Herausforderungen für Schwimmbäder

Wasser verbindet und macht glücklich, besonders an heißen Sommertagen − aber mehr noch: 80 Prozent der Deutschen halten Schwimmbäder für unverzichtbar. Damit sie (offen) bleiben können, muss aus Verbandssicht allerdings einiges geschehen. Foto: Adobe Stock/fotofrank

Badeorte werden reihenweise geschlossen, vermelden die Medien − oft allerdings nicht dauerhaft, sagt DGfdB-Verbandsgeschäftsführer Christian Mankel. Er ordnet ein und erklärt, welche Herausforderungen zu meistern sind.

Die Corona-Pandemie war für viele Kommunen ein herber Rückschlag, der durch Mittel des Bundes und der Länder abgefedert wurde. Die Energiekrise konfrontierte in ihrer Hochphase im Herbst 2022 Kommunen und ihre angeschlossenen Bäder mit nicht seriös kalkulierbaren Kostensteigerungen, und gleichzeitig machte sich der strukturelle Arbeitskräftemangel in allen Serviceberufen immer mehr bemerkbar.

Die Vorausberechnung über die Bevölkerungsentwicklung laut Statistischem Bundesamt lässt schon lange keinen Zweifel daran aufkommen, wie gravierend die demografischen Herausforderungen für den Arbeitsmarkt sein werden. Bis in das Jahr 2030 soll der Fachkräftemangel im öffentlichen Dienst auf über 800.000 Stellen anwachsen. Für viele sei dabei auch der Beruf des Fachangestellten für Bäderbetriebe nicht attraktiv genug.

Während der akuten Pandemiezeit haben sich viele Beschäftigte am Beckenrand bereits umorientiert. Arbeiten am Wochenende, aus Sicht der Betroffenen nicht ausreichende Vergütung und Meldungen über gewaltbereite Badegäste an heißen Sommerfreibadtagen sind Faktoren, die nicht gerade zu einem besseren Image beitragen. Aber gehen die Kernherausforderungen nicht doch weit über Imagefragen hinaus?

Schwimmen auch in Krisenzeiten

Zunächst sei mit einem Mythos aufgeräumt. So herausfordernd die Branchenlage in den letzten drei Jahren war, haben sich Bäder als umsetzungsstarke Krisenbewältigungsmeister gezeigt. Dass Bäder beispielsweise explizit wegen der Energiekrise schließen mussten, wie teils in der Presse zu lesen war, ist uns als führendem Branchenverband nicht bekannt. Zumeist geht es eher um temporäre Schließungen zu Sanierungszwecken oder aufgrund von Neubauten. Wie das Westbad in Bremen, das zum 1. Januar 2023 geschlossen wurde − aber nur für 36 Monate Bauzeit.

Nicht jede Schließung ist also ein Verlust. Es kommt auf den Kontext an, und am Ende ist entscheidend, dass genügend Wasserfläche für Schulen, Vereine und die Öffentlichkeit vorhanden ist.

Unbestritten ist allerdings auch, dass es in der Fläche einer Optimierung der Bäderinfrastruktur bedarf. Sie ist nur mit einem mehrjährigen Investitionsprogramm für die Sanierung und Modernisierung von Schwimmbädern bewältigbar. Neben den Ländern sollte auch der Bund dafür mit einem eigenen Programm die entsprechenden Fördergrundlagen schaffen.

Im Schulterschluss von Bund, Ländern und Kommunen vorangetrieben, kann ein solches Programm maßgeblich zu den notwendigen Investitionen in die deutsche Bäderlandschaft beitragen. Das Bundesprogramm sollte langfristig angelegt sein, bürokratiearm ausgestaltet werden und die flexible Verwendung der Fördermittel ermöglichen. Nur so kann Planungssicherheit für die Kommunen geschaffen werden. Inhaltlich sollte das Programm vor allem auf die energetische Sanierung von Schwimmbädern abzielen, da die oftmals in die Jahre gekommenen Anlagen hier besondere Rückstände aufweisen. Obgleich die Mehrzahl der Bäder Gas zur Wärmeerzeugung nutzt, traf die Energiekrise die Bäder nicht unvorbereitet. Unser Leitfaden der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen (DGfdB) −  „Schwimmbäder in der Energiekrise“ − stellte ebenso wie der Stufenplan der Bäderallianz Deutschland schnelles, tatkräftiges Verbandshandeln unter Beweis.

Bäder müssen in Bewegung bleiben

Der Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen und die Mitwirkung an der Wärmewende muss mit Effizienzmaßnahmen und optimalen Betriebsstrategien im Bad verbunden sein. Die Pandemiezeit war ein Katalysator für die Digitalisierung in der Branche, die durchlebte Energiekrise ein Katalysator für die Wärmewende bis 2030 und den klimaneutralen Gebäudebestand der Zukunft. Dabei ist der förderfähige Einsatz von Tiefen-Geothermie, mobilen Wärmespeichern und Solarthermie unerlässlich auf dem Weg weg von den fossilen Brennstoffen.

In diesem Kontext wird neben dem nachhaltigen Bauen auch die klimagerechte Weiterentwicklung des steuerlichen Querverbundes ein Thema von Relevanz bleiben. Dazu begrüßen wir den im März 2023 gefassten Präsidiumsbeschluss des Deutschen Städtetags, der eine entsprechende Anpassung empfiehlt.

Entscheidend ist dabei, ob man eine Technik finden kann, deren Nutzung zu einem beiderseitigen Vorteil führt, und ob man das der Finanzverwaltung entsprechend darstellen kann − ähnlich der aktuellen Darstellung beim Blockheizkraftwerk. Es erzeugt Strom: ein Vorteil für den Energieversorger und Netzbetreiber; dabei produziert es auch Wärme, die man ableiten und im Bad als Vorteil für den Bäderbetrieb nutzen kann.

Die meiste Hoffnung liegt auf der Wärmepumpe, die ebenfalls Wärme für das Bad erzeugt. Zudem könnte sie flexibel für eine gleichmäßige Auslastung des Stromnetzes genutzt werden: indem sie auf Anforderung des Netzbetreibers bei einer zu hohen Netzauslastung abgeschaltet und bei geringer Netzauslastung zugeschaltet wird.

Attraktiver Job am Beckenrand

Bei der ebenfalls erfolgskritischen Ressource Personal und dem sich branchenübergreifend verschärfenden Arbeitskräftemangel hilft nur ein komplexes Vorgehen. Die aktuell laufende Voruntersuchung der beruflichen Aus- und Fortbildung im Bereich der Bäderbetriebe durch das Bundesinstitut für Berufsbildung stellt dabei einen wichtigen Baustein dar. Reformen im Bereich der Aus- und Fortbildung werden die aktuellen Herausforderungen jedoch kurzfristig nicht lösen können.

Vom Planschen bis zum sportlichen Bahnenziehen: Bäder sind Orte zum Spaßhaben, zum Entspannen, für Sport – und viele lernen dort überhaupt erst das Schwimmen. Foto: Adobe Stock/schulzfoto

Daher ist es besonders wichtig, sichere Zukunftsperspektiven für die Beschäftigten zu schaffen. Modernisierungs- und politische Entlastungsmaßnahmen werden nicht nur den Betrieb sichern, sondern den Beschäftigten auch deutlich machen, dass alle Verantwortlichen die Zukunftsfähigkeit der Bäder im Blick haben.

Zusätzlich braucht es Initiativen, um Personal zu gewinnen und die Attraktivität der Arbeitsplätze zu steigern. Dazu gibt es Employer Branding- und Recruitingkonzepte der kommunalen Badbetreiber: Auf sie geht unsere gemeinsam mit Professor Jürgen Franke von der Hochschule Osnabrück aufgelegte Personalstudie aus dem Oktober 2022 näher ein. Beispielhaft für moderne Kampagnenaktivitäten stehen zentrale Castingtage für Quereinsteiger und Speeddating-Formate in der Auszubildendengewinnung.

Schwimmen ist Herzenssache

Wir blicken optimistisch nach vorne: Laut repräsentativer Erhebung der KfW aus dem Sommer 2022 halten über 80 Prozent der Menschen in Deutschland Bäder für unverzichtbar − und neben Radfahren sowie Laufen ist Schwimmen die beliebteste Sportart.

Bäder bieten nicht nur Menschen aller Altersgruppen und aller sozialen Schichten ein Angebot zur Bewegung und Gesundheitsförderung. Sie sind auch ein Ort der gelebten Integration sowie Inklusion; sie dienen dem Wohlbefinden und der Lebensfreude, die es heute wie gestern und morgen braucht.

Christian Mankel


Der Autor

Christian Mankel ist Verbandsgeschäftsführer der Deutschen Gesellschaft für das Badewesen (DGfdB) in Essen.