Wie läuft die Umstellung auf LED? Zum Beispiel das hessische Oberursel: Mit der Modernisierung ihrer Straßenbeleuchtung will die Stadt mehr als 70 Prozent des ursprünglichen Energiebedarfs einsparen. Dafür hat sie einen Lichtmasterplan aufgestellt, der seit 2017 konsequent umgesetzt wird.

Mit dem 2013 vereinbarten, neuen Straßenbeleuchtungsvertrag „Licht & Leistung“ wurde die Oberurseler Straßenbeleuchtungsanlage Eigentum der Süwag Energie AG. Mit der Umstellung von Quecksilberdampf-Beleuchtung auf NAV-Retrofitbeleuchtung konnte zu dieser Zeit schon viel Energie gespart werden. Das stete Ziel: mit angemessenem Aufwand bei der Licht- und Verbrauchsreduzierung zu einem guten Ergebnis zu gelangen. Die Modernisierung auf LED-Technik bewirkte in der Folge eine weitere enorme, zusätzliche Kosteneinsparung. So entstand das erste Konzept: der „Masterplan Licht“.
Highlights im Beleuchtungskonzept
Lange Zeit orientierte sich die öffentliche Beleuchtung weitgehend an funktionalen Bedürfnissen. Dabei stand die Gewährleistung von Sicherheit im öffentlichen Raum durch Licht an erster Stelle. Nach und nach gewann die Beleuchtung jedoch immer mehr an Bedeutung und entwickelte sich zu einem wichtigen Thema der Stadtplanung. Vor diesem Hintergrund entschied sich die Stadt Oberursel (46.500 Einwohner) in den Folgejahren, ihre Straßenbeleuchtung zu erneuern und städtebaulich markante Orte zu illuminieren.
Mit dem „Masterplan Licht“ sollten die energetischen, gestalterischen sowie städtebaulichen Rahmenbedingungen und Zielsetzungen ermittelt und nachhaltig genutzt werden. Der Masterplan umfasste das Zentrum der Stadt mit den Stadtteilen Oberstedten, Bommersheim, Weißkirchen und Stierstadt mit insgesamt zirka 5500 Leuchtstellen. Der Plan wurde fachübergreifend ausgearbeitet, die Stadtverwaltung war kontinuierlich in den Arbeitsprozess eingebunden.
Weniger Energie, mehr Sicherheit
Bereits in Vorgesprächen mit der Süwag Energie AG zeigte sich ein mögliches Einsparpotenzial von rund 800.000 kWh. Der Masterplan sollte hierbei die Rahmenbedingungen für die Ziele Energieeinsparung und Sicherheitssteigerung formulieren. Partner im Erarbeitungsprozess zwischen der Süwag Energie AG und dem Bau & Service Oberursel (BSO) waren die Abteilungen Stadtplanung, Verkehr, Kultur und Umwelt der Stadtverwaltung.
Die Ziele des Masterplans wurden in einem „Erwartungspapier“ mit den Kollegen der Süwag Energie AG festgeschrieben. Begleitet wurde das Projekt außerdem von der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte – einer Wohnungs- und Entwicklungsgesellschaft mit mehrheitlicher Beteiligung des Landes Hessen. Sie lieferte Lösungsvorschläge für die Aufteilung in Schichtenplänen nach einzelnen Stadtteilen, Veranstaltungsbereichen und Betrachtungsachsen durch die Innenstadt.
Detaillierter Fahrplan
2016 lagen der Stadt die finalen Unterlagen vor, die anschließend von der Stadtverordnetenversammlung freigegeben wurden. Im Februar 2017 erging der Auftrag für die Umsetzung. Nach detaillierter Ausarbeitung konnte im Oktober 2017 ein finales Modernisierungs- und Finanzierungskonzept (MoFiKo) für die Phase 1 vorgelegt werden. Es enthielt bereits die Anzahl an Leuchten, die umzurüsten sind, sowie die zeitliche Abfolge zur Umrüstung unter Zahlung einer Modernisierungspauschale für die Jahre 2018 bis 2026. Das MoFiKo wurde in eine „Ergänzungsvereinbarung zum Straßenbeleuchtungsvertrag Licht & Leistung“ weiterverhandelt. Dabei konnte der zeitliche Rahmen deutlich verkürzt werden.
Minimaler Energieeinsatz als Ziel
Im Wesentlichen konnte Phase 1 mit den letzten Folgemaßnahmen im Jahr 2024 abgeschlossen werden. Dabei wurden in Oberursel zwischen 2018 bis 2024 insgesamt rund 3360 Leuchtstellen auf LED-Leuchten umgerüstet. Der Energieverbrauch verringerte sich dadurch von
Von den rund 5650 Leuchtstellen, die es heute im Stadtgebiet von Oberursel gibt, sind inzwischen etwa 4200 (75 Prozent) auf LED umgerüstet. Im Rahmen der Phase 2 sollen die Leuchtmittel, die noch mit konventionellen Leuchtmittel betrieben werden, ebenfalls auf LED umgestellt werden. Ziel ist es, den Energieeinsatz weiterhin bis auf ein Minimum zu reduzieren.
Einsparung von mehr als 70 Prozent
Für Phase 2 werden die gleichen Leuchtenmodelle wie in Phase 1 verwendet, um sie einheitlich zu gestalten. Allerdings wird in Phase 2 eine Lichtfarbe von 3000K gewählt, da sie förderfähig ist und zukünftig im Naturschutzgesetz gefordert werden könnte.
Nach Abschluss der Modernisierung rechnet Oberursel mit einem Energieverbrauchswert von rund 550.000 kWh – das würde 27 Prozent des Ausgangswertes entsprechen. Sollte dieses Ziel erreicht werden, kann die Stadt Oberursel bei der Beleuchtung von einer Energieverbrauchsreduzierung von etwa 73 Prozent sprechen
Der Autor
Andre Wagner ist Mitarbeiter beim städtischen Eigenbetrieb Bau & Service Oberursel.
Andre Wagner