Winterdienst in Oberstdorf hat sich neu aufgestellt

Mit höheren Temperaturen und weniger Schnee bekommt auch die Gemeinde Oberstdorf den Klimawandel zu spüren. Doch noch gibt es Schnee! Deshalb hat sich der Winterdienst in Oberstdorf ab Herbst 2024 neu aufgestellt. Höchste Priorität haben dabei die Wirtschaftlichkeit und der Umweltschutz.

Winterdienst in Oberstdorf
Die Neuausschreibung des Winterdienstes für Oberstdorf ab Herbst 2024 umfasst auch aktualisierte Regelungen hinsichtlich des Alters der Fahrzeuge und Streuer. Foto: Bastian Morell

Bekannt ist Deutschlands südlichste Gemeinde vor allem als Veranstaltungsort zahlreicher Wintersportevents – darunter die Vierschanzentournee und zahlreiche Skiflug- und Eissportveranstaltungen. Für die Gemeinde mit ihren 9770 Einwohnern ist der Tourismus der wichtigste Wirtschaftsfaktor. Dazu gehören im Sommer unter anderem rund 200 Kilometer Wanderwege, von denen im Winter 140 Kilometer geräumt werden.

Als Baulastträger der öffentlichen Straßen betreibt der Markt Oberstdorf (Bayern) den Winterdienst im Kernort und den Ortsteilen Rubi, Reichenbach, Schöllang, Kornau, Jauchen und Tiefenbach sowie in den Tälern Stillach-, Trettach- und Oytal. Damit sorgt er auf einer Strecke von rund 200 Kilometern zu jeder Jahreszeit für sichere Straßenverhältnisse. Die Organisation, Durchführung und Kontrolle liegt dabei beim Eigenbetrieb der Kommunalen Dienste Oberstdorf.

Eine Besonderheit mit Blick auf die Räumung im Winter ist die touristische Bedeutung aller Ortsbereiche. Aus diesem Grund werden die Straßen hinsichtlich Qualität und Häufigkeit der Räumung nahezu gleich priorisiert. Lediglich auf den Talnebenstraßen – obschon in diesen Bereichen teilweise nur ein sehr eingeschränkter bis überhaupt kein Winterdienst gesetzlich vorgeschrieben ist – wird ein geringerer Räumaufwand betrieben.

Winterdienst in Oberstdorf
Große Schneemengen im Ort werden von zwei leistungsstarken Schneefräsen auf Lkw geladen und zum Schneelagerplatz transportiert. Foto: Bastian Morell

Winterdienst in Oberstdorf räumt die Straßen schwarz

Bei der innerörtlichen Winterräumung liegt das Hauptaugenmerk auf der Verkehrssicherungspflicht. Hier werden alle Hauptverkehrsstraßen „schwarz geräumt“. Hierfür wird durch das Aufbringen von Streusalz oder Sole nach der Schneeräumung der Schnee zu Wasser zersetzt und kann nicht festgefahren werden. Während einer Tau-Phase werden die Straßen schnell wieder frei und trocknen aus.


Schnee in Oberstdorf

Mehr Informationen zum Winterdienst sowie zu den Vor- und Nachteilen einer Streuung mit Salz oder Split gibt es hier:
https://www.oberstdorf.de/winter/winterwandern/winterdienst.html


Die Kommunalen Dienste Oberstdorf sind mit neun Fahrzeugen und entsprechendem Personal im Einsatz. Zwei Handtrupps erledigen den Winterdienst an Bushaltestellen, am Busbahnhof und an weiteren Straßenbereichen, die maschinell nicht geräumt werden können, beispielsweise die Zugänge zu Hydranten.

Leistungsstarke Schneefräsen bei starkem Schneefall

Bei starkem, anhaltendem Schneefall kommen zwei leistungsstarke Schneefräsen zum Einsatz. Sie verladen den Schnee von den Straßenrändern und innerörtlichen Schneelagerflächen auf Lkw, die ihn zu einem am Ortsrand gelegenen Schneelagerplatz transportieren.

Aufgrund des Ungleichgewichts des erforderlichen Personals während des Sommer- und Winterbetriebs bei den Kommunalen Diensten Oberstdorf werden 15 Winterdienstlose an private Unternehmen vergeben. Das entspricht rund 60 Prozent der Touren. Im Rahmen der Neuaufstellung wurden die 15 Lose durch den Markt Oberstdorf über die kommunale Ausschreibungsplattform in einem EU-weiten Verfahren neu ausgeschrieben. Die Vertragsinhalte und Laufzeiten wurden harmonisiert. Die  Vertragslaufzeit beginnt zum 1. November 2024.

Winterdienst in Oberstdorf
Wegen der zahlreichen Hotels und Gästeunterkünfte in allen Ortsbereichen von Oberstdorf werden nahezu alle Straßen mit der gleichen Intensität geräumt. Foto: Bastian Morell

Winterdienst soll wieder wirtschaftlicher werden

Ziel der neuen Vertragsgestaltung ist es auch, den Winterdienst zukünftig wirtschaftlicher zu betreiben. So ist die Verkehrssicherungspflicht für die Talstraßen wieder beim Markt Oberstdorf angesiedelt. Aktiviert und kontrolliert werden die Leistungen durch die Winterdienstbereitschaft der Kommunalen Dienste Oberstdorf. Zudem enthält die Neuausschreibung aktualisierte Regelungen hinsichtlich des Alters der Fahrzeuge und Streuer, bis hin zu einer Ausweitung der Glatteisbekämpfung mit Sole.

Noch weiter verbessert werden sollen die Wirtschaftlichkeit und die Reduzirung des  Energie- und Streumittelverbrauches durch den Einsatz einer elek-tronischen Tourenerfassung (Telematik) mit Vertragsbeginn im Herbst 2024. Die Telematik zeigt per GPS-Erfassung über eine Live-Karte an, wo und wann jedes Fahrzeug aktuell unterwegs ist, wo geräumt und wieviel gestreut wird.

Dieser technische Aufwand lohnt sich in mehrfacher Hinsicht. Denn durch die digital unterstützte Tourenführung können Mehrfachüberfahrten vermieden, Kraftstoffe eingespart und der Streumittelverbrauch reduziert werden.               


Die Autorin

Tillmann Braun ist Fachjournalist mit Schwerpunkt IT und Digitalisierung aus Haiterbach.


Christine Uebelhör

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