Neue Perspektiven in Brandenburg

Die TH Wildau bietet Verwaltungsmitarbeitern in Brandenburg maßgeschneiderte Studienmöglichkeiten für den gehobenen Dienst. Nach dem erfolgreichen Beginn im Jahr 2016 startet zum kommenden Wintersemester der neue Studiengang Verwaltungsinformatik.

Die Technische Hochschule Wildau bei Berlin geht neue Wege, um den öffentlichen Dienst in Brandenburg zukunftsfest zu machen und perspektivisch zu gestalten. Der im Jahr 2016 etablierte Studiengang „Öffentliche Verwaltung Brandenburg“ ist darauf ausgerichtet, bereits verbeamtete oder eingestellte Nachwuchskräfte für den gehobenen Dienst studieren zu lassen.

Diese Idee bietet jungen Menschen, die sich für die Verwaltungslaufbahn interessieren, eine gesicherte Perspektive, die eine Verwaltungsspezialisierung zur Chance statt zum Risiko macht. Landesverwaltung und Kommunen ihrerseits bekommen Planungssicherheit und Nachwuchskräfte, die Verwaltungstheorie und -praxis von Anfang an verbinden können.

Die Präsidentin der TH Wildau, Prof. Dr. Ulrike Tippe, resümiert: „Es hat sich offenbar herumgesprochen, dass die moderne Verwaltungslaufbahn zu Unrecht als langweilig verschrien ist.“ Mit dem kommenden Wintersemester beginnen im neuen Studiengang „Verwaltungsinformatik“ die ersten dual Studierenden.

Entwicklung des Studiengangs

Um das Jahr 2000 herum erwiesen sich die euphorischen Wachstumsprognosen der frühen Neunziger als viel zu optimistisch. Die Wirtschaft krebste nach dem Platzen der Dot.com-Blase durch die Stagnation. Der Zeitgeist favorisierte den schlanken Staat, der möglichst viele seiner Aufgaben am besten privatisiere. Die Demografie: auf Talfahrt. Die Gesellschaft alternd, die Bevölkerungszahl ganz besonders in den neuen Bundesländern schnell schrumpfend. In diesem Klima blickten Politik und Medien sorgenvoll auf die öffentliche Verwaltung. Viel zu aufgebläht sei sie, überreichlich Mitarbeitende gebe es. Personalplanung hieß vor allem Personal reduzieren.

Gut sichtbar wurde dies, als 2003 die Personalbedarfsplanung im Land Brandenburg gesetzlich verankert wurde: „Zum Nachweis des geplanten Stellenabbaus ist eine Personalbedarfsplanung von der Landesregierung […] aufzustellen“, hieß es damals im Gesetz über finanzpolitische Leitlinien.

Studienkonzept reagiert auf aktuellen Bedarf

Heute sind die Rahmenbedingungen ganz andere. Der Bevölkerungsschwund ist fast gestoppt, vielerorts gibt es sogar einen Zuwachs. Kontinuierlich sinkende Arbeitslosigkeit und langanhaltendes Wirtschaftswachstum haben zu einer erheblichen Verbesserung der öffentlichen Finanzen beigetragen.

Neue Herausforderungen haben zu der Einsicht geführt, dass sich der Staat nicht auf breiter Front zurückziehen sollte, sondern in etlichen Bereichen stärker gefordert ist als noch vor zehn Jahren. Der öffentliche Dienst aber ist inzwischen massiv überaltert und personell erheblich zusammengeschrumpft.

Genau der richtige Zeitpunkt also, ein Konzept im modernisierten Gewand wiederaufleben zu lassen, welches es in Brandenburg schon einmal gegeben hat, bei seiner Abschaffung aber ein Anachronismus zu sein schien: Bereits verbeamtete oder eingestellte Nachwuchskräfte für den gehobenen Dienst studieren zu lassen.

Diese Idee ist eine Win-Win-Situation sowohl für die Dienstherren als auch für die jungen Menschen, die sich für die Verwaltungslaufbahn interessieren. Letztere haben eine gesicherte Perspektive, die eine Verwaltungsspezialisierung zur Chance statt zum Risiko macht. Und Landesverwaltung und Kommunen bekommen so nicht nur Planungssicherheit, sondern Nachwuchskräfte, die Verwaltungstheorie und -praxis von Anfang an verbinden und verbinden können. Und zwar ganz auf spezifische Brandenburger Anforderungen zugeschnitten.

Optimierung und Evaluation

Die Inhalte, Anforderungen und Prüfungsformen des dual ausgerichteten Studiengangs sind gemeinsam vom brandenburgischen Kommunalministerium, den beteiligten Kreisen und Kommunen sowie den zuständigen Lehrenden der Technischen Hochschule Wildau ausgearbeitet worden.

Und dies ist nicht statisch: Regelmäßig tagende Institutionen wie zum Beispiel Fachbereichsrat, Ausbildungsbeirat sorgen für eine fortwährende Optimierung und Evaluation, die das Zusammenspiel von wissenschaftlichem Arbeiten und Verwaltungspraxis zunehmend geschmeidiger gestalten hilft.

Auch für die Verbindung zwischen Studien- und Praxisphasen wird viel getan. Die Studierenden, die gemäß Curriculum im Studium in allen Verwaltungssparten (Eingriffs-, Leistungs- und Querschnittsverwaltung) tätig werden, treffen dort auf Ausbilder, die sich selbst eigens an der Hochschule auf diese Aufgabe vorbereitet haben.

Geholfen hat, dass die Fundamente für den Aufbau des Studiengangs nicht gänzlich neu gelegt werden mussten. Zwar entsandte das Land für lange Zeit keine eigenen Anwärter zum Studium und zog sich aus der akademischen Verwaltungsausbildung zurück. Die TH Wildau aber hat die Tradition des Verwaltungsstudiums in dieser Zeit nicht abreißen lassen.

So wurde Ende der 1990er-Jahre die vormalige Verwaltungshochschule Bernau integriert. Der Studiengang „Kommunales Verwaltungsmanagement und Recht“, der in Zusammenarbeit mit Brandenburger Gemeinden durchgeführt worden ist, hat die Kontinuität des Verwaltungsstudiums in der Mark gewährleistet. Er wurde zur wichtigsten Blaupause für „Öffentliche Verwaltung Brandenburg“.

Engagierte und motivierte Studierende

Der erste Jahrgang dieses neuen Studienganges feiert nun bald „Bergfest“, wie es die Studierenden augenzwinkernd nennen. Bislang hat sich das Konzept als Erfolg erwiesen: 95 Prozent derjenigen, die 2016 das Studium begonnen haben, sind immer noch dabei.

Durch das vorgeschaltete Bewerbungsverfahren des Landes und der Kommunen sind außergewöhnlich engagierte und motivierte Studierende zusammengekommen sind. Sie wissen genau, was sie wollen: Mit diesem Studium den Grundstein für eine Karriere im öffentlichen Dienst legen. Nach dem erfolgreichen Start gibt es nun auch noch eine Ergänzung. Mit dem kommenden Wintersemester beginnen im neuen Studiengang „Verwaltungsinformatik“ die ersten dual Studierenden.

Die Kombination aus beamtenrechtlicher Laufbahnausbildung und informationstechnischen Inhalten erweitert das Portfolio dringend benötigter Kompetenzen für den öffentlichen Dienst, die an der TH Wildau erworben werden können. Auch hier ist das Interesse groß. Überdies scheint sich ein Wunsch von TH-Präsidentin Tippe zu erfüllen: Dass sich auch viele junge Frauen für dieses Studium entscheiden.

Markus Karp

Der Autor
Prof. Dr. Markus Karp lehrt im Fachbereich Wirtschaft, Informatik, Recht der Technischen Hochschule Wildau