Stadtwerke Flensburg stellen Transformationsplan zur Klimaneutralität vor

Transformationsplan
Die Stadtwerke Flensburg wollen klimaneutral werden. Ein Transformationsplan regelt die dafür erforderlichen Schritte. Foto: Stadtwerke Flensburg

Bis 2035 wollen die Stadtwerke Flensburg klimaneutral werden. Einen entsprechenden Transformationsplan hat das Unternehmen der Flensburger Ratsversammlung vorgestellt. Der Energieversorger will demnach mehr als 400 Millionen Euro in seine Erzeugungsanlagen und sein Fernwärmenetz investieren.

Mit dem Transformationsplan, kurz Trafo-Plan, haben die Stadtwerke Flensburg den politischen Ratsbeschluss zur Klimaneutralität aus dem Dezember 2022 in ein konkretes technisches und kaufmännisches Maßnahmenpaket umgesetzt, wie das Energieversorgungsunternehmen mitteilt. Der Trafo-Plan sei deutlich umfangreicher, konkreter und detailliierter als das Abschlussdokument aus dem Arbeitskreis Transformation mit dem Klimabegehren, welches dem Ratsbeschluss zugrunde lag. Für die technischen Geschäftsbereiche Anlagenbau und Projekte, Erzeugung, Netze sowie die Kaufleute stehen demnach bis 2035 zahlreiche Projekte und Neuerungen an. Mit der Versorgung von mehr als 90 Prozent aller Haushalte mit Fernwärme sind die Stadtwerke zentraler Energieversorger Flensburgs und bedienen so den zentralen Stellhebel für die Klimaneutralität der ganzen Stadt. Darum wollen sie ihre Aktivitäten mit dem Wärmeplan der Stadt Flensburg eng koordinieren.

Karsten Müller-Janßen, Leiter Anlagenbau und Projekte, erklärt: „Wir haben den Trafo-Plan jetzt beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle eingereicht. Das ist die Basis, um Fördermittel aus dem Programm der Bundesförderung effiziente Wärmenetze zu erhalten, die wir auch zur Finanzierung der Klimaneutralität benötigen. Im Endeffekt setzt sich der Trafo-Plan aus drei technischen Maßnahmen-Pakten zusammen, die wir bis zum Jahr 2035 umsetzen wollen“.

Kraftwerkspark soll klimafreundlicher werden

Die Erzeugungsanlagen der Stadtwerke Flensburg sollen nach eigenen Angaben Schritt für Schritt grüner werden. Nach dem Kohleausstieg sollen die Elektrifizierung der Wärmeproduktion und der Einsatz CO2-neutraler Energieträger folgen. Dirk Roschek, Leiter der Erzeugung bei den Stadtwerken, wird konkreter: „Im nächsten Jahr wollen wir den zweiten Elektrodenheizkessel, der mit Strom Wärme erzeugt, und den zweiten Wärmespeicher in Betrieb nehmen. Im Jahr 2027 geht es mit der ersten Großwärmepumpe weiter. Das ist Bestandteil des ersten Maßnahmenpaketes, zu dem auch Solarthermie zählt.  Damit werden wir CO2 im sechsstelligen Tonnen-Bereich einsparen. Im zweiten Maßnahmenpaket kommen weitere Wärmepumpen zum Einsatz und wir werden 2028 auch den ersten Wasserstoff (H2) aus unserer Kooperation in den beiden Gas- und Dampfturbinenanlagen Kessel 12 und 13 verbrennen. Der H2-Anteil wird im Laufe der Jahre weiter steigen.“ Weitere Maßnahmen seien die Nutzung von Biomasse und weitere Wärmepumpen. Der Umbau der Energieerzeugung sei ein Baustein im Gesamtpakt zur Klimaneutralität, aber auch in den Fernwärmenetzen stecke grünes Potenzial.

Fernwärmenetze optimieren

Die Stadtwerke versorgen nach eigenen Angaben nahezu alle Flensburger über 700 Kilometer Fernwärmeleitungen mit Wärme. Das Leitungsnetz besteht aus einem großen Primärnetz und 95 Sekundärnetzen. Das Primärnetz ist demnach quasi die Netz-Autobahn mit hohen Temperaturen von bis zu 129° C und hohen Drücken. Die Sekundärnetze leiten Fernwärmewasser mit bis zu 95° C und niedrigerem Druck an die Haushalte. Dort wird das heiße Wasser genutzt und fließt mit niedrigerer Temperatur zu den Stadtwerken zurück.

Die Optimierung der Fernwärmenetze sei ebenfalls Bestandteil des Trafo-Plans. Thomas Räther, Leiter der Stadtwerke Netze, erklärt: „Das Fernwärmenetz wird insbesondere für die Einbindung der Wärmepumpen durch Anpassung der Temperaturen und Volumenströme optimiert. Das wird aber einige Jahre dauern, bis wir dies umgesetzt haben.“

Finanzierungsplan

Der vollständige Umbau des Flensburger Energiesystems zur Klimaneutralität ist nach Angaben der Stadtwerke mit hohen Investitionen verbunden. Im Kraftwerk rechnen die Stadtwerke demnach mit einem Invest von rund 350 Millionen Euro, in den Netzen seien es mehr als 50 Millionen Euro. Dazu kämen noch mehr als 50 Millionen Euro für den Umbau des Busbetriebshofes zur Klimaneutralität und die gleiche Summe für die neue Stromanbindung nach Deutschland. Zusammen investieren die Stadtwerke rund eine halbe Milliarde Euro bis zum Jahr 2035.

Ramona Haß, Geschäftsbereichsleiterin kaufmännisches Management, erklärt, woher das Geld kommt: „Im Prinzip steht unsere Finanzierung auf drei Pfeilern: 1. Eigene Mittel, 2. Fördermittel und 3. Fremdkapital. Dirk Thole, Geschäftsführer der Stadtwerke Flensburg, führt weiter aus: „Die eigenen Mittel werden wir insbesondere aus den aktuell soliden Ergebnissen generieren. Eine verlässliche Basis für die Subventionen stellt der Trafo-Plan dar, den meine Kollegen sehr detailliert erarbeitet und bei dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle eingereicht haben. Als Voraussetzung für die Aufnahmen von Fremdkapital haben wir die Eigenkapitalkapitalquote der Stadtwerke mit dem 2022er-Ergebnis optimiert und unsere Risiko-Tragfähigkeit deutlich verbessert. So haben wir eine gute Verhandlungsposition erarbeitet. Insgesamt sehe ich uns sehr gut aufgestellt und bin sicher, dass wir aus kaufmännischer Sicht alles getan haben, damit die Techniker und Ingenieure ihren Job machen können.“

red.