Im bayerischen Pfaffenhofen an der Ilm wird die Kläranlage umfassend ertüchtigt. Wie sollen die Nachhaltigkeitsziele erreicht werden – und wie geht das Projekt voran? Für die Stadtwerke schlüsselt Anke Reuter-Zehelein die Entwicklungen auf.

Pfaffenhofen an der Ilm ist die Kreisstadt und zugleich die bevölkerungsreichste Stadt im gleichnamigen Landkreis in Oberbayern. Knapp 28.000 Menschen leben hier, eingebettet zwischen München, Augsburg und Ingolstadt. Die Stadt hat sich in den vergangenen Jahrzehnten dynamisch entwickelt – wirtschaftlich geprägt von mittelständischen Unternehmen, Handwerk, Dienstleistungen und einer lebendigen Kulturszene. Dieses kontinuierliche Wachstum spiegelt sich auch in der Infrastruktur wider, etwa bei der Kläranlage, die seit den 1970er-Jahren Schritt für Schritt erweitert wurde.
Die Kläranlage Pfaffenhofen blickt auf eine lange Geschichte zurück: Bereits 1970 begann der Bau, 1972 ging die Anlage in Betrieb. Mit dem Wachstum der Stadt wurde sie mehrfach erweitert – zuletzt in den 1990er-Jahren. Um dauerhaft eine sichere und umweltgerechte Abwasserreinigung zu gewährleisten, wird die Kläranlage derzeit umfassend an die neuesten wasserrechtlichen und technischen Standards angepasst.
Die Kapazität der Kläranlage Pfaffenhofen wird erhöht
Die Kapazität wird auf 73.000 Einwohnerwerte erhöht. Dabei ist diese Erweiterung so ausgelegt, dass die Stadt auch bei einem jährlichen Wachstum von rund einem Prozent über die kommenden 20 Jahre gut aufgestellt ist. Ziel ist es, die hohe Reinigungsleistung aufrechtzuerhalten und die Anlage insgesamt zukunftsfähig zu machen – mit moderner Technik, erhöhter Ausfallsicherheit und deutlich verbesserter Energieeffizienz.
Besonderes Augenmerk liegt auf den Nachklär- und Belebungsbecken. Die neue Technik sorgt für einen wartungsärmeren und ressourcenschonenderen Betrieb. So werden die schweren Paddelrotorrührwerke durch moderne Belüftermatten ersetzt, die von außen durch Kompressoren mit Luft versorgt werden. Das macht die Anlage nicht nur leichter zu handhaben, sondern auch effizienter und sparsamer im Energieverbrauch.
Abwasser wird zur Wärmequelle
Neben Photovoltaik und der Nutzung von Faulgas aus der Klärschlammverwertung setzt Pfaffenhofen künftig auch auf ein weiteres innovatives Projekt: Die Energie des gereinigten Abwassers wird zur Wärmequelle.
In unmittelbarer Nachbarschaft zur Kläranlage entsteht derzeit das neue Heizkraftwerk Nord der Danpower Biomasse GmbH. Zwei Großwärmepumpen entziehen dort dem Reinabwasser Wärmeenergie und speisen sie in das Fernwärmenetz ein. Mit einem Durchfluss von rund 100 Litern pro Sekunde wird das Wasser dabei im Durchschnitt um bis zu acht Grad Celsius abgekühlt. Die so gewonnene Energie deckt künftig bis zu 50 Prozent der Wärmebereitstellung des Heizkraftwerks ab und versorgt unter anderem ein Pfaffenhofener Großunternehmen mit klimafreundlicher Fernwärme. Ein weiterer ökologischer Effekt: Das kühlere Wasser, das wieder in die Ilm eingeleitet wird, verbessert zusätzlich die Gewässerqualität.
Der Kooperationsvertrag mit Danpower sieht vor, dass die Wärmepumpen ausschließlich mit Ökostrom betrieben werden. Zudem sind die kommunalen Klimaziele – Pfaffenhofen will bis 2035 klimaneutral werden – verbindlich festgeschrieben. Finanziert, geplant, gebaut und betrieben wird die Anlage vollständig durch Danpower. Die Inbetriebnahme des Heizkraftwerks Nord ist für die zweite Jahreshälfte 2026 vorgesehen.
Ein wichtiger Meilenstein ist bereits erreicht: Das neue Nachklärbecken III ist in Betrieb. Anfang 2026 soll das neue Belebungsbecken III folgen. Anschließend werden die bestehenden beiden Becken saniert. Parallel dazu entsteht eine neue Fahrzeughalle in Holzbauweise, deren Bodenplatte bereits gegossen wurde. Sie soll im ersten Halbjahr 2026 fertiggestellt werden. Für 2026 ist zudem der Bau eines neuen Bürogebäudes vorgesehen, während das bestehende Verwaltungsgebäude Schritt für Schritt modernisiert wird. Alle Maßnahmen sind eng aufeinander abgestimmt, um einen reibungslosen Ablauf zu gewährleisten.
Konzept über Pfaffenhofen hinaus
Wie viele andere Bauprojekte ist auch die Sanierung der Kläranlage von den Nachwirkungen der Coronapandemie betroffen. Lieferengpässe und lange Wartezeiten machen die Planung schwieriger: Während früher ein Schieber innerhalb von vier Wochen verfügbar war, müssen heute teilweise Bestellungen für das nächste Jahr vorgemerkt werden. Umso wichtiger sind eine vorausschauende Organisation und eine enge Abstimmung mit allen beteiligten Partnern.
Die Sanierung wird durch verschiedene Fördermittel unterstützt, insbesondere für die Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz. Hier greifen zahlreiche kleinere Programme – etwa für die Belüftungstechnik oder für die Ausstattung der Gebäude mit modernen Fenstern und PV-Anlagen.
Thomas Wiringer, Vorstand der Stadtwerke Pfaffenhofen, unterstreicht die Bedeutung: „Die Kläranlage Pfaffenhofen ist nicht nur für unsere Stadt von zentraler Relevanz, sondern auch für benachbarte Gemeinden und Zweckverbände, deren Abwasser hier mitbehandelt wird. Mit der aktuellen Ertüchtigung stellen wir sicher, dass wir diese gemeinsame Aufgabe zuverlässig, effizient und auf dem neuesten Stand der Technik erfüllen – heute und für die kommenden Jahrzehnte.“
Anke Reuter-Zehelein
Die Autorin
Anke Reuter-Zehelein ist die Leiterin der Abteilung Marketing und Öffentlichkeitsarbeit bei den Stadtwerken Pfaffenhofen an der Ilm.



