Effiziente Lösung für Wüstenrot

Veraltete Kläranlagen zwingen Kommunen zum Handeln. Die Gemeinde Wüstenrot in Baden-Württemberg fand eine die Kreisgrenzen übergreifende Lösung. Das Abwasser aus zwei Ortsteilen wird künftig in den Nachbarort gepumpt und dort gereinigt. Das Land unterstützt das Vorhaben finanziell.

Die Gemeinde Wüstenrot (6800 Einwohner, Baden-Württemberg) wird von den Schwäbisch-Fränkischen Waldbergen durchzogen. Tief eingeschnittene Bachklingen und Flusstäler prägen die Topografie. Die besondere Lage der verschiedenen Teilorte der Gemeinde spielte in den vergangenen Monaten bei den Plänen zur Modernisierung der kommunalen Abwasserinfrastruktur eine wichtige Rolle.

Im Rathaus war man sich einig, dass es an der Zeit sei, eine Lösung für die veraltete Kläranlage im Ortsteil Oberheimbach zu entwickeln. Die überholte Technik und die baulichen Defizite in der Kläranlage aus dem Jahr 1979 sorgten für Gesprächsstoff. Als Technischer Leiter und Energiebeauftragter der Gemeinde Wüstenrot machte sich Thomas Löffelhardt Gedanken, wie die notwendig gewordene Modernisierung der Abwasserbeseitigung aussehen könnte. „Eine Stilllegung der Kläranlage als einzige Option war nie Grundlage unserer Überlegungen“, so Löffelhardt.

Für ein Strukturgutachten zur künftigen Abwasserstrategie im Einzugsgebiet rund um den Teilort Oberheimbach wendete sich die Gemeinde an das Ingenieurbüro Imotion aus Ilsfeld. „Hierbei wurden mehrere Varianten unter ingenieurtechnischen, wirtschaftlichen und betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten untersucht“, erklärt Löffelhardt.

In Abstimmung mit dem Regierungspräsidium Stuttgart und den Landratsämtern im Landkreis Heilbronn sowie im benachbarten Hohenlohekreis wurden unabhängig von der Gemeinde- und Kreisgrenze mehrere Lösungsmöglichkeiten erarbeitet. Letzten Endes entschied sich die Gemeinde dafür, die veraltete Kläranlage in Oberheimbach stillzulegen. Das anfallende Abwasser in den Ortsteilen Oberheimbach und Berg soll künftig in der Kläranlage Brettach im benachbarten Bretzfeld (Hohenlohekreis) aufbereitet werden.

Beitrag zum Gewässerschutz

Ein neues Pumpwerk und eine Abwasserdruckleitung zum existierenden Kanalnetz bilden die Herzstücke der modernen Abwasserinfrastruktur. „Die bewegte Topografie unserer Flächengemeinde spielte bei der technischen Lösungsfindung eine zentrale Rolle“, bekräftigt Löffelhardt. „Die vermeintlich technisch schwierigste Lösung hat sich unabhängig von allen wasserwirtschaftlichen Vorteilen auch als die wirtschaftlichste Lösung herausgestellt“, ergänzt er. Besonders aufschlussreich sei gewesen, wie wichtig eine akribische Grundlagenermittlung und genaue Trassenbetrachtung schon in einem frühen Planungsstadium ist.

Mit der Auflassung der Kläranlage und der Überleitung in ein bereits vorhandenes Entwässerungssystem will die Gemeinde einen Beitrag zum Gewässerschutz leisten. „Die dauerhafte Einleitung von gereinigtem Abwasser in den nahe gelegenen Vorfluter aus der Kläranlage entfällt jetzt“, so Löffelhardt. Lediglich bei Starkregenereignissen erfolgt zukünftig noch ein Abschlag in den Bach.

Die Gemeinde verspricht sich von der neuen Anlage eine bessere Auslastung bei gleich bleibenden Material- und Personalkosten. „Es entstehen signifikante Synergie-Effekte im wirtschaftlichen Bereich und zwar unabhängig von der Tatsache, dass auch die neue Anlage logischerweise einen Unterhaltungs- und Betriebsaufwand verursacht“, so Löffelhardt. „Da wir die bisherigen Becken auf der heutigen Kläranlage auch zukünftig als Speicher nutzen, können wir deutlich mehr Abwasser zurückhalten und reinigen als bisher.“

Das wasserwirtschaftliche Bauvorhaben in der Gemeinde Wüstenrot wird vom Land Baden-Württemberg unterstützt. Im Sommer 2017 übermittelte das Regierungspräsidium Stuttgart einen positiven Zuwendungsbescheid in Höhe von 1,7 Millionen Euro. Das Land stellte Städten und Gemeinden im Jahr 2017 rund 50 Millionen Euro zur Verfügung, „damit sie ihr Abwasser effizienter und umweltverträglicher beseitigen können“, unterstreicht Umweltminister Franz Untersteller. Der Zusammenschluss kleiner zu größeren Abwassereinheiten sei ein wichtiger Aspekt in der Umweltpolitik.

Regierungspräsident Wolfgang Reimer betont, die kommunale Daseinsvorsorge speziell im ländlichen Raum solle vom Land künftig noch stärker gefördert werden. „Durch diese Strukturverbesserungen machen wir die Abwasserbeseitigung nicht nur effizienter, sondern auch zuverlässiger“, so Reimer.

Andreas Scholz

Der Autor
Andreas Scholz, Schwäbisch Hall, ist freier Journalist