Kommunen wollen Sportstätten erhalten – scheitern jedoch zunehmend an der Finanzierung

Sportplätze, Sporthallen, Hallen- und Freibäder tragen einen wichtigen Teil zur Lebensqualität der Menschen in Städten und Gemeinden bei. Das sehen auch die Kommunen so und wollen künftig so viele Sportstätten wie möglich offen halten, um ihr vielfältiges Angebot zu sichern. Angesichts des Investitionsrückstands bei Sportstätten wird dies jedoch zunehmend schwieriger.

Sportstätten
Sportplätze sind wichtig für die Daseinsvorsorge und sollen, wenn es nach den Städten und Gemeinden geht, unbedingt erhalten bleiben. 2024 verfügten 92 Prozent der Kommunen über Sportplätze. Foto: Adobe Stock/Drazen

Die Kommunen in Deutschland halten bislang trotz steigender finanzieller Widrigkeiten an ihren Sportstätten fest. Im vergangenen Jahr verfügten 94 Prozent über Sporthallen und 92 Prozent über Sportplätze. Etwas mehr als die Hälfte der Städte und Gemeinden betrieben zudem eigene Freibäder, 46 Prozent Hallenbäder. Bei rund zwei Dritteln aller Kommunen ist die Anzahl der Sportstätten in den vergangenen zehn Jahren konstant geblieben. Jeweils etwa ein Viertel der Kommunen hat in den vergangenen Jahren sogar neue Sporthallen oder Sportplätze gebaut. 60 Prozent berichten zudem, dass sich die Zahl ihrer Hallenbäder seit 2014 erhöht hat. Bei den Freibädern sind es 54 Prozent. 

Das sind die Ergebnisse einer Sonderbefragung unter Kämmerern, die das Deutsche Institut für Urbanistik (Difu) im Auftrag der KfW im Oktober 2024 im Rahmen des „KfW-Kommunalpanel 2025“ vorgenommen hat. Auch wenn die Ergebnisse nicht repräsentativ sind, vermitteln sie doch einen belastbaren Eindruck der Situation in den Kommunen. 

Schwimmerin in einem Hallenbad
Zentrale Herausforderung bei vielen Hallenbädern ist insbesondere die energetische Sanierung der Gebäude. Foto: Adobe Stock/wavebreak3

Die hohe Anzahl und die Diversität der Sportstätten in den einzelnen Kommunen verdeutlichen ihren hohen Stellenwert als zentrale Säulen der Sportinfrastruktur. Allerdings gehören sie zu den freiwilligen Aufgaben der Städte und Gemeinden. Und das macht – bei aller Notwendigkeit – den Erhalt und notwendige Modernisierungen bestehender Sportstätten ebenso wie Neubauten in Zeiten leerer Kassen besonders schwierig. So gibt jede vierte Kommune an, dass sie den Unterhalt in den vergangenen fünf Jahren nur noch teilweise bis gar nicht stemmen konnte. Dementsprechend nehmen die notwendigen Investitionsrückstände immer weiter zu, bis es im ungünstigsten Fall zunächst zu Einschränkungen des Sportangebots und schließlich zur Schließung der Einrichtungen kommt.

Bedeutung von Sportstätten nicht zu unterschätzen

„Die Bedeutung von Sportstätten als Orte gesellschaftlicher Teilhabe und Gesundheitspflege ist nicht zu unterschätzen“, sagt Difu-Wissenschaftlerin Frida von Zahn. „Die große Zahl an Kommunen mit Investitionsrückstand zeigt jedoch dringenden Handlungsbedarf. Hier aktiv zu werden, würde sich letztlich auch positiv auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt auswirken.“

In der Befragung gaben 59 Prozent der Befragten an, der Investitionsrückstand bei Sporthallen sei „gravierend“ oder „nennenswert“, bei Hallenbädern sagten dies 62 Prozent und bei Eissporthallen waren es 53 Prozent. Die Ergebnisse zeigen, dass die Rückstände aufgrund der Gebäudesubstanz bei gedeckten Sportstätten besonders schwerwiegend sind. Hierbei geht es vor allem um den energetischen Zustand der Gebäude und Gebäudehüllen sowie marode sanitäre und technische Anlagen. 

In mehr als 40 Prozent der Kommunen gibt es aufgrund des schlechten baulichen Zustands der Sportstätten bereits gelegentliche Einschränkungen bei einzelnen Sportangeboten. 36 Prozent befürchten, das Sportangebot zukünftig reduzieren zu müssen. Allerdings fällt die befürchtete Reduzierung bei den Sportstätten moderater aus, als in anderen freiwilligen Aufgabenbereichen der öffentlichen Daseinsvorsorge: So gaben 41 Prozent an, angesichts der finanziellen Lage in den nächsten Jahren kulturelle Angebote herunterfahren zu müssen. Dennoch liegt nach Angaben der Städte und Gemeinden der Anteil an Sportstätten, die ohne umfassende Sanierung in den kommenden drei Jahren geschlossen werden müssten im Durchschnitt bei 16 Prozent der Freibäder, 15 Prozent der Eissporthallen und 14 Prozent der Hallenbäder.

Verbesserte Grundfinanzierung für Investitionen nötig

„Zwar wollen Kommunen das Sportangebot weniger drastisch reduzieren als andere freiwillige Aufgaben, die drohende Schließung ganzer Sportstätten ist jedoch besorgniserregend. Aus Sicht der Kommunen braucht es hier vor allem eine verbesserte Grundfinanzierung, um die benötigten Investitionen zu stemmen“, sagt Difu-Wissenschaftler und Projektleiter Dr. Christian Raffer. Ein weiterer wichtiger Punkt aus Sicht von 55 Prozent der Befragten: die Entbürokratisierung von Förderprogrammen.

red.


Paper zu kommunalen Sportstätten

Das Paper „Kommunale Sportstätten: große Bedeutung und hoher Investitionsbedarf“ zur Studie kann kostenlos heruntergeladen werden.


Mehr zum Thema

Sportinfrastruktur

Mehr Spielraum für die Sportinfrastruktur

Allzu oft fallen Sportstätten dem Sparzwang zum Opfer: So lautet das aktuelle ADS-Fazit. Die Sportförderer aus den Kommunen plädieren dafür, …
Modernisierungsoffensive für Sportstätten

Es braucht eine Modernisierungsoffensive für Sportstätten

Es gibt reichlich Spielraum bei den Sportstätten: Der Sanierungsbedarf ist nach wie vor hoch. Zudem sollten die Sport- und Bewegungsangebote …
Sporthalle; Sanierung; Basketball

Sanierung von Sport- und Spielraum

Weit mehr als nur eine Nebensache, aber kein Selbstläufer: Für Kommunen ist es oft nicht leicht, die Sanierung oder den …