Der Wegwerfgesellschaft den Kampf angesagt hat die Gemeinde Mettlach. Die saarländische Kommune verabschiedet sich mehr und mehr von der klassischen Abfallwirtschaft. Sie setzt seit 2012 auf ein zentrales Rückkonsumzentrum. Der Erfolg: ein seitdem stetig sinkendes Pro-Kopf-Restmüllaufkommen.
Abfall ist Rohstoff, weil er sich aus hochwertigen Produkten zusammensetzt. Diese Erkenntnis hat sich die Gemeinde Mettlach (rund 12 000 Einwohner) im Saarland zu Herzen genommen. Seit mehr als drei Jahren praktiziert sie ein wegweisendes Abfallwirtschaftskonzept, das den Rückkonsum nicht mehr benötigter Produkte in den Mittelpunkt stellt. Damit gelang es in kürzester Zeit, die Restmüllmenge deutlich zu verringern.
Der wesentliche Baustein des Konzeptes ist das „Kommunale Rückkonsumzentrum“, das in zentraler Lage, nahe bei Geschäften und Einkaufsmärkten platziert wurde. Der Erfolg zeigt, dass die Abkehr von der klassischen Abfallwirtschaft hin zu einer Kreislaufwirtschaft beziehungsweise einer Rückkonsumwirtschaft möglich ist, wenn die Einwohner mit einbezogen und ihren Bedürfnissen Rechnung getragen wird.
Im Zeitraum von 2011 bis 2014, also innerhalb von nur drei Jahren, reduzierte sich die Restabfallmenge von 245 Kilo auf 116 Kilo pro Einwohner. Gleichzeitig konnten 107 Kilo pro Einwohner an Wertprodukten im Rückkonsumzentrum eingesammelt werden. Die Mengen anderer Wertprodukte aus Haus-zu-Haus-Sammlungen sowie die von Problemprodukten wie Altfarben stiegen auf Werte, die deutlich über dem deutschen Durchschnitt liegen.
Kundenorientierter Service
Im Januar 2013 öffnete das kommunale Rückkonsumzentrum seine Tore und führte damit in Deutschland ein neues Servicekonzept ein, das sich am Luxemburger Modell der Marke „SuperDrecksKëscht“ orientiert. 2012 wurde bereits ein Verwiegesystem für die Restmüllsammlung eingeführt, um die notwendigen Abfallgebühren verursachergerecht auf die beteiligten Haushalte umzulegen.
In Mettlach werden Restabfälle, Sperrmüll (auf Abruf), Grüner-Punkt-Verpackungen, Mischpapier und Bioabfall direkt bei den Haushalten abgeholt. Für Hohlglas und Mischpapier stehen Depotcontainer zur Verfügung.
Zu dieser Sammelinfrastruktur stellt das Mettlacher Rückkonsumzentrum die logische Ergänzung eines kundenorientierten Serviceangebots dar. Hier können insgesamt 56 verschiedene Wert- und Problemprodukte kundenfreundlich abgegeben werden. Das Modell orientiert sich an den bewährten Strukturen des Konsums beim Einkauf der Produkte und ist mit einem Bau- und Hobbymarkt vergleichbar.
Das Rückkonsumzentrum in einem witterungsgeschützten Gebäude ist an den sechs Werktagen insgesamt 40 Stunden pro Woche geöffnet und bietet dem Bürger komfortable Rahmenbedingungen. Das Konzept setzt auf flexible Systembehälter, die eine hohe Sammeldichte und vor allem eine optimale Produktqualität ermöglichen.
Das qualifizierte Fachpersonal unterstützt die Kunden beim Ausladen der Produkte. Durch kurze Wege und gute Übersicht gibt es praktisch keine unnötigen Wartezeiten. Ein attraktiver Second-Hand-Bereich und eine Infoecke werten das Rückkonsumzentrum zusätzlich auf.
Der Erfolg zeigt sich in den hohen Zutrittszahlen: Im Jahr 2014 wurden über 23.000 Zutritte registriert, und im Jahr 2015 deuten die Zahlen auf mehr als 27.000 Zutritte hin.
Markenzeichen des Mettlacher Rückkonsumzentrums ist die sortenreine Erfassung der Produkte. Das sichert höhere Erlöse bei der Vermarktung sowie die effiziente Nutzung der in werthaltigen Produkten enthaltenen Ressourcen. Dies geht einher mit geringeren Kosten bei der Entsorgung schadstoffhaltiger Substanzen oder nicht nutzbarer Anteile.
Die Finanzierung des Rückkonsumzentrums erfolgt im Rahmen des kommunalen Abfallwirtschaftsbudgets. Darin fließen als direkte Einnahmen die von den Haushalten zu entrichtenden Gebühren, die Verwertungserlöse der Wertprodukte sowie indirekt die Effizienzgewinne durch niedrigere Aufwendungen bei der Einsammlung und Entsorgung von Restabfall und Sperrmüll ein. Nur wenige Produkte (14 von 56) sind zusätzlich noch mit einer Gewichtsgebühr belegt.
Stabile Gebühren
Trotz erheblicher Ausweitung des Service-Angebots für die Einwohner der Gemeinde Mettlach, herrscht Gebührenstabilität. Die Rückkonsumwirtschaft erbringt deshalb im Wortsinn einen doppelten Mehrwert: zum einen finanziellen durch Mehrleistung bei gleichem Budgeteinsatz und zum anderen einen nachhaltigen durch den Einstieg in die lokale Ressourceneffizienz- und Kreislaufwirtschaft.
Die Gemeinde Mettlach ist mehr als zufrieden mit dem Modell. Neben den positiven ökologischen und ökonomischen Effekten ist vor allem die positive Resonanz der Bürger bei Gemeindeverwaltung, dem Gemeinde- und den Ortsräten dabei ein wichtiger Aspekt. Eine ganze Reihe von Gemeinden und Abfallzweckverbänden aus dem Umkreis und darüber hinaus haben das kommunale Rückkonsumzentrum besucht und zeigten Interesse an dem Modell.
Carsten Wiemann
Der Autor
Carsten Wiemann ist Bürgermeister der saarländischen Gemeinde Mettlach