Graben ohne Mühe in Dresden

Zur Planung einer Kanalsanierung gehört die Wahl des geeigneten Verfahrens. Im Fall eines Dresdner Mischwasserkanals entschied sich die Stadtentwässerung für das Berstlining. Dabei wurde im Altohr ein neues Kunststoffrohr eingezogen und zugleich das alte Eiprofil auf eine Nennweite aufgeweitet.

Das Dresdner Kanalnetz hat eine Länge von zirka 1800 Kilometern. Nach Recherchen von Frank Männig, der bei der Stadtentwässerung Dresden den Betrieb des Kanalnetzes leitet, stammt das älteste noch genutzte kleine Kanalnetz unter dem Theaterplatz aus dem 18. Jahrhundert. So alt ist der Mischwasserkanal, der im Südosten von Dresden von der Straße Am Knie zur Hepkestraße führt und dort in den Hauptkanal mündet, zwar noch nicht, aber 100 Jahre dürfte er nach Aussage der Verantwortlichen doch auf dem Buckel haben. Schmutz-, Fremd- und Regenwasser haben über die Jahrzehnte deutliche Schäden hinterlassen.

Insbesondere die umfangreiche Riss- und Scherbenbildung trug dazu bei, dass Ende 2016 die Entscheidung für eine Erneuerung des alten Betonkanals getroffen wurde. Hierbei entschied sich die Stadtentwässerung Dresden für eine grabenlose Sanierung im statischen Berstlining-Verfahren, bei dem ein altes Rohr durch ein neues mit gleichem oder größerem Durchmesser trassengleich ersetzt wird. Mit der Ausführung wurde die Spezialfirma Andreas Petzold Rohrleitungsbau beauftragt. Sie nutzte beim Aufbrechen des alten Betoneiprofils und dem Einzug des neuen kreisrunden PP-Rohrs die Grundoburst-Anlage von Tracto-Technik. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass das alte Eiprofil DN 250/375 für das neue PP-Rohr auf eine Nennweite von DN 450 aufgeweitet wurde.

Maximal 180 Tonnen Zugkraft

Für die Sanierung wurde die Zuglafette, die schadhafte Rohre mit Kreis- oder Eiprofil bis zu einem Durchmesser von 1200 Millimeter grabenlos erneuern kann, in eine 9 x 2,5 Meter große Maschinengrube eingebracht. Parallel dazu entstand die Einziehgrube. Von der Berstlafette aus wurde dann zunächst das Berstgestänge durch das Altrohr bis zur Einziehgrube geschoben. Nachdem das speziell gefertigte Schneid- und Aufweitwerkzeug sowie das PP-Neurohr angekoppelt waren, konnte der eigentliche Einzug beginnen. Mit einer Zugkraft von rund 60 Tonnen (bis max. rund 180 t) wurden Schneid- und Aufweitwerkzeug sowie Neurohr durch das Altrohr gezogen und dabei dessen Betonbruchstücke in den umgebenden Baugrund verdrängt. Im Bedarfsfall kann die Lafette eine Zugkraft von bis zu 2500 Kilonewton (Schubkraft 1055 kN) entwickeln. „Uns war wichtig, dass wir auf deutliche Zugkraftreserven zurückgreifen können“, so Bauunternehmer Andreas Petzold. „Trotz der zahlreichen Beton-Plomben im Inneren des Rohres ging das Schneiden tatsächlich wie durch Butter.“

Für eine schnelle Bauausführung sorgte auch das Quick-Lock-Gestänge, das nicht verschraubt werden muss, sondern einfach schub- und zugfest eingeklinkt wird. Mit dem Gestänge können sogar leichte Kurvenradien gefahren werden. So dauerte das reine Bersten nur sechs Stunden. Lediglich für die unumgänglichen Schweiß- und Abkühlzeiten beim Zusammenfügen der Rohre mussten die Arbeiten ruhen. Im Zuge des Heizwendelschweißens wurden die PP-Rohre dabei im thermoplastischen Zustand unter Druck verbunden.

Baulogistische und ökologische Pluspunkte

Die effektive Handhabung des Quick-Lock-Gestänges und die dadurch bedingten kürzeren Bau- und Rüstzeiten sind nicht die einzigen Argumente für den Einsatz des Berstlinings: Es müssen keine Straßen- und Gehwege aufgebrochen werden, wodurch Kosten für die Wiederherstellung der Oberfläche entfallen und zum anderen der Straßen- und Fußgängerverkehr weniger beeinträchtigt werden. Ein weiterer Vorteil ist, dass keine neuen Trassen aufgefahren werden müssen und der benötigte Bauraum in Grenzen gehalten werden kann.

Nicht zuletzt zählen die ökologischen Pluspunkte. So müssen keine großen Bodenmassen ausgehoben werden. Das schont die Baumwurzeln, und Spätschäden durch Bodensetzungen oder Grundwasserbeeinflussung sind nahezu ausgeschlossen. „Darüber hinaus gehen wir davon aus, dass durch das Berstlining-Verfahren im Vergleich zur offenen Bauweise Kosteneinsparungen von 15 bis 40 Prozent erzielt werden können“, ergänzt Philipp Schumacher, Produktmanager bei Tracto-Technik.

Nach der Einrichtung der Maschinen- und Einziehgrube an zwei aufeinanderfolgenden Tagen konnte das eigentliche Berstlining nach nur wenigen Stunden zur Zufriedenheit aller Beteiligten erfolgreich abgeschlossen werden. Damit steht der Nutzung der Abwasserleitung für weitere Jahrzehnte nichts mehr im Wege.

Red.