Ständig wechselnde und weiter wachsende Anforderungen in öffentlichen Verwaltungen erfordern von Mitarbeitern Flexibilität und Lernbereitschaft. Um dies zu fördern und zu erhalten, müssen Arbeitgeber die Beschäftigten motivieren und beim Thema Weiterbildungen unterstützen. Dieser Beitrag aus dem neuen „TOP Studienführer“ der edition der gemeinderat beleuchtet Beispiele aus vier Städten.
Ob sich die Karrierechancen durch ein Masterstudium maßgeblich erhöhen, kommt auf den jeweiligen Arbeitgeber an, ebenso wodurch Mitarbeitern ein Schritt „nach oben“ auf der Karriereleiter gelingt. Die Redaktion hat bei zehn Kommunalverwaltungen nachgefragt, wie sie es mit „ihren“ Mastern, den Masterstudienwilligen und generell mit dem Thema Weiterbildung halten. Antworten kamen aus Kiel, Dresden, Stuttgart und Kassel.
Die Landeshauptstadt Kiel beispielsweise bietet bereits für Bachelorabsolventen gute Aufstiegsmöglichkeiten. Eine Vielzahl an Leitungsstellen ist mit Entgelt- beziehungsweise Besoldungsgruppen für Absolventen mit einem wissenschaftlichen Studium ausgewiesen. Alle Planstellen ab Entgeltgruppe 9 b beziehungsweise Besoldungsgruppe A 10 erfordern also grundsätzlich ein abgeschlossenes Hochschulstudium.
Maria Magdalena Kandler aus dem Geschäftsbereich Finanzen, Personal und Recht bei der Landeshauptstadt Dresden erklärt: „Die Stellen, auf denen ein Masterabschluss gefordert ist, sind zahlenmäßig sehr gering. Aufgrund komplexer werdender Aufgaben wird sich dies ändern müssen.“ Aufgrund der zunehmenden Anforderungen plädiert sie hier für ein Umdenken. Zudem hält sie es für sinnvoll, mehr Stellen mit höher qualifizierten
eigenen Mitarbeitern zu besetzen. Die Beschäftigten müssten dafür gefördert und weitergebildet werden.
Grundsätzlich gesehen gebe es für Absolventen von Masterstudiengängen immer gute Chancen auf gehobene Positionen und Führungspositionen, erklärt Bernd Reichert, Leiter des Haupt- und Personalamts der Stadtverwaltung Stuttgart. Dabei zählt spezifische Berufserfahrung regelmäßig auch als Auswahlkriterium bei der Besetzung von Führungspositionen. Ingo Happel-Emrich sieht lediglich die Entgeltstruktur einer öffentlichen Verwaltung als problematisch. Der für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Kassel zuständige Mitarbeiter erklärt, dass weiterbildungsinteressierte Mitarbeiter unterstützt werden. Dafür muss beim Beschäftigten die persönliche Eignung zur Erlangung der jeweiligen Qualifikation festgestellt werden.
Lernen, ein Leben lang
Der Wille der Beschäftigten zu lernen, sich weiterzubilden und flexibel auf sich ändernde Anforderungen zu reagieren, ist für Arbeitgeber sehr wichtig. Denn lebenslanges Lernen hat einen hohen Stellenwert bei Kommunen. Änderungen bei rechtlichen Vorgaben und Normen oder technische Neuerungen erfordern von Mitarbeitern ständige Weiterbildung und Flexibilität. Nur so können sie Bürgern weiterhin souverän begegnen.
Arne Ivers von der Landeshauptstadt Kiel bestätigt, dass nur durch lebenslanges Lernen Angestellte dem stetigen Wandel der Anforderungen und Aufgaben gerecht werden und dabei gesund bleiben könnten. Gesunde und kompetente Mitarbeiter seien wiederum von großer Bedeutung für den Arbeitgeber, da städtische Bedienstete häufig bis zum Ruhestand dort beschäftigt sind.
Die Weiterbildung im Bereich Recht ist ebenso wichtig wie weiteres Wissen zum Thema Informationstechnik oder Kommunikation sowie Methodik. Bereits in der Ausbildung legen die Stadtverwaltungen ein Augenmerk auf spezielle Fortbildungsprogramme. Bei der Landeshauptstadt Stuttgart beispielsweise werden auf diesem Weg Studierende und Auszubildende auf den künftigen Berufsalltag vorbereitet und bekommen entsprechende Kompetenzen vermittelt. Lern- und Arbeitsstrategien, aktuelles Methodenwissen aber auch Themen wie professionelle Umgangsformen im Beruf, sind Teil dieses umfangreichen Angebots.
Die Stuttgarter Stadtverwaltung sieht insbesondere im IT-Sektor und hinsichtlich neuer gesetzlicher Regelungen in der Sozial- und Ordnungsverwaltung sowie beim Thema Personal einen steigenden Qualifizierungsbedarf. Reichert: „Die geforderte Schnelligkeit und Qualität der Dienstleistungserbringung stellt enorme Anforderungen an die Mitarbeiter. Qualifizierung und Fortbildung sind die entscheidenden Faktoren, um mit diesen Entwicklungen Schritt halten zu können.“
Auch die Stadtverwaltung Dresden legt darauf Wert, zusätzlich bildet dort die Führungskräfteentwicklung einen wesentlichen Schwerpunkt. Ebenso die Stadt Kassel: Sie verpflichtet Mitarbeiter mit Führungsfunktion innerhalb von vier Jahren zum Besuch von sechs unterschiedlichen Seminaren zur Mitarbeiterführung. Ein wichtiger Aspekt, der bei der Bekämpfung des Fachkräftemangels eine Rolle spielt, ist die Fort- und Weiterbildung der Mitarbeiter. Bei der Stadtverwaltung Dresden werden Beschäftigten bedarfsorientiert eine berufliche Weiterbildung etwa über den Angestelltenlehrgang II ermöglicht. Im Einzelfall treffe das auch auf Bachelor- und Masterstudiengänge zu.
Budget für Weiterbildung
Die Redaktion befragte die Kommunalverwaltungen auch zu ihren Ausgaben rund um das Thema Weiterbildung. Alle sehen die Investition in die Angestellten als notwendig und wichtig für die Zukunft an. Die Stadtverwaltung Stuttgart, mit rund 13 000 Mitarbeitern in der Kernverwaltung, stellt für die Fortbildung ihrer Mitarbeiter 1,5 Millionen Euro zur Verfügung. Bei der Stadt Kassel, wo sich ein eigenständiges Sachgebiet um den Ausbildungs- und Personalentwicklungsbedarf der Beschäftigten kümmert, belaufen sich die Weiterbildungsausgaben insgesamt auf rund 430 000 Euro bei etwa 2200 Mitarbeitern. Die Landeshauptstadt Kiel bietet ihren etwa 5000 Beschäftigten jährlich über 400 verwaltungsinterne Seminare, Workshops und Infoveranstaltungen an, die regen Zuspruch finden. Zusätzlich dazu stehen den Fachämtern und Referaten amtseigene Haushaltsmittel speziell für Fortbildungen zu.
Auch die Landeshauptstadt Sachsens gewährt den Fachämtern zusätzlich eigene Budgets. Damit wird die fachspezifische Weiterbildung der Beschäftigten finanziert. Dresden sorgt in jedem Haushaltsjahr dafür, dass den städtischen Mitarbeitern ein bedarfsgerechtes, umfangreiches Fortbildungsprogramm zu allen fachübergreifenden Themen zur Verfügung gestellt wird.
Bei Weiterbildungen wie dem berufsbegleitenden Studium unterstützen die Verwaltungen die Studierenden mit finanziellen Beteiligungen oder Freistellungen. Dabei ist zwischen bezahlter und unbezahlter Freistellung sowie Beurlaubung zu unterscheiden. Auch eine anteilige Finanzierung von Gebühren und die Beteiligung an Reisekosten wird von einigen Arbeitgebern gewährt.
Dem Fachkräftemangel entgegenwirken
Allgemein zeichnet sich für die Zukunft in den Rathäusern ein Fachkräftemangel ab. Diese Entwicklung bestätigt sich etwa in Dresden. „In den nächsten Jahren gibt es zahlreiche Altersabgänge – das betrifft alle Bereiche“, heißt es dort. In der Folge werden sowohl Generalisten wie Verwaltungsfachangestelle oder -fachwirte gesucht, aber auch Spezialisten wie Ärzte, Sozialpädagogen oder Fachkräfte mit technischem Wissen wie Ingenieure im Bereich Hoch- und Straßenbau oder IT-Experten. Die Stadt Stuttgart zählt auch Handwerksberufe zu den Jobs, die künftig schwieriger zu besetzen sein werden. In Kassel ist ein Fachkräftemangel bereits zu verzeichnen, etwa in den technischen Berufen, die ein Studium voraussetzen.
Bedarfsorientierte Weiterbildung kann dazu beitragen, den Fachkräftemangel abzufedern. Dadurch ergeben sich für qualifizierte Beschäftigte Aufstiegschancen – sie können auf der Karriereleiter einen Schritt „nach oben“ klettern.
Annika Wieland
Info: Dieser Beitrag ist Teil des „TOP Studienführer – Berufsbegleitende Masterstudienangebote und Lehrgänge für den öffentlichen Sektor“, erschienen in der edition der gemeinderat (Februar 2017). Blättern Sie online in der Publikation