„Beeindruckende Fortschritte“ bei erneuerbaren Energien

Sonne, Wind und Co. – die Meinungen zu erneuerbaren Energien sind so unterschiedlich wie die Themenfelder, um die es geht. Aus dem Bundesverband Erneuerbare Energie aber kommt eine positive Zwischenbilanz.

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Deutliche Steigerung: 52 Prozent des Strombedarfs wurden 2023 durch erneuerbare Quellen gedeckt. Foto: Adobe Stock/elxeneize

Die aktuelle Bundesregierung hat beeindruckende Fortschritte im Bereich der erneuerbaren Energien erzielt, vom Strom über Wärme bis zu Speichern. Denn trotz (oder wegen) besonderer Krisenlagen, wie dem Krieg in der Ukraine, ist die geplante Entfesselung bei Windenergie an Land und Photovoltaik geglückt.

Hier haben auch die EU-Maßnahmen geholfen, denn der Gaspreisschock nach dem Überfall Russlands hat die EU und alle Mitgliedsstaaten wachgerüttelt und den Fokus auf dauerhaft resiliente, erneuerbare Energieträger gelenkt: Sonne, Wind, Bioenergie, Wasserkraft, Erd- und Umweltwärme.

Die Ausbauzahlen des vergangenen Jahres zeigen deutlich, dass der Zubau vor allem im Stromsegment stark an Fahrt aufgenommen hat. 52 Prozent des Strombedarfs wurden 2023 durch erneuerbare Quellen gedeckt — ein Rekord.

Der Zubau im Solarbereich hat sich mit 14,1 Gigawatt (GW) gegenüber dem Vorjahr fast verdoppelt. Die Solarbranche erwartet auch 2024 ein zweistelliges prozentuales Wachstum der neu installierten Leistung von Solarstromanlagen und der Kapazität von Solarstromspeichern.

Bei der Windenergie wurde der Aufwärtstrend 2023 ebenfalls fortgesetzt, wenngleich schwächer. 745 neue Anlagen mit einer Leistung von 3,6 GW wurden im vergangenen Jahr installiert, allerdings überwiegend im Norden und in der Mitte. Der Blick auf die Zahlen in diesem Jahr und vor allem auf die Genehmigungen zeigt: Der Zubau wird weiter an Fahrt gewinnen. Der Süden hat hier noch erheblichen Aufholbedarf, auch um die Energieausgleichskosten zu senken und den Standort Deutschland insgesamt attraktiv zu halten.

Bei erneuerbaren Energien viel erreicht — und noch viel zu tun

Zahlreiche Reformen der Ampelkoalition haben die Entwicklung der beiden kostengünstigen Schlüsseltechnologien Wind und PV möglich gemacht, damit Kommunen, Unternehmen und Haushalte von den sauberen, heimischen Quellen profitieren können: vom gesetzlich verankerten überragenden Interesse der erneuerbaren Energien über die Pflicht zur Flächenausweisung der Länder bis hin zur kommunalen Teilhabe am Ausbau.

Dennoch verbleiben einige Baustellen. Wasserkraftanlagen, Bioenergie- und Geothermiekraftwerke, Sektorenkopplungstechnologien wie grüner Wasserstoff und Energiespeicher gehören aufgrund ihrer flexibel steuerbaren Eigenschaft jetzt im Rahmen der Reform des Strommarkts und der Kraftwerksstrategie in den Fokus gerückt. Flexibilität ist die neue Leitwährung im Energiesystem, um die fluktuierenden Quellen Wind und Solar auszugleichen. Ihr Potenzial ist riesig, ihre regionale Wertschöpfung ebenso.

Tausende flexibilisierte Biogasanlagen könnten zum Beispiel kurzfristig sechs GW und mittel- bis langfristig 24 GW an zusätzlicher Kapazität bereitstellen. Wasserkraftanlagen könnten sofort ein bis zwei GW und langfristig drei bis dreieinhalb GW an Flexibilität bieten. Auch die immer beliebteren und günstiger werdenden Heimbatterien könnten kurzfristig 13 und langfristig 34 GW liefern, während Großbatteriespeicher kurzfristig 14 und langfristig 41 GW bereitstellen könnten.

Zu nennen ist auch der Hochlauf der heimischen grünen Wasserstoffwirtschaft und weiterer Technologien für die Sektorenkopplung. Ebenso hat die Geothermie das Potenzial, kurzfristig ein GW und langfristig drei GW zur Verfügung zu stellen. Geothermie-Stromkraftwerke geben häufig auch Anstoß für die Realisierung geothermischer Wärmeprojekte.

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Bioenergiekraftwerke sollten aus BEE-Sicht in den Fokus rücken. Ebenso unter anderem: Wasserkraftanlagen, Geothermiekraftwerke und Energiespeicher. Foto: Adobe Stock/Wolfgang Jargstorff

Spielraum bei den Wärmenetzen

Neben Geothermie sind Bioenergie und Solarthermie geeignete Partner zur Dekarbonisierung der Wärmenetze. Das Ziel, den Anteil von Wärme aus Erneuerbaren hier bis 2030 auf mindestens 50 Prozent zu erhöhen, ist ambitioniert. Aber auch die Wärmepolitik wurde in Deutschland auf einen neuen Kurs gebracht: Mit den aufeinander abgestimmten Gesetzen zur Kommunalen Wärmeplanung und Gebäudeenergie ist eine umfassende Struktur vorgegeben, wie und wann die Wärmewende in jedes Bundesland, jede Gemeinde und jeden Haushalt in Deutschland gebracht werden soll.

Die öffentliche Debatte rund um das Gebäudeenergiegesetz hat für Verunsicherung gesorgt, umso wichtiger ist es, Planungssicherheit zu geben. Die Beteiligung der Kommunen sowie ihrer Bürgerinnen und Bürger ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Energiewende vor Ort. Denn die Potenziale sind riesig.

Der Anteil an Wärmepumpen kann auf 18 Prozent im Jahr 2030 und 38 Prozent im Jahr 2045 gesteigert werden. Der Einsatz der Solarthermie kann bis 2030 auf fünf Prozent und damit auf 40 Terawattstunden (TWh) erhöht werden. Das rein technische Potenzial beziffert die Branche mit 100 TWh. Für die kurzfristige Reduzierung des Einsatzes fossiler Energieträger ist auch die Ausweitung des Einsatzes von Bioenergieträgern essenziell. Und das Bereitstellungspotenzial von Geothermie liegt bei mind. 186 TWh pro Jahr. Aktuelle Studien bewerten das Potenzial sogar noch weitaus höher.

Zusammengefasst hat die Bundesregierung bereits viel erreicht und die Weichen für eine nachhaltige Energiezukunft gestellt. Die Kommunen spielen dabei eine zentrale Rolle, denn sie sind der Ort, an dem die Energiewende konkret wird und von den Menschen erlebt und mitgestaltet werden kann.


Die Autorin

Dr. Simone Peter ist Geschäftsführerin im Bundesverband Erneuerbare Energie (BEE).


Simone Peter