Natürliche Badeseen bilden Pluspunkte im kommunalen Tourismusangebot. Die Wasserqualität wird nach Vorgaben der EU regelmäßig kontrolliert. Liegen die Messergebnisse über den Richtwerten, hat die Gemeinde ein Problem.
Oft half im trockenheißen Sommer 2018 nur ein Sprung ins kühle Nass, um dem Körper die ersehnte Abkühlung zu verschaffen. Doch nicht überall gab es ungetrübten Badespaß, obwohl laut EU-Statistiken die Qualität der Badegewässer in Deutschland insgesamt als gut bezeichnet werden kann.
Jedes Jahr veröffentlicht die Europäische Umweltagentur (EUA) einen Report, in dem die Qualität der europäischen Badegewässer festgehalten wird. Im Jahr 2017 wurde die Wasserqualität von knapp 15.000 Küstenbadegewässern und rund 6500 Binnenbadegewässern an Flüssen und Seen in der Europäischen Union überprüft. Das Ergebnis: Die Wasserqualität an der Küste ist besser als an den Binnenbadegewässern. Das darf kaum verwundern, denn an der See gibt es den größeren Selbstreinigungseffekt. An Binnengewässern mit niedrigem Fließtempo ist die zeitweilige Verschmutzungsgefahr, zum Beispiel durch Niederschläge, größer.
Ökologen ziehen viele Kriterien zur qualitativen Einstufung von Gewässern heran. Für sie sind auch tierische Lebewesen wichtige Bioindikatoren. Entdecken sie beispielsweise bei Flussuntersuchungen den Strudelwurm, dann ist das ein Zeichen für gute Wasserqualität. Negativ wirken sich Herbizide oder auch zu hoher Stickstoffgehalt aus. Vielerorts sind seit der Änderung des Wasserhaushaltsgesetzes im Jahr 2013 Düngeverbote in Gewässernähe ausgesprochen worden, um den Phosphorgehalt im Wasser zu verringern. Verwirrend liest es sich für Laien, wenn der ökologische Zustand eines Sees als schlecht eingestuft wird, aber das Baden in diesem Gewässer trotzdem erlaubt ist.
Grundsätzlich sind saubere und ökologisch wertvolle Badegewässer positive Imageträger für Kommunen. Die Seen entlasten im Sommer die Freibäder und kurbeln den Fremdenverkehr an. Doch wenn die Wasserqualität nicht stimmt, regt sich Unmut. Das zeigt das aktuelle Beispiel des Finsterroter Sees bei Wüstenrot (Baden-Württemberg). Weil in den vergangenen Jahren die EU-Mindeststandards bei einer routinemäßigen Überprüfung des Badegewässers überschritten wurden, ist es mit dem ungetrübten Badespaß für Klein und Groß vorbei. Den Blaualgen-Wert stuften die Gewässerökologen als potenzielles Gesundheitsrisiko ein. Blaualgen, auch als Cyanobakterien bekannt, schränken bei massenhaftem Auftreten die Wasserqualität enorm ein.
Bakterien bedrohen Fische
Die Bakterien wirken toxisch und können Fische schädigen. Wenn die Blaualgen absterben, reduziert sich der Sauerstoffgehalt im Gewässer stark. Die Folge kann ein massives Fischsterben sein. Nicht immer kann geklärt werden, welche Faktoren eine Massenvermehrung von Cyanobakterien beschleunigen.
Der Gemeinde Wüstenrot blieb nach den überschrittenen Messwerten nichts anderes übrig, als ein Badeverbot auch für das aktuelle Jahr auszusprechen. Für die Besitzer des Waldsees bleibt das verhängte Badeverbot ein Reizthema. Denn für das laufende Jahr 2018 bescheinigen die Messwerte wieder gesundheitliche Unbedenklichkeit – der Blaualgenanteil ging zurück. Doch als Richtwert wird der überhöhte Durchschnitt der vergangenen Jahre herangezogen.
In diesem Sommer interessierte sich sogar das ZDF für die anhaltende Diskussion über den Zustand des Badesees und filmte vor Ort. Derweil suchen Gemeinde, Seebesitzer und Vereine weiter nach einer dauerhaften Lösung für den beliebten Waldsee. Erörtert wird unter anderem, einen Bach, der den See speist, durch ein Schilfgebiet zu leiten. Das Schilf soll das Wasser reinigen.
Große Sorgen bereitete den Kommunen und örtliche Fischereiverbände in Hohenlohe (Baden-Württemberg) ein Chemie-Unfall bei Kirchberg an der Jagst im August 2015. In den Fluss gelangtes Löschwasser löste ein Fischstreben aus. Bis heute wird der Ammoniumgehalt regelmäßig überwacht. Der Fischbestand der Jagst unterhalb des Unglücksorts hat sich mittlerweile wieder erhöht, was auf eine Besserung der Wasserqualität schließen lässt. Doch die offiziellen und wilden Badestellen am Fluss scheinen nicht mehr so stark frequentiert zu sein wie ehedem.
Andreas Scholz
Der Autor
Andreas Scholz, Schwäbisch Hall, ist freier Journalist