Unterwegs in Richtung Zukunft

Von den Großen der Branche links liegen gelassen, wird Ascheberg in Nordrhein-Westfalen nun doch „breitbandig“ ausgebaut. Und das sogar per Glasfaser. In den Augen von Bürgermeister Dr. Bert Risthaus bedeutet das für seine Gemeinde, auf der richtigen Seite des „digitalen Grabens“ zu stehen.

Herr Dr. Risthaus, welche Bedeutung hat ein Breitbandausbau für Ihre Gemeinde? Welche Vorteile ergeben sich durch das „Turbo-Internet“ für Bürger, Unternehmen und auch für die Kommunalverwaltung?

Risthaus: Ein leistungsstarker Internetzugang gehört schon heute genau genommen zur Grundversorgung wie etwa Strom, Gas, Wasser oder die Verkehrsanbindung. Für uns schafft die Zukunftstechnologie Glasfaser beste Voraussetzungen im Wettbewerb mit anderen Standorten im Münsterland und darüber hinaus. Denn Kommunen auf der falschen Seite des digitalen Grabens drohen mittel- bis langfristig der Weggang von Unternehmen, Wertverluste bei den Immobilien und letztlich der Wegzug von vor allem jungen Familien und Arbeitnehmern. So leisten die Investitionen des Unternehmens, das bei uns ausbaut, einen wichtigen Beitrag dafür, dass sich Bürgerinnen und Bürger sowie Arbeitgeber in Ascheberg, Davensberg und Herbern wohlfühlen. Zugleich legen schnelle Glasfaseranschlüsse die Basis für eine noch effizientere Verwaltung und steigern die Attraktivität öffentlicher Einrichtungen wie etwa Schulen.

Den Ausbau in Ihrer Gemeinde übernimmt die BBV Münsterland. Haben sich auch andere TK-Unternehmen für Ascheberg interessiert?

Risthaus: Wir engagieren uns schon seit sehr vielen Jahren für eine moderne Breitbandversorgung. Es gab verschiedene Gespräche mit den großen Netzbetreibern. Dabei mussten wir jedoch feststellen, dass Ascheberg in deren Ausbauplänen aus Gründen der Wirtschaftlichkeit gar nicht vorkam. Wir haben uns daher sehr gefreut, als die BBV Münsterland von sich aus Anfang dieses Jahres auf uns zukam und ihre Pläne für einen eigenwirtschaftlichen Ausbau vorstellte.

Was wären die Alternativen gewesen?

Risthaus: Um es klar zu sagen: Ohne das Engagement der BBV hätte der Gemeinde Ascheberg im Vergleich zu vielen anderen bereits ausgebauten Kommunen in unserer Region der Fall ins digitale Mittelalter gedroht.

Welche Aufwände kommen auf die Gemeinde zu?

Risthaus: Das Unternehmen baut eigenverantwortlich aus und investiert hier am Standort Ascheberg einen knapp zweistelligen Millionenbetrag. Voraussetzung für diesen Ausbau war, dass in Ascheberg, Davensberg und Herbern mindestens 1500 Haushalte, Vermieter, Selbstständige und Unternehmen einen Glasfaservertrag abschließen. Dies wurde in der vorgegebenen Zeit geschafft. Die BBV will nun Mitte September in einigen Ortsteilen mit dem Ausbau beginnen. Nach dem aktuellen Planungsstand werden die ersten Haushalte wahrscheinlich schon Weihnachten via Glasfaser surfen können.

Keine Kosten also für die Gemeinde?

Risthaus: Für uns entstehen durch den Netzausbau keine direkten Kosten. Wir haben die BBV allerdings bei der Vermarktung und auch im Vorfeld bei der Planung des Netzzuschnitts mit allen relevanten Informationen unterstützt. Im Rahmen der anlaufenden Ausbauten haben wir uns im Vorfeld die ordentliche Abwicklung der Baustellen auf öffentlichen Wegen vertraglich absichern lassen und werden die Bautätigkeiten begleiten.

Hat die Gemeinde Einfluss auf den Netzausbau und -betrieb?

Risthaus: Rechtlich gesehen ist die BBV Münsterland 100-prozentige Eigentümerin des Netzes und wird dieses in Eigenregie betreiben. Neben der BBV wird auch der in der Region verankerte Anbieter von Kommunikationsdiensten HeLi NET aus Hamm als Partner über das neue Netz eigene innovative Dienste anbieten.

Einen Glasausbau der Außenbereiche wird es wohl nicht geben. Müssen die Bürger dort in die Röhre schauen?

Risthaus: In den Außenbereichen unserer Gemeinde ist der Ausbau leider aufgrund der Rahmenbedingungen nicht vorgesehen. Gleichwohl werden auch dort durch ein Glasfasernetz in den Ortschaften Verbesserungen bei der Datenanbindung möglich sein. Zudem erörtert die BBV derzeit mit einigen landwirtschaftlichen Betrieben und Unternehmen Möglichkeiten, wie sich diese durch Eigeninitiative an das teilweise mehre Kilometer entfernte Glasfasernetz anschließen lassen können.

Wie groß ist das Interesse der in Ascheberg ansässigen Unternehmen an hoch leistungsfähigen Internetzugängen?

Risthaus: Wir haben in Ascheberg, Davensberg und Herbern knapp 1000 Gewerbetreibende und Freiberufler. Sehr viele sind bundesweit und international tätig. Ihr Interesse am Ausbau war extrem hoch. Zudem haben sich sehr viele persönlich bei der Vermarktung der Glasfaser engagiert.

Was empfehlen Sie an einem Glasfaserausbau interessierten Bürgermeisterkollegen aufgrund Ihrer eigenen Erfahrungen?

Risthaus: Für uns ist die Glasfaser das derzeit wichtigste Zukunftsprojekt. Ein solches lässt sich nur mit einem vertrauenswürdigen und kompetenten Partner realisieren, der weiß was er will. Hinzu kommen ein starkes Eigenengagement der Kommune und aller handelnden Personen. Es gibt viele Dinge, die ein Investor nur bedingt leisten kann. So ist es im Vorfeld extrem wichtig, Multiplikatoren und Mitstreiter in der Kommune zu gewinnen, die von der Notwendigkeit der Glasfaser überzeugt sind. Ob Gewerbe- oder Sportverein, Medienvertreter oder Bürger: Für den Erfolg müssen alle an einem Strang ziehen.

Wie beurteilen Sie die Zusammenarbeit mit der BBV?

Risthaus: In der BBV Münsterland haben wir einen Partner, der sich bewusst als Unternehmen aus der Region und für die Region versteht. Die handelnden Personen sind unkompliziert, wissen was sie tun und hören sehr gut zu, wenn es Besonderheiten unserer Gemeinde betrifft. Zudem wurden von Beginn an Mitarbeiter beschäftigt, die hier zuhause sind.

Interview: Wolfram Markus

Info: Soll auch Ihre Gemeinde, Ihre Stadt oder Ihr Landkreis mit Glasfaser erschlossen werden? Dann bewerben Sie sich bei der gemeinsamen Aktion „Glasfaser-Kommune der Zukunft“ von BBV Deutschland und der gemeinderat. Wird Ihr Standort ausgewählt, investiert BBV in Planung, Ausbau und Betrieb eines modernen Glasfasernetzes. Den Bürgern können so künftig ein rasanter Internetzugang, Telefonie, TV und weitere innovative Dienstleistungen aus einer Hand, durch die BBV, angeboten werden. Und Ihre Unternehmen werden sich dank hoch leistungsfähiger Datenübertragung besser im Wettbewerb behaupten. Die Vorteile für Ihre Kommune liegen auf der Hand: Steigerung der Attraktivität des Standorts für Bürger und Unternehmen, kein Kostenrisiko, da private Finanzierung des Netzausbaus, und auch eine bessere Anbindung der Verwaltung an das Internet. Bewerben Sie sich bis 30. September 2015 unter www.bbv-deutschland.de oder www.treffpunkt-kommune.de. Auf dem Kommunalportal unserer Zeitschrift lesen Sie auch mehr zum Thema Glasfaserausbau.