Keine Angst vor den Youngstern!

Zu den Babyboomern und den Generationen X und Y gesellt sich in der Arbeitswelt nun die Generation Z. Mit ihren ganz eigenen Auffassungen zu Respekt und Arbeitsmoral mischen die nach 1995 Geborenen die Belegschaft auf. Sie sind zweifellos schwierig, jedoch auch eine Chance für die Verwaltung der Zukunft.

Eine wahre Geschichte: Montagmorgen auf dem Büroflur: Der Chef stürmt aus seinem Büro, stößt fast mit dem neuen Auszubildenden zusammen. Er drückt dem jungen Mann einen Papierstapel in die Hand: „Können Sie mir das schnell kopieren?“ Doch der Angesprochene macht keine Anstalten, die Unterlagen an sich zu nehmen, sondern erwidert: „Warum? Können Sie das nicht selbst?“ Dem Chef bleibt die Spucke weg. Und zu allem Überfluss schiebt der Azubi noch freundlich hinterher: „Ich kann Ihnen gerne zeigen, wie man den Kopierer bedient.“

Solche Anekdoten sind aus vielen Organisationen zu hören. Sie zeigen: Die Generation Z, also die nach 1995 Geborenen, tickt wirklich anders. Aber woran liegt das? Ein Blick in deren typische Biografie klärt: Wer heute in die Berufswelt einsteigt, hat ein komplett anderes Elternhaus erlebt. Vater und Mutter waren nicht mehr Respektspersonen, sondern Freunde, Trainer, Bewunderer oder Coach der Kinder. So geprägt drängt die Generation Z ins Arbeitsleben: Respekt vor dem Chef ist ihr genau so fremd wie Befehl und Gehorsam. Es gibt wenig Eigeninitiative, Selbstdisziplin, häufig wenig Sinn für Verlässlichkeit. Aber wie hätten die Jugendlichen auch selbstständig werden können? Dafür haben ihnen die Helikoptereltern keinen Raum gelassen!

Fest steht: Der Arbeitsmarkt ist eng, den Mitarbeitern von morgen ist bewusst, dass die Arbeitgeber den „War for talent“, den „Kampf um die Talente“ führen (müssen), und sie wissen um ihren Hebel. Deshalb sollten sich die Chefs sich auf die Wünsche der Generation Z einstellen:

  • Vorgesetzte sollten keine Befehle erteilen, sondern die jungen Menschen um deren Meinung fragen. Beziehen Sie sie bei Entscheidungen mit ein.

  • Bei allen Aufgaben muss vorher eine klare Agenda vorgegeben werden. Arbeit muss planbar sein.

  • Häufig Feedback geben. Die „Likes“ müssen sofort kommen, nicht erst beim Personalgespräch mit dem Chef in drei Monaten.

  • Und Achtung, das ist neu: Verwaltungen müssen eine klare Trennung zwischen Beruf und Privatleben ermöglichen, Work-Life-Balance bewusst praktizieren. Denn anders als die vorherige Generation Y haben die Einsteiger von heute keine Lust mehr, vor dem Zubettgehen noch berufliche E-Mails zu beantworten.

Bei allem unbequemen Umdenken, das diese neue Arbeitskultur erfordert, darf nicht vergessen werden: Der Vormarsch der Generation Z ist auch eine riesige Chance! Die Gen Z besteht aus sogenannten „Digital Natives“, den „digitalen Ureinwohnern“. Diese Youngster sind in den Informationsfluten des Internet aufgewachsen und beherrschen es zum Beispiel meisterhaft, Wichtiges von Unwichtigem zu unterscheiden und schnell Informationen herauszufiltern. Sie gehen selbstverständlich und versiert mit digitalen Medien um. Sie bringen genau jene digitale Denke mit, die wir heute dringend gebraucht wird, um die Digitalisierung vollständig umsetzen zu können.

Wie gelingt die Zusammenarbeit der Generationen? Wichtig ist das Bewusstsein für ein ausgewogenes Generationenmanagement, das Wertschätzung und Fairness allen Gruppen entgegenbringt. Nur so kann ein Mehrwert und Know-how-Transfer geschaffen werden. Ansatzpunkte können sein:

  • Führen Sie eine Altersstrukturanalyse durch und stellen Sie eine Zukunftsprognose.

  • Erstellen Sie eine Ist-Analyse (Wie fördern wir bereits die generationenübergreifende Zusammenarbeit?).

  • Sensibilisieren Sie die Führungskräfte für das Thema.

  • Planen Sie regelmäßige Kommunikations- und Team-Workshops, um den Dialog, den Austausch und das Verständnis mit- und füreinander zu fördern.

  • Achten Sie auf die Diversität in Teams und Abteilungen.

  • Orientieren Sie Ihr Personalentwicklungskonzept an den Bedürfnissen der unterschiedlichen Generationen.

  • Schaffen Sie ein generationenübergreifendes Wir-Gefühl.

Kommunen, die sich aktiv mit dem demografischen Wandel und seinen Auswirkungen befassen, ihre Mitarbeiter wertschätzen und ernst nehmen, werden langfristig einen Wettbewerbsvorteil haben vor den Städten und Gemeinden, die diese Entwicklung mit geschlossenen Augen über sich ergehen lassen.

Edmund Mastiaux

Der Autor
Edmund Mastiaux ist Inhaber und Geschäftsführer des Zentrums für Management- und Personalberatung Edmund Mastiaux & Partner (ZfM) in Bonn