Mit Strom im Stauferland unterwegs

E-Päckle und Wallbox-Päckle – die Stadtwerke Schwäbisch Gmünd sprechen die Sprache ihrer Kunden. Seit Jahren ist das Unternehmen auf dem Feld der Elektromobilität aktiv und hat verschiedene Dienstleitungspakete geschnürt.

Die Stadtwerke Gmünd und die Verwaltung der alten Stauferstadt Schwäbisch Gmünd (rund 60 000 Einwohner, Baden-Württemberg) arbeiten beim Ausbau der Elektromobilität Hand in Hand. Die Stadt sieht sich bei diesem Thema als Pionier. Gerade erst im September diskutierten beim Gmünder Forum für Elektromobilität zahlreiche Vertreter der Branche über aktuelle Fragen aus Verkehrspolitik und -praxis

Die Aktivitäten auf dem Gebiet der Elektromobilität starteten in Schwäbisch Gmünd im Jahr 2011, als die ersten Ladesäulen installiert wurden. Stark profitiert hat die Stadt in Ostwürttemberg in den Jahren 2012 bis 2014 von dem Förderprojekt „Elektromobilität im Stauferland“ (Emis), an dem auch die Stadt Göppingen beteiligt war. „Das Investitionsvolumen beläuft sich hier auf rund eine halbe Millionen Euro“, erklärt Stadtwerke-Geschäftsführer Rainer Steffens.

Während dieses Projekts wurde unter anderem der Fahrzeugpool der Stadtwerke Gmünd zunehmend mit Elektroautos ausgestattet. „Momentan haben wir in unserem Fuhrpark sechs rein elektrische Fahrzeuge, und in Zukunft werden es sicherlich noch einige mehr“, sagt Steffens. „Darüber hinaus besitzt die Stadtverwaltung ein Elektrofahrzeug.“ Im Stadtgebiet gibt es mittlerweile 27 Ladepunkte, die sich auf 16 Stationen verteilen.

Alternativen zum eigenen Auto

Überregionale Aufmerksamkeit erhielt Schwäbisch Gmünd durch das Projekt „Nachhaltig mobiler Stadtteil Gmünder Sonnenhügel“ (Namos). Die dreijährige Praxisphase im Stadtteil Sonnenhügel läuft seit 2016 und wird von der Universität Stuttgart wissenschaftlich begleitet. Es sollen nachhaltige Mobilitätskonzepte wie E-Carsharing und Pedelec-Ausleihstationen erprobt werden, um das Pkw-Aufkommen im motorisierten Individualverkehr zu senken. „Die Pedelec-Ausleihstationen werden voraussichtlich im Frühjahr 2018 aufgestellt“, so Rainer Steffens.

Erste positive Rückmeldungen brachte eine Nutzerbefragung im Wohnquartier. „Die Fahrradtagebücher zeigen, dass die Parkplatzprobleme in der Innenstadt wegfallen. Zugleich ist die Bereitschaft, das Rad zu nehmen, gestiegen“, berichtet Steffens. Vor allem Pedelec-Fahrer geben an, dass es für sie nun einfach ist, die anspruchsvolle Topografie des Sonnenhügels schnell zu überwinden.

An Ideen mangelt es den Stadtwerken nicht, um die Elektromobilität in Schwäbisch Gmünd weiter zu verankern. Mit der Initiative „100 Stromer“ sollen in Kooperation mit lokalen Auto- und Zeitungshäusern zusätzlich 100 Elektrofahrzeuge auf die Straße gebracht werden. Im Jahr 2016 entwickelten die Stadtwerke erste Geschäftsmodelle rund um die Elektromobilität, die spätestens von 2022 an Gewinne abwerfen sollen.

Im Fokus stehen dabei unter anderem Dienstleistungspakete, die „E-Päckle“ und „Wallbox-Päckle“ heißen. Die Geschäftsführung ist sich sicher, dass vor allem die Praktikabilität der Dienstleistungen die Kunden langfristig überzeugen wird. „Beide Dienstleistungsangebote bieten dem Kunden eine sichere Lösung aus einer Hand“, erläutert Rainer Steffens.

Der Geschäftsführer weiß, dass der Aufbau öffentlicher Ladestationen komplex ist. „Bei der Fülle an Verordnungen, Förderbedingungen und Voraussetzungen für die Integration in eine übergeordnete Ladeinfrastruktur braucht es fundiertes Know-how und ein Netzwerk“, bekräftigt Steffens. „Daher bieten wir Dritten an, Ladestationen für sie aufzubauen oder in eine bestehende Infrastruktur zu integrieren.“

In der Stauferstadt stieg zuletzt das Interesse von Privatkunden an den Dienstleistungen der Stadtwerke, wie dem Wallbox-Päckle. Dabei bringen die Stadtwerke eine E-Ladebox für das private Elektrofahrzeug auf Wunsch in der Garage an und könnten dafür zugleich die Wartung übernehmen. Besitzer einer Wallbox beziehen meist parallel Gmünder „NaturStrom“. Eine Finanzierung einer Wallbox ist auch im Rahmen eines Contracting-Vertrages möglich.

Verschiedene Bezahlmöglichkeiten

An den 16 Ladestationen für Elektrofahrzeuge im Stadtgebiet gibt es unterschiedliche Bezahlvarianten. Nutzer können im Rahmen des E-Päckle wahlweise mit Stromladekarte, -ladeticket oder via Smartphone bezahlen. Die Stadtwerke versuchen damit dem differenzierten Nutzerverhalten der Kunden gerecht zu werden. „Manche lassen sich gerne per Smartphone freischalten oder verwenden öffentliche Ladesäulen, während andere lieber die Wallbox zu Hause nutzen“, erklärt Rainer Steffens. Bei offenen Fragen steht das „Energieleistungsteam“ zur Verfügung.

Bei den Stadtwerken Gmünd herrscht die einhellige Meinung, dass die Elektromobilität der richtige Weg ist. Allerdings räumt die Geschäftsleitung ein, dass es noch mehr Öffentlichkeitsarbeit bedarf, um das Image der Elektromobilität zu verbessern. „Der Markthochlauf, der sowohl von der Autoindustrie als auch von der Politik abhängt, lässt noch etwas auf sich warten“, so Steffens.

Neben Berührungsängsten mit der neuen Technologie spielen in seinen Augen Aspekte wie Reichweite oder der Mehrpreis für ein E-Auto eine Rolle. Auch die Angst vor einer fehlenden Infrastruktur oder eine zu kleine Auswahl an Fahrzeugmodellen erweisen sich als kontraproduktiv. „Wenn die Hemmnisse in den nächsten Jahren abgebaut werden können, dann sind Prämienanreize effektive Instrumente, um die Elektromobilität zu fördern“, betont Steffens.

Andreas Scholz

Der Autor
Andreas Scholz, Schwäbisch Hall, ist freier Journalist