn die Kapazität des Trinkwassernetzes nicht ausreicht, der Hydrant mehr als 300 Meter entfernt ist und auch keine so genannten „unerschöpflichen“ Entnahmestellen wie offene Gewässer oder Brunnen vorhanden sind. Das Fassungsvermögen der Behälter bestimmt der Stadt- oder Kreisbrandmeister.

Ein unterirdischer Löschwasserbehälter ist ein künstlich angelegter überdeckter Vorratsbehälter mit Entnahmestelle. Die DIN 14230 unterscheidet die Vorratsbehälter nach Baugrößen in klein (75 bis 150 Kubikmeter), mittel (150 bis 300 Kubikmeter) und groß (über 300 Kubikmeter).

Die Bauweise mit Fertigteilen aus Stahlbeton bringt schnelle Betriebsbereitschaft bei gleichzeitig hoher Belastbarkeit. Bei unterirdischen Löschwasserbehältern sind die Folgekosten niedrig, denn der Wartungsaufwand ist gering. In den folgenden beiden Beispielen wurden unterschiedliche Bauformen verwendet.

Vorrat zum Schutz des Trinkwassernetzes

Da ist zum einen Eßbach, eine Gemeinde im thüringischen Saale-Orla-Kreis. Dort war im Bebauungsplan des Wohngebiets „Untere Haard“ ein Löschwasserbehälter vorgesehen, der wegen der Insolvenz des Erschließungsträgers zunächst nicht gebaut wurde.

Die Feuerwehr forderte jedoch von der Gemeinde mit zunehmendem Druck und schließlich erfolgreich den Behälter, da im Falle eines Einsatzes die örtliche Trinkwasserversorgung zusammengebrochen wäre. Später kam es tatsächlich zu einem Brand in dem Wohngebiet. Dabei hat sich der Löschwasservorrat als wichtig und die Entscheidung zum Bau als richtig erwiesen.

Die Wahl fiel auf eine Mehrbehälteranlage mit 100 Kubikmetern Löschwasservolumen, untergebracht in fünf miteinander verbundenen monolithischen Stahlbetonspeichern. Monolithisch bedeutet: aus einem Guss — so besteht kein Risiko bei der Dichtheitsprüfung. Die Behälter wurden im Fertigteilwerk hergestellt und innerhalb eines Tages montiert. Diese Lösung hat perfekt in das schmale, gemeindeeigene Grundstück gepasst.

Das zweite Beispiel stammt aus dem Berliner Bezirk Pankow: Dort wurde ein brach liegendes Gewerbegelände saniert und für den Wohnungsbau erschlossen. Für zwei der im Inneren des Quartiers liegenden viergeschossigen Mehrfamilienwohnhäuser wurde eine unterirdische Löschwasserreserve von insgesamt 100 Kubikmeter angelegt – unter der späteren Grünfläche. Der Bedarf ergab sich aus einer Forderung der örtlichen Feuerwehr im Zuge der Baugenehmigung, weil die am Blockrand vorhandenen Hydranten für die mittleren Gebäude zu weit entfernt waren.

Löschwasserbehälter passgenau vorbereitet

Der Löschwasserbehälter besteht aus zwei zylindrischen Hälften mit einem Zwischenstück und drei Abdeckplatten: Alle diese Elemente sind Stahlbetonfertigteile, die vom Hersteller Mall einschließlich Entnahmestelle geliefert und innerhalb eines Tages montiert wurden. Die Behältersegmente wurden mit Hilfe eines Krans vom Lkw in die vorbereitete Baugrube versetzt. Als Untergrund genügte ein Sand- oder Splittbett.

Die Abmessungen der verwendeten Betonfertigteile verursachten weder Überbreite noch Übergewicht. Daher erfolgte die Lieferung preiswert und ohne Sondergenehmigung zum Einbauort. Die Statik der Konstruktion erlaubt je nach Überdeckung Pkw- oder Lkw-Belastung, so dass die Fläche entsprechend genutzt werden kann.

Löschwasserbehälter doppelt nutzbar

Behälter für Löschwasser werden mit Trink- oder Regenwasser befüllt und wegen der Frostgefahr nicht frei im Gelände aufgestellt. Denkbar ist eine kombinierte Nutzung, zum Beispiel für die Bewässerung von Außenanlagen.

Dazu muss der Speicher um die Menge, die zur Bewässerung erforderlich ist, größer dimensioniert werden. Er muss zudem an einen Regenwasserzu- und -überlauf angeschlossen sein sowie Filter- und Pumpentechnik gemäß DIN EN 16941-1 und DIN 1989-100 erhalten. Eine im Speicher installierte Wasserstandssonde stoppt die Entnahme zur Nutzung automatisch, bevor die Mindestlöschwassermenge erreicht wird.


Der Autor

Dipl.-Ing. Klaus W. König ist Fachjournalist und Buchautor, speziell zur wasserorientierten Stadtplanung und zur energiesparenden Bautechnik.



Zum Nachlesen

Mehr zum technischen Regelwerk gibt es hier: DIN 14230:2021-08. Unterirdische Löschwasserbehälter. Beuth Verlag, August 2021.


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