Die Stadt Trier hat einen Digitalen Zwilling in 3D erstellt. Die Einführung ist ein weiterer Baustein der Smart-City-Strategie.
Neue Bauvorhaben, Stadtbegrünung, Katastrophenschutz – für viele Bereiche werden gute Analysewerkzeuge und realitätsnahe Visualisierungen benötigt. Hierfür hat das Amt für Bodenmanagement und Geoinformation der Stadt Trier jetzt einen sogenannten Digitalen Zwilling von Trier an den Start gebracht, ein digitales Abbild der Stadt in 3D. Die Einführung sei ein weiterer Schritt zur Digitalisierung der Stadtverwaltung als Baustein ihrer Smart City-Strategie.
Über 100.000 Gebäude wurden laut der Stadtverwaltung in ihrer räumlichen Darstellung automatisiert erfasst, teils mit Luftbildern verschnitten und unter anderem um ein 3D-Baumkataster ergänzt. Die Daten stammen zum einen von der Landesvermessungsverwaltung RLP, zum anderen aus der Stadtverwaltung selbst. Auf diese Weise wurde das bereits bestehende Geoportal Trier um die dritte Dimension erweitert. Mit der öffentlichen Bereitstellung des Basiszwillings ist Trier nach eigenen Angaben Vorreiter bei den rheinland-pfälzischen Kommunen.
Neben der geodätischen Lagerichtigkeit und Maßstäblichkeit stehen bei den Modellen laut der Stadtverwaltung Aktualität, Vollständigkeit und Richtigkeit im Vordergrund. Gleichzeitig seien sie sehr anschaulich, aus allen beliebigen Perspektiven. Um dies zu erreichen, komme die aktuellste Technik im 3D-Bereich zum Einsatz. Die Speicherung auf deutschen Servern garantiere eine hohe Datensicherheit.
Die Landschaft der Stadt Trier mit dem Moseltal, den umgebenen kleineren Tälern und Hügeln sowie den unterschiedlichsten Bauwerken ist mit dem digitalen Zwilling aus einer völlig neuen Perspektive virtuell erlebbar. Auch der Öffentlichkeit steht diese 3D-Anwendung unter https://geoportal.trier.de kostenlos zur Verfügung und kann an PC, Tablet oder Smartphone genutzt werden. Benötigt wird nur einer der gängigen Internetbrowser sowie eine Netzverbindung mit entsprechender Bandbreite. Je nach Endgerät erfolgt die Navigation mit Maus oder Finger.
Von den circa 250 Datensätzen aus dem seit 2017 bestehenden 2D-Geoportal wurde nach Angaben der Stadtverwaltung eine große Anzahl in das 3D-Portal übertragen. Die Informationen zu öffentlichen Einrichtungen, Tourismus, Freizeit und Verkehr können über den Menüpunkt „Inhalte“ hinzugeschaltet werden. Auf diese Weise können beispielsweise die Standorte der Stadtverwaltung, Schulen, E-Ladestationen, Glascontainer oder Infos über die UNESCO-Welterbestätten in das Modell eingeblendet werden.
Zwei Varianten verfügbar
Es stehen zwei verschiedene Varianten von 3D-Modellen als sogenannter Geobasiszwilling der Stadt zur Verfügung: ein abstrahiertes und ein fotorealistisches 3D-Stadtmodell:
Das abstrahierte 3D-Modell basiert auf den Gebäudedaten der Landesvermessungsverwaltung RLP und hat den Detaillierungsgrad 2 (LoD2). Hier werden die Volumina der Baukörper angezeigt, sogenannte Gebäudekubaturen mit Dachformen. Integriert sind außerdem ein digitales Geländemodell, Hintergrundkarten wie Stadtkarte und Luftbildaufnahmen und das 3D-Baumkataster. Dadurch werden die Visualisierungen noch plastischer hervorgehoben. Bauwerke wie Windkraftanlagen, die Mariensäule oder die Thielsburg wurden als Einzelmodelle eingefügt.
Das fotorealistische 3D-Stadtmodell – ein sogenanntes Mesh-Modell – bildet die Wirklichkeit dagegen sehr realitätsnah ab. Es wurde aus Luftbildern abgeleitet, die im Frühjahr 2022 im Rahmen einer Befliegung von der Stadt Trier in Kooperation mit den Stadtwerken aufgenommen wurden.
Zukünftig sollen die 3D-Anwendungen der Stadt Trier verstärkt in der Öffentlichkeitsarbeit eingesetzt werden. Denkbar ist dies bei Bürgerbeteiligungen, Planungsprozessen, Analysen und Simulationen, energetischen und klimatischen Fragestellungen sowie im Katastrophenschutz. Neben der Funktion als internes Basiswerkzeug in Form einer digitalen urbanen Datenplattform kann der digitale Zwilling künftig sowohl als Diskussionsgrundlage dienen als auch dazu, Entscheidungsprozesse transparenter zu gestalten oder Entscheidungen anschaulicher zu kommunizieren.
Die Erweiterung des städtischen Geoportals um eine 3D-Anwendung wurde als Kooperationsprojekt mit der Trierer Firma NETGIS GdbR realisiert. Der bisherigen Strategie beim Geoportal Trier folgend wurde auf eine Open-Source-Lösung gesetzt, die von zahlreichen Kommunen gemeinsam weiterentwickelt wird. Damit habe sich die Stadt Trier für eine kostengünstige Software und mehr digitale Souveränität entschieden.
Es gebe für Trier schon ähnliche 3D-Anwendungen wie Street View in Google Maps oder Google Earth, die für einfache Anwendungsfälle ausreichten. Bei diesen sei die geometrische Genauigkeit und Aktualisierung der Daten jedoch begrenzt. Die 3D-Anwendungen der Stadt gewährleisteten hingegen einen hohen Standard. Zudem könne die Stadt in diese Modelle eigene Planungs-, hochpräzise Scanning- und Drohnendaten einbinden, um Simulationen und Analysen zu ermöglichen.
red.