Die Nacht sollte auf Spiekeroog wieder sichtbar werden, das hieß: weniger Beleuchtung. Zudem wurden vorhandene Straßenlaternen optimiert und neue Lampen installiert. Das Ziel ist erreicht, mehr noch: Das Beleuchtungskonzept lockt immer mehr Sternengucker auf die Insel im Wattenmeer.

Im August 2021 wurde die autofreie Insel Spiekeroog (850 Einwohner) im Unesco-Weltnaturerbe Wattenmeer von der International Dark-Sky Association (IDA) als Sterneninsel ausgezeichnet. Mit dieser Anerkennung wird das besondere Engagement der Insel gewürgt, eine natürliche Nachtlandschaft und einen nahezu unberührten Sternenhimmel zu erhalten.
Durch die bewusste Reduzierung künstlicher Beleuchtung und dem nachhaltigen Umgang mit Licht wird nicht nur die Natur geschützt, sondern auch ein einzigartiges Erlebnis für Besucher geschaffen.
Energieeffziente, kostengünstige LED-Leuchten haben zu immer mehr Licht und einer zunehmenden Lichtverschmutzung geführt. Diese beeinflusst nicht nur das typische Bild der Nachtlandschaft sondern auch das Wohlbefinden von Pflanzen, Tieren und Menschen: Insektenpopulationen schrumpfen, Zugvögel verlieren ihre Orientierung, und der natürliche Tag-Nacht-Rhythmus aller Lebewesen wird empfindlich gestört.
Raum für Natur
Aufgrund der künstlichen Beleuchtung sind Naturschauspiele wie das Meeresleuchten, nachtleuchtende Wolken oder die Milchstraße immer schlechter zu sehen und werden immer seltener wahrgenommen. Um dem entgegenzuwirken, forderten die Umweltminister der Wattenmeer-Anrainerstaaten 2018 eine Reduzierung der Lichtemissionen. Dieser Aufgabe hat sich Spiekeroog angenommen und engagiert sich für einen nachhaltigen Umgang mit Licht.
Der Weg zur Sterneninsel
TeDie Initiative zur Bewerbung als Sternen-insel begann bereits 2019, mit ersten Messungen der Himmelshelligkeit. Sie ergaben, dass Spiekeroog bereits über einen der dunkelsten Nachthimmel in der Region verfügte. Dennoch war es notwendig, die bestehende Straßenbeleuchtung zu optimieren, um die Anforderungen der IDA zu erfüllen. Hierfür wurde die Straßenbeleuchtung auf gedimmte 3000-Kelvin-LED-Leuchten umgestellt. Zudem wurden neue Lampen mit 2200 Kelvin an sensiblen Orten wie Strandzugängen installiert.
Hinzu kamen öffentliche Informationsveranstaltungen, eine Leitlinie zur Lichtvermeidung wurde erstellt, und Hausbesitzer mit nachts besonders heller Beleuchtung wurden gezielt angesprochen.
Faszination Nachthimmel
Insbesondere bei den Gästen stößt die Auszeichnung Spiekeroogs als Sterneninsel auf positive Resonanz. Vor allem die Utkieker-Düne ist nachts gut besucht. Hier können Besucherinnen und Besucher gezielt den spektakulären Sternenhimmel erleben.
Mit Unterstützung des Nationalparkhauses Wittbülten wurden drei spezielle Beobachtungsplätze eingerichtet – darunter der „Sternkieker-Ort“, an dem Liegen und Stützen für die Sternebeobachtung zur Verfügung stehen. Diese Orte bieten Besuchern eine ideale Gelegenheit, den klaren Sternenhimmel zu genießen und die Faszination des Kosmos zu erleben. Außerdem laden die Kurverwaltung Spiekeroog und das Nationalparkhaus Wittbülten regelmäßig zu Veranstaltungen ein und bieten Informationsmaterial an. Die Herausforderung für Spiekeroog besteht nun vor allem darin, diesen Status der Dunkelheit zu erhalten und bei künftigen Projekten konsequent auf mögliche Lichtverschmutzung einzuwirken.
Gleichzeitig will die Insel ihr touristisches Angebot mit Führungen, Vorträgen und Veranstaltungen weiter ausbauen. Die thematischen Schwerpunkte liegen dabei auf der Aufklärung über Lichtverschmutzung und dem Schutz der Nachtlandschaft.
Engagement für das Lichtkonzept
Die Entscheidung, sich als Sterneninsel zu bewerben, war eine bewusste und anspruchsvolle Wahl. Der Weg dorthin erforderte von Spiekeroog einen langen Atem und zahlreiche kleine Maßnahmen. Um das Ziel zu erreichen und diesen besonderen Status zu erhalten, braucht es engagierte Impulsgeber innerhalb der Gemeinde.
Die Autorin
Annika Marek ist Fachkraft für Tourismusmarketing auf der Insel Spiekeroog.
Mehr Informationen zur Sterneninsel Spiekeroog gibt es online auf www.spiekeroog.de/sterneninsel.
Annika Marek