Kommunale Schrittmacher der Smart City

Der effiziente Umgang mit Energie zählt zum Kern aller Smart-City-Ansätze. Das betrifft sowohl Erzeugung und Speicherung wie auch Verteilung und Nutzung. Musterhaft dafür steht der Bereich der Mobilität. Ob E-Fahrzeuge, Carsharing oder Bioerdgasantrieb – die Energieversoeger testen alles.

Eine smarte Stadt sollte zunächst klimafreundlich und energieeffizient sein. Die verschiedenen Lebensbereiche vom smarten Zuhause über die dezentrale Erzeugung und Speicherung von Strom bis hin zur Elektromobilität werden immer stärker digitalisiert und miteinander vernetzt. Die Digitalisierung – und damit hochleistungsfähiges Internet und Funknetze (Wi-Fi) – ist die Grundvoraussetzung für eine smarte Stadt.

Auf dem Reißbrett werden innovative Konzepte für Smart Cities entworfen und in Städten und Stadtteilprojekten getestet. Laut Roland Berger Ranking liegt Wien international auf Platz eins, gefolgt von Chicago und Singapur. Auch in Deutschland finden sich gute Projekte, die einen Eindruck vermitteln, wie eine Stadt smart gestaltet werden kann. Der Energiewirtschaft kommt dabei eine Schlüsselrolle zu. Unternehmen aller Größen warten mit Lösungsansätzen für eine nachhaltige Gestaltung des städtischen Raums auf. Schauen wir uns eine Handvoll Beispiele aus verschiedenen Bereichen etwas genauer an.

Alternative Antriebe

Insbesondere Großstädte wie Berlin, Stuttgart oder Wien stehen vor der großen Herausforderung, die zunehmende Belastung mit Feinstaub und Stickoxiden durch den Verkehr in den Griff zu bekommen. Der kurzfristige Griff zur „Verbotskeule“ in der aktuellen Diesel-Diskussion zeigt die Ideenlosigkeit der Politik. Was Deutschland vielmehr braucht, sind neue Verkehrs- und Mobilitätskonzepte sowohl für den öffentlichen Transport als auch für den Individualverkehr. Die Verkehrswege müssen entlastet und der Verkehr möglichst emissionsarm auf alternative Antriebe, also Elektro- und Erdgasfahrzeuge, umgestellt werden. Dass hierfür eine enge Verzahnung der Sektoren Verkehr und Energie nötig ist, liegt auf der Hand.

Inspiration dafür, wie klima- und kundenfreundliche Mobilitätskonzepte aussehen können, liefert die E-Mobility-Modellregion Calw (Baden-Württemberg). Die Energie Calw (ENCW) setzt sich mit verschiedenen Partnern dafür ein, eine flächendeckende und einheitliche Ladeinfrastruktur aufzubauen. Im Landkreis sollen den Nutzern bis Anfang 2019 über 100 Ladesäulen zur Verfügung stehen. Bei knapp über 155.000 Einwohnern und 800 Quadratkilometern Fläche ein beeindruckendes Vorhaben.

Darüber hinaus bietet die ENCW ihren Kunden ein Rundum-Sorglos-Paket bei der Anschaffung eines E-Autos. Es reicht von der Kaufberatung über Leasing-Angebote bis hin zur Installation einer Wallbox für den Ladevorgang. Den passenden Öko-Stromtarif gibt es obendrauf. Auch Carsharing-Angebote für E-Autos gehören inzwischen zum Portfolio.

Die Stadtwerke Augsburg (Bayern) fahren hingegen gut mit Bioerdgas. Die gesamte Busflotte der Stadtwerke und die Flotte des Kundendienstes sind mit diesem klimafreundlichen Kraftstoff unterwegs. Das Modell lädt zum Nachahmen ein, denn deutschlandweit sind mittlerweile über 900 Erdgas-Tankstellen vorhanden. Erdgasfahrzeuge sind bekanntermaßen eine der klimaschonendsten Fortbewegungsmittel.

Speicher

Schon 2015 hatte Tesla in den USA die ersten Akkus für den Hausgebrauch auf den Markt gebracht. Mit dem schwäbischen Start-up Sonnen wurde der Fotovoltaik-Heimspeicher auch in Deutschland immer populärer und die Einsatzmöglichkeiten immer breiter gefächert. Audi und das Schweizer Start-up Ampard testen derzeit in Pilotprojekten in Ingolstadt und Zürich, wie ein intelligentes Energiemanagement im Zusammenspiel von Speichern, Fotovoltaik und E-Autos aussehen kann. Der auf Dachanlagen erzeugte Strom soll per Steuerungssoftware entsprechend der aktuellen und geplanten Nachfrage den Strom zwischen E-Auto, Heizung und Haushalt verteilen. Dank des Heimspeichers soll dieses Konstrukt zudem einen Beitrag zur Stabilisierung des Stromnetzes leisten. So kann künftig jeder Haushalt einen Beitrag leisten, um die schwankende Einspeisung aus erneuerbaren Energien in das System zu integrieren.

Smart Home

Im Projekt Smart City Cologne erproben Unternehmen, Behörden, Verbände und Bürger verschiedene Techniken und Dienstleistungen im Dienste der CO2-Reduktion, der Energieeffizienz und der Integration erneuerbarer Energien. Auch smarte Technologien wie E-Mobility und Smart Meter kommen zum Einsatz.

Die „Klimastraße“ im Stadtteil Nippes funktioniert als Schaufenster für die Möglichkeiten. Entlang der Neusser Straße hat die Rhein-Energie die Straßenbeleuchtung gegen moderne LED-Straßenlaternen ausgetauscht. Sie hat damit den Stromverbrauch halbiert und für deutliche CO2-Einsparungen gesorgt.

Zusammen mit Rocket Home bietet das Unternehmen Wohnungs- und Ladenbesitzern die Möglichkeit, durch den Einsatz von Smart-Home-Geräten ihre Strom- und Heizkosten um durchschnittlich sieben Prozent zu senken und zugleich den Schutz vor Einbrechern und Brandgefahren zu erhöhen. Auch Ladestationen für E-Autos und -Fahrräder sowie für Padelecs gehören mit zum Straßenbild.

All diese Ansätze zeigen, wie ein umweltbewusster, effizienter Umgang mit Energie und eine nachhaltige Stadtentwicklung aussehen können. Und sie machen deutlich, dass die Energieversorger in Deutschland zu den Schrittmachern beim Thema Smart City gehören.

Stefan Kapferer

Der Autor
Stefan Kapferer ist Vorsitzender der Hauptgeschäftsführung des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft in Berlin (BDEW)