Tristesse im Lärmschutz war gestern

Lärmschutzelemente aus Leichtbeton lassen sich abwechslungsreich gestalten, zum Beispiel durch abgestufte Farbflächen oder städtische Motive. Das belebt das Straßenbild und erhöht im besten Fall noch den Schallschutz.

Ein Großteil der Bevölkerung fühlt sich durch Straßenlärm belästigt. Maßnahmen zur Eindämmung der unerwünschten Schallentwicklung sind daher dringend geboten, soll die Lebensqualität der Anwohner von Autobahnen, Schnellstraßen oder auch Bahntrassen erhalten oder gesteigert werden. Eine wirksame bauliche Maßnahme in Wohngebieten besteht in der Errichtung von Lärmschutzwänden. Sie sorgen auch außerhalb der Gebäude für einen niedrigeren Geräuschpegel, sodass Gärten und Balkone wieder genutzt werden können.

Betonelemente für hochabsorbierende Lärmschutzwände von F.C. Nüdling Fertigteiltechnik bestehen aus einer statisch stabilen Tragplatte aus Stahlbeton und einer Vorsatzschale aus sogenanntem haufwerksporigem Phonolith- oder Leichtbeton. Die Schallwellen dringen in die Poren des Leichtbetons ein und werden dort absorbiert. Die so gefertigten Lärmschutzwände sind wartungsfrei, unverrottbar und nicht rostend. Ein weiteres Merkmal ist ihre Unempfindlichkeit gegenüber mechanischen Einwirkungen. In erster Linie sind hier der Anprall von Kraftfahrzeugen bei Autounfällen oder mutwillig herbeigeführte Beschädigungen zu nennen.

Durch gekonntes Spiel mit Farbe und Formen wird so manche Lärmschutzwand sogar zum Blickfang. So zum Beispiel am Streckenabschnitt Hattersheim der Autobahn 66 im Rhein-Main Gebiet (Hessen). Im Zuge der Verbreiterung auf sechs Spuren schrieb ein Schallschutzgutachten die Dimensionierung und Ausführung der Wand vor. Die Lärmschutzelemente waren teilweise beidseitig reflektierend, teilweise einseitig hochabsorbierend auszuführen. Die Höhe der Wände ist gestaffelt von 1,00 Meter im Bereich der Anschlussstelle bis zu 9,00 Meter an den geraden Streckenabschnitten. Der mit 628 Metern längste Wandabschnitt besteht aus jeweils drei übereinander gesetzten Elementen mit einer Höhe von drei Metern pro Bauteil.

Für die Farbgestaltung wurde ein Farbschema in 15 Naturtönen auf der Vorderseite und sechs Farben auf der Rückseite erarbeitet. Insgesamt kamen vier Brauntöne, drei Grüntöne, vier Gelbnuancen und vier Rottöne zum Einsatz. Durch die Zusammensetzung der Farbflächen auf der hohen Lärmschutzwand entsteht, speziell für die Kraftfahrer auf der Autobahn, ein abwechslungsreiches Bild. Monotonie und der gefürchtete „Tunneleffekt“ lassen sich so erfolgreich vermeiden. Die Einfärbung der Betonteile erfolgte bereits im Nüdling-Werk.

Motive der Kassler Stadtsilhouette

Im Zuge des Weiterbaus der A 44 von Kassel nach Eisenach war die Planung einer Lärmschutzwand unabdingbar, da in diesem Bereich auch zukünftige Wohngebiete betroffen sind. Den Planern bei Hessen Mobil kam es neben der Einhaltung der Schallschutzwerte vor allem auf die Realisierung spezieller Motivbilder auf den hochabsorbierenden Leichtbetonschalen an, die Ausschnitte aus der Kasseler Stadtsilhouette zeigen.

Am Autobahndreieck Kassel Ost kamen Schallschutzwände mit Rippenstrukturen zum Einsatz, die in der unteren Hälfte senkrecht und in der oberen Hälfte waagerecht verlaufen. Ein betonglatter Streifen stellt die Kasseler Stadtsilhouette mit den markanten Gebäuden und Türmen dar. Er ist in einem kräftigen Rotton gehalten. Der Bereich unterhalb des Streifens wurde mit durchgefärbtem Beton in Umbragrau erstellt, der oberhalb in Lichtgrau. Der Streifen wurde nach dem Trocknen der Betonelemente im Werk aufgebracht. Insgesamt besteht die Kasseler Stadtsilhouette aus acht verschiedenen Bildteilen, die von weiteren Strukturelementen unterbrochen werden, die die Kasseler Berge symbolisieren sollen.

Um die Kernstadt von Kirchheim/Teck (Baden-Württemberg) vom Durchgangsverkehr zu entlasten, wurde mit der B 297 eine Ortsumgehung eingerichtet. Bei der Installation der Lärmschutzwand an der vielbefahrenen Bundesstraße wurden Betonelemente von jeweils fünf Metern Länge verwendet, die durchschnittlich im Abstand von zwei Metern vom Fahrbahnrand montiert wurden. Die Elemente erhielten auf der Vorderseite ein dreidimensionales Muster, das an Holzstrukturen und senkrecht geschnittene Baumscheiben erinnert. Die Strukturierung hat auch technische Vorteile. Durch die unterschiedlichen Höhen und Tiefen des Musters wird die Oberfläche des Betons vergrößert. Auf diese Weise kann mehr Schall absorbiert werden.

Vera Höhner

Die Autorin
Vera Höhner, Heidenheim/Brenz, ist Journalistin