Biomasse, Solarthermie oder Windkraft: Was am besten geeignet ist, hängt von den lokalen Gegebenheiten der Kommunen ab, betonen Ryotaro Kajimura und Anika Schwalbe von der Agentur für Erneuerbare Energien. Für alle gelte aber: Energiekrise und Klimawandel fordern ein schnelles Handeln.
Die technischen Möglichkeiten für Kommunen im Bereich der erneuerbaren Energien sind vielfältig: Angefangen bei Photovoltaik- und Windenergieanlagen über Biomasse und Erdwärme bis hin zu Solarthermie und Wärmepumpen kommen prinzipiell fast alle Technologien am Markt in Frage. Entscheidend für die Auswahl der Mittel sind daher die jeweils herrschenden lokalen Bedingungen, die komplex miteinander verwoben sind.
Neben der Sonneneinstrahlung, der Windhöffigkeit, das heißt der Eignung für Windkraftanlagen, sowie den Biomasse- und Erdwärmepotenzialen sind dies die Flächenverfügbarkeit für Anlagen in Verbindung mit Umwelt-, Naturschutz- und baurechtlichen Fragen. Hinzu kommen mögliche Synergien mit bestehenden Strukturen von Energieversorgung und -verbrauch. Auch sozioökonomische und städtebauliche Faktoren wie etwa die Bevölkerungs-, Wirtschafts- und Bebauungsstruktur sind zu beachten.
Daher sollte man sowohl im Strom- als auch im Wärmesektor unbedingt im Vorfeld analysieren, welche Technologien sich angesichts der lokalen Begebenheiten eignen. Auf dieser Basis können Strategien und Maßnahmen effektiv entwickelt und umgesetzt werden.
Dieses Vorgehen wird beispielsweise bei der kommunalen Wärmeplanung angewandt. Die Entwicklung im Wärmesektor wird bisher größtenteils durch unkoordinierte Investitionsentscheidungen einzelner Gebäudeeigentümer bestimmt − allerdings ist bei hinreichend dichter Bebauung ein Wärmenetz die effizientere und wirtschaftlich attraktivere Variante. Dafür ist eine strategische Wärmeplanung unabdingbar, die Zustand und Potenziale für Stadtteile, Quartiere sowie Einzelgebäude beleuchtet und daraus Maßnahmen ableitet.
Als Wärmequelle für kleinere Nahwärmenetze kommen vor allem Biogas-Blockheizkraftwerke, Solarthermieanlagen, Erdwärmepumpen und Holzenergie zum Einsatz, teilweise in Kombination miteinander. Gerade im ländlichen Raum werden solche Netze häufig von Bürgerenergiegesellschaften betrieben, an denen auch Kommunen beteiligt sind. Neben Wohngebäuden werden typischerweise auch kommunale Liegenschaften wie Rathäuser, Schulen, Bibliotheken oder Sportstätten versorgt, da sich die Verbrauchsprofile zeitlich gut ergänzen.
Material nutzen, das vor Ort vorhanden ist
Außerhalb der Reichweite von Wärmenetzen eignen sich für einzelne Gebäude vor allem Wärmepumpen und Holzheizungen. Solarthermie passt gut als Ergänzung in Verbindung mit großen Pufferspeichern zu den genannten Technologien. Auch hier können Kommunen durch Information und Beratung helfen, die optimale Lösung zu finden.
Im Bereich der Bioenergie sind besonders ländliche Kommunen in der Lage, die nötige Biomasse zusammen mit regionalen Partnern nachhaltig und kostenstabil als Teil der Kreislaufwirtschaft zu erschließen. So können sie etwa mit Entsorgungsbetrieben den Baum- und Strauchschnitt aus der Region zu Holzhackschnitzeln verarbeiten. Auch Restholz aus der lokalen Forstwirtschaft kommt dafür in Frage. Zudem sind Agrarbetriebe mit Biogasanlagen wichtige Partner.
Dort kommt künftig weniger Mais zum Einsatz, dafür steigen die Anteile von Gülle, Rest- und Abfallstoffen. Hier gibt es auch neben der Energie erhebliche Synergien zum Klimaschutz, da die Vergärung von Wirtschaftsdünger in Biogasanlagen die Freisetzung von Treibhausgasen stark reduziert. Energiepflanzen wie Kleegras binden beim Anbau Kohlenstoff im Boden. Bisher kaum erschlossen sind schließlich die Biomassepotenziale von Moorböden, die künftig für den Klimaschutz wiedervernässt werden sollen und daher für die herkömmliche Bewirtschaftung nicht mehr zur Verfügung stehen werden.
Die Agentur für Erneuerbare Energien (AEE) unterstützt die Arbeit von Kommunen und ihren Klimaschutzmanagern mit verschiedenen Angeboten: Der Online-Wertschöpfungsrechner unterstützt dabei, die ökonomischen Effekte durch den Ausbau der erneuerbaren Energien zu berechnen. Im Fokus stehen Klimaschutzeffekte, Arbeitsplätze, kommunale Steuereinnahmen, Unternehmensgewinne und Einkommen aus Beschäftigung.
Der AEE-Wärmekompass vergleicht die Heizkosten und CO2-Emissionen verschiedener erneuerbarer und fossiler Heizungssysteme für zahlreiche Immobilienarten. Basierend auf umfangreichen Daten des Instituts für Energiewirtschaft und Rationelle Energieanwendung (IER) der Universität Stuttgart wird eine Gesamtkostenrechnung inklusive Investitionskosten, Verbrauchskosten, Wartung und Instandhaltung erstellt.
Beide Rechner können eine erste gute Orientierung für die Dekarbonisierung des Stroms und der Wärme in den Kommunen geben und sind mit weiteren Informationen zur Wärmewende verfügbar unter www.waermewende.de. Dennoch ist eine gründliche Planung mit Experten unerlässlich, gerade wenn es mit Blick auf die Umsetzung auch um Förderprogramme und Zuschüsse geht.
Ryotaro Kajimura, Anika Schwalbe
Die Autoren
Ryotaro Kajimura und Anika Schwalbe sind Mitarbeitende der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE).