Die neuen Berufe „Klimaanpassungs- und Klimaschutzmanager“ sind noch nicht überall in der kommunalen Praxis verwurzelt, aber angekommen. In welchen Bereichen sind die Managerinnen und Manager tätig – und was bringt ein berufsbegleitendes Studium? Antworten aus dem Bundesverband Klimaschutz.

Klimaanpassungs- und Klimaschutzmanagement in Kommunen: Beides hat durch seine Querschnittsaufgaben und den Anspruch an eine Transformation in vielen Handlungsfeldern anspruchsvolle Aufgaben zu meistern. Dabei werden diejenigen, die hier eine Ausbildung oder Qualifikation absolviert haben, sowohl innerhalb der Verwaltung tätig als auch in der Zusammenarbeit mit Zivilgesellschaft und Unternehmen.
Wesentliche Aufgaben liegen in den Bereichen Koordination, Netzwerken, Kommunikation und Projektmanagement. Dazu kommen diverse fachliche Kompetenzen je nach Handlungsschwerpunkt der Kommune. Klimaschutz- und Klimaanpassungsmanager sind also Allrounder. Es geht darum, die Klimathemen in alle relevanten kommunalen Abläufe zu integrieren: zum Beispiel bei der Bauleitplanung, der Gebäudesanierung oder der Beschaffung. Es geht darum, gute Strukturen aufzubauen und Beschäftigte durch Schulungsangebote zu unterstützen, neue Inhalte umzusetzen. Nach außen sind eine gute Öffentlichkeitsarbeit, Bildungsangebote, die Kooperation mit Schlüsselakteuren sowie Effizienznetzwerke und Beratungsangebote für Unternehmen relevante Aufgabenfelder.
Je größer eine Kommune ist, umso spezialisierter sind die Aufgaben. Meist gibt es dann eigene Mobilitäts-, Wärmeplanungs-, Energie- oder Nachhaltigkeitsmanager im Team. Damit die Arbeit erfolgreich verläuft, braucht es die Rückendeckung der Verwaltungsspitze und ausreichend motivierte Beschäftigte in den relevanten Fachbereichen, die mitwirken.
Refinanzierung der Klimaschutzmanager
Das Umweltbundesamt hat ermittelt, dass insbesondere kleinere Kommunen mit Klimaschutzmanagement fünfmal mehr Fördermittel einwerben und neunmal mehr Treibhausgase einsparen als ohne das Fachpersonal. Vermutlich sind das auch Kommunen mit mehr politischem Willen in Sachen Klimaschutz und Klimaanpassung. Im Zusammenspiel also werden Erfolge sichtbar, und die Stellen refinanzieren sich durch erlangte Fördermittel, hochwertige Arbeitsqualität und Energiekostenersparnisse.
Größere Kommunen und Städte sind in der Regel eher gut aufgestellt – aber auch hier ist die personelle Ausstattung oft ausbaufähig. Je kleiner eine Kommune ist, umso höher ist dagegen die Wahrscheinlichkeit, dass kein eigenes Personal vorhanden ist. Dennoch: Einige Bundesländer haben es geschafft, auch in zahlreichen kleinen Kommunen Stellen zu initiieren.
Wenn man Kommunen, Landkreise, lokale Energieagenturen, Sozialverbände, Hochschulen und Kirchen betrachtet, kann man aktuell von etwa 2500 berufstätigen Personen im Klimaschutz und 300 in der Klimaanpassung ausgehen, teilweise in Teilzeit. Hier ist also noch deutlich Luft nach oben.
Plädoyer für unbefristete Stellen
Wenn Kommunen neu einsteigen, handelt es sich zudem meist um geförderte, also befristete Stellen, zunächst zur Konzepterstellung – Stellen, die nicht immer entfristet werden. Die daraus folgende Fluktuation ist nachteilig für langfristige Projekte und den Netzwerkaufbau.
Gesetzliche Rahmenbedingungen sind entscheidend für den Erfolg von Klimaschutz und Klimaanpassung. Daher versucht der Verband Klimaschutz, den Themen zu mehr Relevanz zu verhelfen, indem wir uns für die Aufnahme als Gemeinschaftsaufgabe im Grundgesetz und für Pflichtaufgaben stark machen. Das stärkt die Themen auch im Ringen um knappe Haushaltsmittel. Kommunen, die zudem stark in erneuerbare Energien investieren, verbessern ihre Haushaltssituation und schaffen so neue Spielräume für weitere Stellen.
Vielfältiges Studienangebot für Klimaschutzmanager
Das Angebot an Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten hat sich in den vergangenen Jahren stark verbessert. Auch wir als Berufsverband bemühen uns darum, Weiterbildungsangebote und Austauschformate anzubieten. Wir haben bereits zahlreiche Angebote auf unserer Webseite veröffentlicht und ergänzen stetig.
Gemeinsam mit der Hochschule für öffentliche Verwaltung Kehl wurde eine Fortbildung entwickelt, die Verwaltungspersonal für Klimaschutz ausbildet. Wir sind zudem Kooperationspartner von Kursen des ifpro, stellen Dozentinnen und Dozenten am Bildungszentrum für die Ver- und Entsorgungswirtschaft sowie für weitere Anbieter.
Nach einer Recherche der Leuphana Universität Lüneburg, die Klimaschutz in ihr Nachhaltigkeitsstudium integriert hat, ist die Zahl der spezifischen Studiengänge für das Klimaschutz- und Klimaanpassungsmanagement deutlich gestiegen: Es gibt sie etwa an der TH Bingen, der Universität Bremen, der Fachhochschule des Mittelstands, der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, die HafenCity-Universität oder der Ostfalia Hochschule. Die SRH Hochschule in Heidelberg bietet ein duales Studium an. Für Wärmeplanungsmanagerinnen und -manager gibt es Studiengänge bei der FH Münster, der Hochschule Cottbus und Fortbildungen zum Beispiel beim Ökozentrum NRW.
Mehrwert durch das Studium
Die Fortbildungen und Studiengänge schaffen eine gute Basis, die anspruchsvollen Aufgaben zu meistern. Durch Weiterbildung, Vernetzung und Erfahrungsaustausch können sich die Fachleute verbessern und mit Entwicklungen schritthalten. Zudem werden neue Trends wie Künstliche Intelligenz auch in Zukunft die Arbeit weiterhin verändern. Ebenso gibt es in der Energietechnik stets neue Entwicklungen, die es zu kennen gilt.
Berufsbild Klimamanager
90 Prozent der Mitglieder im Bundesverband Klimaschutz sind auf der kommunalen Ebene tätig. So beschreibt der Verband Aufgaben und Ausbildung:
- Klimamanager sind eine heterogene Gruppe in Bezug auf ihren beruflichen Hintergrund. Neben Fachkräften mit technischem oder naturwissenschaftlichem Hintergrund gibt es Sozialwissenschaftler, deren Schwerpunkte in der Kommunikation und der Veranstaltungsorganisation liegen.
- Generell brauchen Klimamanager Grundkenntnisse zum Thema Klimawandel. Fachwissen ist zudem erforderlich zu den Bereichen erneuerbare Energien, Stadtplanung, Bauen und Sanieren, Umweltpsychologie, Verständnis zu den (kommunalen) Handlungsoptionen und Entscheidungswegen, Wissen rund um Fördermöglichkeiten und Beantragung von Fördermitteln, Wissen rund um Projektmanagement und strategisches Veränderungsmanagement, Öffentlichkeitsarbeit und Bürgerbeteiligung.
- Klimaschutzmanager unterstützen ihre Kommune dabei, die internationalen Vereinbarungen zum Klimaschutz auf lokaler Ebene umzusetzen. Dafür initiieren und unterstützen sie Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasemissionen sowohl innerhalb der Verwaltung als auch in der gesamten Kommune.
- Klimaanpassungsmanager unterstützen ihre Kommune dabei, sich an die Folgen des Klimawandels anzupassen. Dafür initiieren und unterstützen sie beispielsweise Maßnahmen zur Entsiegelung, Begrünung oder Neuplanung von Stadträumen.
Vorteile gibt es natürlich in erster Linie für die Mitarbeitenden selbst, aber auch die Kommune profitiert von dem gewonnenen Wissen. Daher kann es sich lohnen, zeitweise Stunden zu reduzieren, um Weiterbildungen oder Studiengänge auch berufsbegleitend wahrzunehmen.
Klimaschutz als zentrale Aufgabe
Eine der größten Herausforderungen ist die finanzielle Ausstattung der Kommunen. Das betrifft die finanzielle Möglichkeit zur Beschäftigung von eigenem Personal ebenso wie die Mittel zur Umsetzung verschiedener Projekte.
Der Konkurrenzkampf der Themen in den Haushaltsverhandlungen geht oft zu Lasten des Klimas. Das sollte sich ändern: Dann werden die Berufe noch attraktiver, und mehr Menschen – auch diejenigen, die bereits in einer Kommune tätig sind –, werden sich hier engagieren.
Erik Berge, Marvin Wießmann
Die Autoren
Erik Berge und Marvin Wießmann sind Vorstandsmitglieder im Bundesverband Klimaschutz (BVKS).