München erprobt die flexible Mobilität

Die Landeshauptstadt München entwickelt im Stadtteil Neuaubing-Westkreuz/Freiham in den kommenden Jahren zukunftsweisende Mobilitätskonzepte. Erprobt werden zum Beispiel Carsharing, Mietstationen für Fahrräder oder Lastendreiräder, wie Bürgermeister Josef Schmid in seinem Beitrag aufzeigt.

 

Gemeinsam mit Wien und Lyon erhielt die Landeshauptstadt München 2015 den Zuschlag für das europäische Förderprojekt „Smarter Together“. Darin sollen in den Bereichen Energie, Technologie und Mobilität mustergültige Maßnahmen der Stadtentwicklung realisiert werden. Zu den EU-Fördergeldern in Höhe von rund 6,85 Millionen Euro kommen Eigenmittel sowie Gelder aus Wirtschaft und Forschung hinzu, so dass bis Anfang 2021 rund 20 Millionen Euro in die Entwicklung des Stadtteils Neuaubing-Westkreuz/Freiham investiert werden.

Die Städte haben sich zum Ziel gesetzt, den Energieverbrauch und den Kohlendioxidausstoß in ausgewählten Gebieten mindestens zu halbieren, mehr als 17 Megawatt Strom aus erneuerbare Energiequellen ins Netz einzuspeisen, über E-Mobilitätslösungen mehr als 95 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr einzusparen sowie 1500 Arbeitsplätze zu schaffen.

Für München steht die Zahl 20 als konkretes Leitmotiv von Smarter Togehter im Mittelpunkt: 20 Prozent CO2 einsparen, mehr als 20 Prozent erneuerbare Energien nutzen und die Energieeffizienz um mehr als 20 Prozent steigern. Darüber hinaus ist es unser Ziel, bis 2050 in Neuaubing-Westkreuz CO2-Neutraliät zu erreichen.

Es ist absehbar, dass sich das Verkehrsverhalten in den urbanen Ballungsräumen verändern muss. Alternative Mobilitätsangebote können beispielsweise die bestehenden Verkehre sinnvoll ergänzen. „Mobilität“ ist daher neben dem Einsatz von erneuerbaren Energien und innovativer Technologie das zentrale Themenfeld von Smarter Together.

Öffentliches WLAN an den Mobilitätsstationen

Mitte 2018 starten in München die ersten vier der insgesamt acht geplanten multimodalen Mobilitätsstationen. An diesen Stationen verknüpft die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), ein Tochterunternehmen der Stadtwerke München, das Kernangebot des Öffentlichen Personennahverkehrs mit zusätzlichen Mobilitätsbausteinen, wie beispielsweise E-Carsharing, Pedelecs, E-Lastendreiräder, MVG-Rad sowie Ladesäulen für Elektro-Autos. Alle Stationen werden mit öffentlichem WLAN ausgestattet. Eine Infostele vor Ort zeigt alle vorhandenen Angebote auf.

An zwei Mobilitätsstationen sind sogenannte Quartiersboxen integriert, die einen 24-Stunden-Liefer-, Einkaufs- und Tauschservice ermöglichen. Sie sind mit Kühl-, Tiefkühl- und Raumtemperaturfächern ausgerüstet. Lokale Unternehmen sowie landwirtschaftliche Betriebe aus dem Umkreis haben so einen zentralen Logistikpunkt für Warenlieferungen und können im Viertel einen zusätzlichen Vertriebskanal nutzen. Zudem ermöglichen eigens dafür eingerichtete Fächer den Bürgern untereinander das Teilen und Tauschen von Gegenständen. Einige Fächer sind auch mit Lademöglichkeiten für Pedelec- und Handy-Akkus ausgestattet.

Alle Dienstleistungen werden zentral auf einer Smart-City-App gebündelt. Nutzer können mithilfe der App zusätzlich Informationen und Angebote im Stadtteil sowie digitale Dienste der Stadt München abrufen.

Bürgerbeteiligung im Stadtteillabor

In die Ausgestaltung der Mobilitätsstationen, Quartiersboxen und der App sind Ergebnisse des sogenannten Gestaltungskollektivs eingeflossen. Die regelmäßigen Ko-Gestaltungs-Workshops finden im Stadtteillabor in Neuaubing-Westkreuz statt. Sie bieten den Teilnehmern die Möglichkeit, ihre Vorstellungen und Anliegen in Konzept und Design der geplanten Infrastrukturmaßnahmen zu integrieren. Auf diesem Weg haben die Bürger und die lokalen Gewerbetreibenden das Projekt mitgestaltet und selbst entschieden, was gebraucht wird.

Das Projekt Smarter Together eröffnet den Stadtverwaltungen umfassende Einblicke in urbane Zusammenhänge und Abläufe. München, Wien und Lyon werden ihre Erfahrungen, Erkenntnisse sowie die Erfolge zusammentragen und weitergeben. Von diesen Erkenntnissen sollen Santiago de Compostela, Sofia und Venedig als Projekt-Nachfolgestädte unmittelbar profitieren.

Josef Schmid

Der Autor
Bürgermeister Josef Schmid ist Leiter des Referats für Arbeit und Wirtschaft der bayerischen Landeshauptstadt München