Kinder brauchen wohnortnahe, attraktive Freizeit- und Spielmöglichkeiten – dafür müssen Spielplätze mit hoher Qualität entwickelt, gestaltet und gepflegt werden. Bildungsexperte Stefan Melulis erläutert, was sich bewährt – und warum er den Einsatz von Spielplatzpatinnen und -paten empfiehlt.

Ein gutes Gesamtkonzept umfasst Anzahl, Verteilung und Schwerpunkte der Spielplätze im Ortsgebiet, also ein Spielraumkonzept, ideal durch eine Spielleitplanung. Die Spielleitplanung ist ein integratives Planungsinstrument, das die Belange von Kindern und Jugendlichen auf der gesamträumlichen Ebene zur Darstellung bringt. Sie erfasst, bewertet und berücksichtigt alle öffentlichen Freiräume, in denen sich Kinder und Jugendliche aufhalten und aktiv werden, etwa Brachen, Siedlungsränder, Baulücken, Grünanlagen, Straßen, Hauseingänge oder Plätze. Als informelle Fachplanung setzt es das Leitbild der kinderfreundlichen Stadtentwicklung auf der operationalen Ebene um.
Zusammenspiel aller Beteiligten
Die Beteiligung von Kindern ist gesetzlich vorgegeben. In Nordrhein-Westfalen heißt es etwa: „Kinder und Jugendliche sollen an allen ihre Interessen berührenden Planungen, Entscheidungen und Maßnahmen, insbesondere bei der Wohnumfeld- und Verkehrsplanung, der bedarfsgerechten Anlage und Unterhaltung von Spielflächen … beteiligt werden“ (AG-KJHG – KJFöG vom 12.10. 2004, §6). Ähnliche Regelungen finden sich auch in anderen Bundesländern.
In der Praxis ist ein weites Spektrum zu sehen: rudimentäre Standardverfahren, in denen Kinder in einen Spielgeräte-Katalog gucken dürfen, aber auch eine umfassende Beteiligung von Kindern bei allen Planungs-, Entscheidungs- und Umsetzungsschritten. Durch die konsequente Verzahnung von Planung und Beteiligung kann von Anfang an eine neue Partizipations- und Planungskultur in der Kommune aufgebaut werden. Sie wiederum schafft Emotionalität und Bindung zum Ort, Faktoren der Nachhaltigkeit.
Gute Ergebnisse ergeben sich aus dem technischen Sachverstand der Fachämter in enger Zusammenarbeit mit dem Jugendamt und der Umsetzung der Beteiligungsergebnisse. Es geht also um Fachkompetenz und Kommunikation.
Eine Herausforderung für Kommunen ist, dass sich durch demografischen Wandel die Bevölkerungszusammensetzung in einem Sozialraum erheblich ändern kann. Gestern gut frequentierte Spielplätze werden morgen möglicherweise kaum genutzt. Dazu kommen der Sanierungs- und Investitionsstau auf Spielplätzen vor allem in finanzschwachen Kommunen, Attraktivitätswünsche und unabweisbare Sicherheitsanforderungen.
Oft führt das zu einem Rückbau von Spielplätzen. Grundsätzlich ist esaber sinnvoller, bestehende Spielflächen zu erhalten. Einmal aufgegebene Flächen sind in der Regel verloren, Bebauungen bleiben für Jahrzehnte bestehen. Aktuell nicht benötigte Flächen sollten notfalls stillgelegt werden, ohne den Nutzungszweck zu verändern oder die Flächen zu veräußern. So kann man bei Bedarf auf diese Flächen zurückgreifen, denn der demografische Wandel geht weiter.
Spielplätze brauchen Betreuung
Damit Spielplätze dauerhaft bestehen, auf Tauglichkeit und Sicherheit kontrolliert werden und ein schönes Spielerlebnis ermöglicht werden kann, kümmern sich verschiedene Stellen um die Instandhaltung. Neben den Betreibern gibt es Ehrenamtliche, die sich um den Platz und das Wohlergehen der Spielenden bemühen: Spielplatzpatinnen und -paten. In partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit der Gemeinde- oder Stadtverwaltung betreuen sie den ihnen anvertrauten Kinderspielplatz.

Das beinhaltet nicht nur, erforderliche Reparaturarbeiten zu melden oder kleinere Verschmutzungen zu beseitigen, sondern auch als Ansprechperson zu agieren. Zudem haben Patinnen und Paten Zugriff auf Spielcontainer, in denen Spielgeräte aufbewahrt sind, und können während ihrer Anwesenheit aktiv zum Spielen anregen. Sie übernehmen damit eine wichtige soziale Funktion und sind gleichzeitig ein Frühwarnsystem, das schnelles Reagieren ermöglicht.
Ehrenamtliche als wichtiger Faktor
Das Modell ist noch erfolgreicher, wenn in einer Kommune eine hauptamtliche Spielplatzpatenkoordination Patinnen und Paten wirbt und für Fragen sowie die Weiterleitung von Anliegen an die Fachämter zuständig ist. Regelmäßige Präsenz und die Identifikation der Bevölkerung mit ihrem Spielplatz verringern Vandalismus sowie ungewollte Risiken und erhöhen die Besuchsfrequenz.
Das Kümmern ist der zentrale Aspekt, der alle Qualitätsmerkmale miteinander verbindet. Durch zielgruppengerechte Planung, regelmäßige Sicherheitskontrollen und die aktive Einbindung der Gemeinschaft wird sichergestellt, dass die Spielplätze langfristig funktionsfähig bleiben und dort entstehen, wo sie gebraucht werden.
Stefan Melulis
Wie geht das: gute Spielplätze?
Impulse gibt es online, zum Beispiel:
Der Verein Kinderfreundliche Kommunen gibt Hinweise zur Spielleitplanung: Spielleitplanung: Kinderfreundliche Kommunen
Hinweise zur Patenschaft, zu (Abenteuer-) Spielplätzen sowie Unterstützungsangebote gibt es hier:
ABA FACHVERBAND – Offene Arbeit mit Kindern und Jugendlichen e.V.
Im Video erklärt ein ehrenamtlicher Spielplatzpate in Düsseldorf, wie er sich engagiert:
Der Autor
Stefan Melulis ist geschäftsführender Bildungsreferent beim ABA Fachverband Offene Arbeit mit Kindern und Jugendlichen e.V. Er organisiert unter anderem das Netzwerk der Spielplatzpatinnen-Koordinatorinnen.